ARC steht für das American Red Cross, das als Hilfsorganisation am 21. Mai 1881 von der Lehrerin und Krankenschwester Clarissa H. Barton (1821–1912) in Washington/DC gegründet wurde. Ein Jahr später wurde das Amerikanische Rote Kreuz als US-Bundesbehörde registriert; die USA ratifizierten 1882 die Genfer Konventionen zum Schutz von Konfliktopfern. Vorrangig war das ARC auf den Militär- und Marinefürsorgedienst ausgerichtet – vor allem in den beiden Weltkriegen. Die Betreuung von verwundeten Soldaten, der zivilen Kriegsopfer, Blutspendeaktionen und Kriegsgefangenenhilfe waren neben dem Zivilschutz und der Katastrophenhilfe die Hauptaufgaben seit über 140 Jahren.
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Clara Barton als Krankenschwester während des US-amerikanischen Bürgerkriegs.
Mit dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg seit Dezember 1941 kamen nach der Landung der Alliierten in der Normandie im Juni 1944 neben den regulären US-Truppen ab Oktober 1944 auch die Angehörigen des ARC nach Deutschland.
Während des Vormarschs durch West-Mittel-Europa verwendete man Verpflegungs-Bons – Gutscheine im umgerechneten Wert von 20 US-Cents in fünf Währungen.
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12er Kupon-Schein für die Verwendung in Frankreich, Belgien, Luxemburg,
den Niederlanden und Deutschland; diese Scheinen wurden auch auf rotem und dunkelblauem Papier gedruckt.
Die US-Amerikaner bildeten im Juni 1945 ihre Besatzungszone aus den Ländern Hessen, Bayern, Württemberg-Baden und der Exklave Bremen. Es wurden elf Military Posts innerhalb der Occupation Zone of Germany eingerichtet:
Hessen: MP Frankfurt, MP Wetzlar, MP Wiesbaden (Hauptquartier des ARC),
Bayern: MP Augsburg, MP Fürth-Nürnberg, MP Garmisch, MP München, MP Würzburg,
Württemberg-Baden: MP Heidelberg, MP Stuttgart,
Bremen: MP Bremen.
An vielen Standorten in der US-Besatzungszone wurden ARC-Hauptquartiere und entsprechende Stützpunkte eingerichtet. Für die Versorgung und Unterhaltung der Mitarbeiter und Krankenschwester wurden unterschiedliche Klubs, Bars und Kantinen geschaffen. Angehörige des Roten Kreuzes dienten auch in US-Militärkrankenhäusern.
Das Amerikanische Rote Kreuz wurde in der Nachkriegszeit von PX-Läden und dem Army Exchange Service unterstützt.
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Auch versehrte US-Soldaten wurden in ARC-Klubs betreut.
Und für diese Klubs, Bars und Kantinen wurden verschiedene Kleingeld-Gutscheine gedruckt und nach bestimmten Regeln ausgegeben und verwendet.
Das ARC war natürlicher auch in den Evacuation Hospitals, den Lazaretts und Erholungsheimen der US-Armee sowie in den DP-Lagern in Aktion und dort untergebracht.
Alle bisher bekannten Gutscheine (= chits) lauten meist auf ½ Mark, 1 Mark und selten auf
2 Marks. Diese liefen nur im Zeitraum 1945 bis 1946 um; Cents- und Dollar-Gutscheine jedoch bis 1948. Die Herstellung der sehr einfach gestalteten und nur einseitig gedruckten Gutscheine erfolgte vor Ort in deutschen Druckereien – z. B.: Billettfabrik Friedrich Fronhofer in Regensburg (Drucknorm N/0597). Die Wertmarken waren in sog. Booklets eingeheftet.
Gutscheinheft, links – Gutscheine zu ½ Mark und 1 Mark, rechts; verwendet im 114th Evacuation Hospital in Limburg.
Gutscheinheft, links – Gutscheine zu ½ Mark und 1 Mark, rechts; bis 1946 im Unteroffiziersklub des 250th Station Hospital in Regensburg verwendet.
