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AutorenbildUwe Bronnert

Kahla (Thüringen) – ein „Hotspot“ der Serienschein-Ausgaben

Aktualisiert: 14. Nov. 2023

Ehrenurkunde für zahlungswillige Notgeldsammler

Die Stadt Kahla in Thüringen (vormals Sachsen-Altenburg) zählte im Jahr 1922 etwa 7000 Einwohner. Sie dürfte, was die Anzahl der Emissionen von Serienschein-Ausgaben betrifft, zu den ausgabefreudigsten Gemeinden des Deutschen Reichs gezählt haben.


Abb. 1: Serienscheine aus Kahla


Insgesamt zehn Serien brachte die Kommune 1921 bei den Sammlern unter:

  1. Serie „Stadtansichten“, 1921, 10, 25 und 50 Pfennig

  2. Muckserie, 15.8.1921 – 31.12.1921, 25, 50 und 75 Pfennig

  3. Erste Hindenburgserie, o. D. – 31.12.1921, 25, 50 und 75 Pfennig

  4. Porzellanserie, 15.8.1921 – 31.12.1921, 25, 50 und 75 Pfennig

  5. Zweite Hindenburgserie, 15.9.1921 – 31.12.1921, 25, 50 und 75 Pfennig

  6. Statistische Serie, 15.10.1921 – 31.12.1921, je 4 x 25, 50 und 75 Pfennig

  7. Serie „Stadt und Land“, 1.11.1921 – 31.3.1922, 6 x 75 Pfennig

  8. Weihnachtsserie, 20.11.1921 – 31.12.1921, 6 x 50 Pfennig

  9. Politische Serie, 1.12.1921 – 31.12.1921, 6 x 75 Pfennig

  10. Ausgabe des Stadtverkehrsamt zur Notgeldausstellung, 3. – 11.9.1921, 75 Pfennig

Macht zusammen 46 verschiedene Scheine, Varianten beim Papier, bei der Angabe der Druckfirma, bei den Kontrollnummern u.ä. noch gar nicht berücksichtigt.

Auch private Emittenten der Stadt sahen interessante Verdienstmöglichkeiten und beteiligten sich am regen Treiben der „Notgeldausgabe“:

  1. Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie I: Walpurgisnacht, 30. April (o. J.), 10, 25 und 50 Pfennig

  2. Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie II: Thüringer Burgenserie, 15.6.1921 – 31.12.1921, je 6 x 50 und 75 Pfennig

  3. Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie III: Thüringer Burgenserie, 15.6.1921 – 31.12.1921, je 6 x 50 und 75 Pfennig

  4. Liedertafel Kahla, 21.2.1922, 50, 75 Pfennig, 1 und 1 ½ Mark

  5. Sportverein, o. D. – 1.7.1922, je 6 x 50 und 75 Pfennig

  6. Thüringer Schachbund (29. Kongress), o. D. – 1.11.1921, 6 x 75 Pfennig

Auch hier wieder mit einer Vielzahl von Varianten.


Das „Gesetz über die Ausgabe und Einlösung von Notgeld“ vom 17. Juli 1922 (RGBl. 1922 S. 693) verbot die Ausgabe von neuem Notgeld mit sofortiger Wirkung.

Die Emittenten hatten ihr bereits ausgegebenes Notgeld innerhalb von drei Monaten einzulösen. Dies galt auch für die Serienscheine, die bekanntlich zu Sammelzwecken hergestellt wurden. Damit war es auch für die Stadt Kahla mit dem lukrativen Geschäft vorbei. Die Verantwortlichen scheinen dies vorausgesehen zu haben oder reagierten sofort auf die veränderte Situation, denn der Rat der Stadt Kahla bot aus „Dankbarkeit“ den vielen Tausenden Notgeldsammlern des Kahlaer Notgelds, „die .. durch Abnahme der verschiedenen Notgeldausgaben nicht unbeträchtliche Geldmittel zur Durchführung gemeinnütziger Aufgaben bereitstellen halfen“ die Möglichkeit, eine Ehren-Urkunde zu erwerben, die der Notgeldsammlung „als ein Dokument schwerer Not und Zeit einverleibt werden“ sollte. Und dies – Gott bewahre, nicht aus Geldschneiderei! Der Stadtrat stilisierte die Urkunde zu einem besonders wertvollen Objekt, das nur solche Personen erhielten, die als Bezieher von Kahlaer Notgeld registriert waren. Nun ja, auch neue Kunden wollte man die Möglichkeit bieten, die Urkunde zu erwerben. Mit ihrer Bestellung von Scheinen brauchten sie nur den Wunsch nach dieser Urkunde äußern und gleichzeitig für die handschriftliche Eintragung auf der Ehrenurkunde Vor- und Zunahme, Geburtsdatum und Wohnsitz mit Straße und Hausnummer angeben, so die Werbung. Ach ja, natürlich erhob man für die Ausstellung der Urkunde einen kleinen Obolus. 30 Mark plus 16 Mark für Porto musste das dem Besteller schon Wert sein.

Der Betrag war einfach vorab an das Stadt-Verkehrs-Amt Kahla S.-A. einzusenden.


Abb. 2: Stadtrath zu Kahla, Urkunde, 29. Juli 1922, Vorderseite.

Abb. 3: Stadtrath zu Kahla, Urkunde, 29. Juli 1922, Rückseite.


Allzu viele Urkunden scheinen nicht abgesetzt worden zu sein, denn sie werden im Handel nur selten angeboten.


Uwe Bronnert


Anmerkung der Redaktion:


In der Tat, war der der Bürgermeister von Kahla begeistert von Notgeld und brachte so auch den Bürgermeister von Thale im Harz dazu (sein Schwiegersohn) die Sammlerwelt mit zahlreichen Notgeldausgaben zu beglücken.

In Kahla wurde Notgeld zelebriert. Für die städtischen Ausgaben war das Stadt-Verkehrs-Amt zuständig, das vom 3. – 11. September 1921 auch eine große Notgeldausstellung organisierte. Natürlich auch hier mit einem besonderen Serienschein zur Ausstellung.



Die historische Aufnahme zeigt die Mitarbeiter des Stadt-Verkehrs-Amtes Kahla im Burghof der Leuchtenburg zur Notgeldausstellung von 1921.



Einen Blick in die Ausstellung gewährt diese historische Aufnahme aus einem speziell angefertigten Album.


Wer mehr über die Ausstellung erfahren will und sich das Album dazu anschauen möchte, der findet hier mehr dazu in unserem Blog:


Hans-Ludwig Grabowski

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