Fortsetzungsreihe, Teil 27
Druckverfahren und Sicherheitsmerkmale der Euro-Noten, Teil 4
Das Prinzip der Ätzung eines Stahloriginals anstelle eines Stichs von Hand.
Als die klassischen Sicherungsmittel gegen Fälschung und gleichzeitig die auch noch aus heutiger Sicht wirkungsvollsten sind, neben dem Stichtiefdruck, das Wasserzeichen und der Sicherheitsfaden zu nennen. Letzterer ist ein aluminiumbedampfter Polyesterfaden und komplett in das Papier eingebettet, tritt also nicht mehr als silbern glänzender Fensterfaden, wie seinerzeit bei den DM-Noten, partiell an die Oberfläche. Er enthält durch Aussparungen der Oberflächenbeschichtung Notenwert und Währungsbezeichnung in Mikro- und Minischrift (0,4 bzw. 0,8 mm), abwechselnd seitenrichtig und seitenverkehrt. Die Räume zwischen der Beschriftung enthalten einen bestimmten Code. Diese Prüfmerkmale wurden auf Wunsch der Bank of England integriert, im Vorgriff auf einen etwaigen künftigen Beitritt des Vereinigten Königreichs zur Eurozone. Das Hauptmotiv der Vorderseite erscheint in hell/dunkel abgestuften Grautönen als Wasserzeichen, das weiche, fließende Verläufe der Abstufungen von Hell nach Dunkel aufweist. Darunter befindet sich das sogenannte Draht- oder Wertwasserzeichen. Ein echtes Wasserzeichen wird durch Papierverdickungen und –verdünnungen gebildet. Es weist daher stets das Phänomen der Helligkeitsumkehr auf: In der Durchsicht gegen Licht helle Stellen werden bei Auflegen des Scheins auf eine Unterlage dunkel, dunkle Stellen erscheinen hell. Bei dem genannten Wertwasserzeichen ist dies besonders gut zu erkennen. Doch Vorsicht: Auch mittels fetthaltiger Substanzen imitierte Wasserzeichen können in abgeschwächter Form dieses Phänomen aufweisen! Das rechts der beiden beschriebenen Wasserzeichen im bedruckten Teil der Note befindliche Balkenwasserzeichen dient nicht der optischen Echtheitserkennung. Die hellen und dunklen vertikalen Balken in je Nennwert unterschiedlicher Ausprägung enthalten in codierter Form den Wert der Banknote, der maschinell erkannt werden kann. Dieser Bar-Code wird von der Belgischen Notenbank genutzt. Das Rundsieb der Papiermaschine trägt mehrere Gewebelagen aus Phosphor-Bronze. Das spätere Wasserzeichenbild ist in dieses Gewebe eingeprägt. Hierdurch sind Erhöhungen und Vertiefungen entstanden, die das geschöpfte Papier an den erhöhten Stellen dünner und an den vertieften dicker werden lassen. So entstehen im Papier die gewünschten Halbton-Wasserzeichen. Der Fälscher imitiert das Wasserzeichen meist in Form eines blassen Aufdrucks im Weißfeld auf Vorder- oder Rückseite, oder er behandelt das Papier mit einer fettigen Substanz (siehe oben), um so Transparenz und Opazität der Papierstellen im Wasserzeichenbereich vorzutäuschen. Solcherart nachgeahmte Wasserzeichen sind aber meist gut von den echten zu unterscheiden, zumal sie in der Zeichnung oft vom Original abweichen. Auch der Faden wird häufig durch einen Aufdruck auf der Rückseite der Falschnote nachgestellt. Er ist in der Durchsicht dann kaum zu erkennen, aus dem Papier freilegen wie sein echtes Pendant lässt er sich natürlich ebenfalls nicht.
Mittels eines Merkblattes informierten EZB und Bundesbank über die Sicherheitsmerkmale der Euro-Noten.
Die Minischrift an verschiedenen Stellen im Notenbild von Vorder- und Rückseite weist eine Größe von 0,8 mm auf. Die Größe der Mikroschrift variiert je nach Druckverfahren. Beim Stichtiefdruck sind es 0,3 mm, bei den Schriften des indirekten Hochdrucks 0,24 mm. Bislang waren Scanner nicht in der Lage, die Mikroschriftzeichen originalgetreu wiederzugeben, als Resultat waren immer nur ausgefranste Fragmente oder Linien, aber nie klare Buchstaben oder Zahlen zu erkennen. Dies hat sich geändert. Die neueste Scannertechnologie ist sowohl in der Lage, Mikroschrift exakt zu kopieren, als auch die leichte Einfärbung des Notenpapiers. Als Kopierschutz fungieren die auf Vorder- und Rückseite innerhalb des Schutzuntergrundes aufgedruckten kleinen farbigen Kreise, der sogenannte Omron-Code. Er war auch bereits im Druckbild der letzten DM-Notenserie enthalten. Viele Kopierer und Farbdrucker der neueren Generation haben einen speziellen Schlüssel hinterlegt, der anhand des auf der Banknote enthaltenen Codes erkennt, dass es sich um einen Wertdruck handelt. Der Druck wird hierdurch verweigert oder das Gerät produziert nur eine geschwärzte Kopie.
Das im oberen Teil des Weißfeldes der Note befindliche Durchsichtsregister, das sich aus vorder- und rückseitig aufgedruckten Fragmenten der Wertzahl komplett und durch den verwendeten Super-Simultandruck in exakter Deckungsgleichheit zusammensetzt, wenn man den Schein gegen das Licht hält, ist ebenfalls kein zuverlässiges Echtheitskriterium mehr. Fast alle Falsifikate guter Qualität weisen diese Deckungsgleichheit auf. Zur alleinigen Prüfung einer verdächtigen Banknote ist dieses Mittel daher nicht mehr geeignet. Im Umkehrschluss ist allerdings ein Schein dann mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit falsch, wenn diese Registerfragmente nicht übereinstimmen.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld,
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