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Eingang zum Bamberger ARC Club „Whispering Pines“.
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Gutschein 1 Mark, ausgegeben vom Bamberg Military Community PX, mit Abstempelung „BAMBERG RED CROSS“ / „BMC RED CROSS / SNACK BAR / A. E. S.“; es sind auch Gutscheine mit Aufdruck „Bamberg Mil. Com. Exchange” zu 1 und 2 Mark o. D. und gleichen Stempeln belegt.
Gutschein im Wert von ½ Mark (One Coca-Cola) ARC Club Bayreuth links
und ½ Mark mit Aufdruck „SNACK BAR, Bayreuth, Red Cross“ rechts;
die Constabulary Regimenter waren militärische Polizeieinheiten der US-Armee (1945–1952) und galten als Sicherheits- und Grenztruppen; es sind auch Gutscheine über ½ Mark
für die AES Ice Cream Bar in Bayreuth bekannt.
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Gutschein „One Coca-Cola“ (= ½ Mark), verwendet im American Red Cross Club in Hof; mit Kontrollnummer, mit Druckfehler „Bavarya” statt “Bavaria“; in Hof waren die 602nd ACWRON APO 321 und die Air Station APO 09684 stationiert.
Flyer „Palmgarden Red Cross Club“ Frankfurt a. M., links – 50 Pfennig,
verwendet im „Palmgarden Fountain“ (= ½ Mark), American Red Cross Club.
Eingang zum ARC Club (= Albert-Schumann-Theater) Frankfurt a. M., links – 50 Pfennig, verwendet im „Schumann Fountain“ (= ½ Mark), American Red Cross Club.
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Wertmarke zu –,50 (Pfennig) „Anchorange Fountain“ ARC Club Frankfurt (diese Wertangabe kommt selten vor und entspricht den üblichen ½-Mark-Scheinen).
Army Snack Bar, ARC Cross Road, Opernhaus/Staatstheater Stuttgart, links – 2 Mark (= 20 Cents ), auch Wertmarken zu 50 Pfennig und 1 Mark bekannt; X–R = Cross Roads (Special Service Military Community Stuttgart).
ARC Service Club Mannheim, links – Gutschein zu ½ Mark Mannheim PX.
Eingang zum ARC Eagle Club Wiesbaden, links – Gutschein für 1 Kaffee/2 Donuts,
verwendet im beschlagnahmten Wiesbadener Kurhaus (vom 18. September 1945
bis September 1947 American Red Cross Club für US-Offiziere).
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Wertmarken zu 1 Mark, links vom ARC innerhalb des 107th Evacuation Hospital Würzburg verwendet.
Es gab auch Essensmarken zu 1½ Mark.
Außer den hier vorgestellten Kantinengeldern hat es mit größter Wahrscheinlichkeit weitere, bisher nicht gemeldete Belege gegeben. Die ARC-Scheine sind allesamt selten und kommen auf dem Sammlermarkt kaum vor.
Ab 1947 gab das Rote Kreuz der US-Amerikaner in ihren Einrichtungen auch Wertscheine in US-Dollar und Cents aus. Bekannt sind die Dollar-Scheine für die US-Erholungsheime in Berchtesgaden, in Garmisch und am Chiemsee. Diese Clubs unterstanden dem USFET Special Service und dem ARC.
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Gutschein 1 Dollar, bis 30. April 1949 in allen Erholungsheimen in Oberbayern (bspw. „Berchtesgadener Hof“) gültig.
Ungeklärt sind bisher die Gründe für die Verwendung der vier Wertstufen des A.R.C. River Clubs. Die 1933/34 erbauten Weser-Terrassen in Bremen wurden von den US-Besatzern beschlagnahmt, in "River Club" umbenannt und vom ARC bewirtschaftet. Im unbeschädigten Lokal fanden spezielle Partys, Dart-Wettbewerbe und Varieté-Shows statt; bei den 10-, 20-, 50- und 100-Dollars-Scheinen könnte es sich um Tombola-Scheine handeln. Der "River Club" schloss Mitte Oktober 1947 und wurde der Stadt Bremen zurückgegeben.
