Oleg Klimenko und Wilfried Trillenberg/
Forschungsinstitut der internationalen Wissenschaftlichen Vereinigung Weltwirtschaft und Weltpolitik e.V. Berlin:
"Das Notgeld Galiziens – Lokales und privates Notgeld im osteuropäischen Galizien 1914/1923"
119 Seiten, mit vielen farbigen Abbildungen, Format 19 x 25 cm, Klebebindebroschur,
Berlin 2019, Preis 23,50 Euro
ISBN-Nr. 978-3-9818256-6-4
Im Internet-Zeitalter erfreuen sich auch auf dem Gebiet der Numismatik Fachbücher zu verschiedenen Bereichen großer Beliebtheit, gerade bei speziellen Gebieten, die aus betriebswirtschaftlichen Gründen bei traditionellen Verlagen nicht publiziert werden können. Der ukrainische Numismatiker Oleg Klimenko und Dr. Wilfried Trillenberg, Direktor des genannten Forschungsinstituts, haben als Nr. 47/19 in der Reihe „Europäische Integration, Grundfragen der Theorie und Politik“ des Instituts dieses Buch zum Notgeld in Galizien vor rund 100 Jahren herausgegeben.
Es bietet sehr viel in den neun Kapiteln, ist jedoch – um es vorwegzunehmen – kein „klassischer Katalog“ für Sammler. Die ersten Kapitel beschreiben sehr anschaulich das Chaos in Wirtschaft und Handel, das nicht nur in Galizien, sondern in vielen Ländern nach Ende des Goldstandards 1914 und dem Ersten Weltkrieg entstand. Die Lektüre wird auch für jene von Interesse sein, die sich nicht viel mit Numismatik beschäftigen, werden doch viele Aspekte bis hin zum Schicksal der Kriegsgefangenen aus den Schlachten des Ersten Weltkriegs behandelt. Über die Geschichte Galiziens und der Westukraine findet man heute in den Standardgeschichtsbüchern nur relativ knappe Angaben, was auch auf polnische Kataloge zu Galiziens Papiergeld zutrifft. Sammler von polnischem Papiergeld finden hier reichlich Hintergrundinformationen, für die in Katalogwerken meist kein Platz ist und die bestenfalls im Vorwort Erwähnung finden.
Was den „Katalogteil“ angeht, so finden wir hier alphabetisch geordnete Aufstellungen von Orten in polnischer Sprache, bei denen gegebenenfalls auch ukrainische Bezeichnungen aufgeführt werden. Die ausgegebenen Scheine sind mit Nominalwert und zusätzlichen Informationen, wie Papier, Stempel und Besonderheiten wie Unterschriften und – sofern bekannt – auch Datum angegeben. Eine klassische Nummerierung erfolgt nicht. Nach Einschätzung des Verfassers dieser Zeilen ist dieser Katalog der umfangreichste, der für Galizien bislang erschien, was die Zahl der Positionen angeht. „Sammler“ können sich also sehr gut informieren, welche Orte in jener Zeit Notgeld ausgegeben haben, was für privates wie kommunales, d. h. „amtliches“ Papiergeld zutrifft. Bilder von verschiedensten Scheinen finden wir deutlich verkleinert am Ende des Buchs in recht guter Qualität. Wer sich schon längere Zeit mit dem Notgeld Galiziens beschäftigt, wird vielleicht als einzigen den OG 50 auf Seite 91 besitzen oder schon mal im Original gesehen haben. Dies ist der 100-Kronen-Assignatenschein 1915 der Stadt Lemberg.
Nach 100 Jahren und zwei Kriegen sowie vielen Wirren der Zeit sind natürlich nur sehr wenige der einst verausgabten Papiergeldscheine übrig geblieben, von denen die meisten möglicherweise schon in Sammlungen festliegen – oder auch noch auf Entdeckung warten? Natürlich gibt dieses Buch keine Preise für die dokumentierten Scheine an, weil all dies Raritäten sind und viele gar nicht mehr existieren.
Bei Geldzeichen kleinerer Orte bezahlen Interessenten mit persönlichem Bezug zu diesem oft „Fantasiepreise“. Die meisten ukrainischen und polnischen Papiergeldsammler konzentrieren sich bei Galizien auf die staatlichen Geldscheine, die umliefen, und stoßen hier schon schnell z.B. bei Polen in der Zwischenkriegszeit 1919–1939 auf Grenzen. Wer dazu mal den einen oder anderen privaten Geldschein eines galizischen Ortes in die Sammlung legen kann, darf sich darüber freuen, denn viele wird man auch bei reichlich verfügbarem Geld nicht zusammentragen können.
Alles in allem ist dieses Buch eine wirklich lohnenswerte Lektüre für geschichtlich interessierte Papiergeldfreunde, die mehr über das Gebiet Galizien vor 100 Jahren erfahren wollen. Jenem Kreis kann dieses Buch nur empfohlen werden, das am Ende Zusammenfassungen in deutscher und ukrainischer Sprache enthält. Die Aufnahme einer solchen in Polnisch hätte den Interessentenkreis vermutlich bedeutend erweitert.
Beschaffen kann man das Werk über das Forschungsinstitut der IWVWW e.V. mittels
E-Mail unter fo1.iwvww@yahoo.de. Es kostet inklusive Versand innerhalb Deutschlands 23,50 Euro. Die Briefadresse lautet: IWVWW e.V., Postfach 79 02 40, 13015 Berlin.
Wolfgang J. Mehlhausen
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