Der ARC "River Club" befand sich in der Lüneburger Straße, links – 10 Dollar, mit der stilisierten Abbildung einer „doughnut dolly“, einer ARC-Krankenschwester; die 20-, 50- und 100-Dollars-Scheine hatten das gleiche Aussehen und die selbe Farbe.
Auch in den zahlreichen Auffanglagern für DPs agierte das Amerikanische Rote Kreuz;
im UNRRA-Lager Augsburg waren baltische und ukrainische DPs untergebracht, in den Dillinger Lagern polnische und litauische Personen.
50 Einheiten/Units, UNRRA-Camp Team 114 = Augsburg-Hochfeld für baltische und ukrainische DPs, links – 1 Unit, UNRRA-Camp „Ludwig“ Team 308 = Männerlager Dillingen.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden erstmals nach der Besetzung Nordafrikas ARC-Ausgaben verwendet: in Constantine/Algerien, Rabat/Marokko und Bizerte/Tunesien, später auch in Europa und im pazifischen Kampfgebiet. Beispiele: 5-Lire- und 2-Francs-Gutscheine aus Italien und Frankreich.
5 Lire (= ca. 25 Cents), ARC-Offiziersklub aus Foggia, Region Apulien; 2 Francs (= ca. 50 Cents), ARC-Imbiss, häufigster Typ in Frankreich, aber auch schon in Algerien in unterschiedlichen Farben verwendet (auch Ausgaben zu 1 Franc; auch Fehldrucke mit „SNAK BAR“ statt „SNACK BAR“ bekannt.
Aber auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg gab das ARC Kantinengeld aus. US-Truppen waren vom Dezember 1918 bis Dezember 1923 im Raum Koblenz stationiert und beteiligten sich an der alliierten Rheinlandbesetzung.
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5 Cents, Canteen Coupon, ARC Station Hospital Coblenz.
Mit der Einführung des US-amerikanischen Militärgelds (= Military Payment Certificates/MPC) ab 16. September 1946 erübrigte sich der Druck und die Verwendung der auf Mark lautenden Gutscheine/Kantinengelder des ARC.
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5 Cents MPC (= ½ Mark); mit den anderen Scheinen zu 10, 25 und 50 Cents sowie 1, 5 und 10 Dollar(s) wurde die Serie 461 schon am 10. März 1947 wieder ungültig.
Während des Zweiten Weltkriegs und danach dienten 71.000 Krankenschwestern im US-Militär, von denen 52 ums Leben kamen. Umgangssprachlich und kameradschaftlich wurden sie „Doughnuts dollies“ genannt. Diese Frauen waren alles Freiwillige, die vom Kriegsministerium ausgesucht und getestet wurden; sie mussten einen Hochschulabschluss und ein makelloses Führungszeugnis nachweisen.
Die gebürtige Polin Maria-Klara „Ronny“ Rechen auf der Donau; Bescheinigung für ihren Dienst beim ARC.
Bekannt sind die sog. ARC-Clubmobile, die bei der Betreuung der Soldaten mit Donuts und Kaffee versorgten. Bei den Truppen waren die tüchtigen Krankenschwestern auch für die R&R (Slang für „Rest and Recuperation“ = Ruhe und Erholung) verantwortlich.
Die Clubmobile waren umgebaute Autobusse der US-Armee, die seit der Befreiung Frankreichs für die medizinische Versorgung dem Amerikanischen Roten Kreuz zur Verfügung gestellt wurden.
GIs vor einem ARC Clubmobil, links – die „doughnuts dollies“ verteilten die bei den Soldaten beliebten und früher mit Nüssen gefüllten Krapfen.
Michael H. Schöne
Quellen:
Aitkin, J., Arva, G, Freeland, K.: „American Red Cross in World War II Collectors Guide“, 2014, Port Clinton/USA
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