In meiner Sammlung befindet sich ein Darlehenskassenschein zu 5 Mark vom 5. August 1914 mit siebenstelliger Kennziffer. Das Besondere an dem Schein ist ein runder, violetter Stempelabdruck in der rechten oberen Ecke. In einem Innenkreis mittig der zweizeilige Test „Gott strafe / England!“. Über und unter dem Text jeweils eine kleine Verzierung. Der Innenkreis ist von einem weiteren Kreis mit kleinen Zacken umgeben. Welche Bewandtnis hatte es mit diesem Propagandaaufdruck auf sich?
Die Phrase „Gott strafe England“ wurde im Deutschen Reich während der Zeit des Ersten Weltkriegs bei den verschiedensten Gelegenheiten gebraucht. Großbritannien sollte der göttliche Zorn für seinen niederträchtigen Kriegseintritt auf Seiten Frankreichs, Belgiens und Russlands treffen. Die Losung findet sich auf einer Vielzahl von Plakaten, Postkarten, Vignetten (gezähnt wie Briefmarken oder auch in Form eines Artillerie-Geschosses), Tassen und Teller, aber auch auf Eheringen und Kohlenbriketts, Bücher erschienen mit diesem Titel, ebenso wie Musikstücke.
Bald diente „Gott strafe England“ in der deutschen Armee als Grußformel, auf die
„Er strafe es“ geantwortet wurde. Der Slogan wird Ernst Lissauer (* 16. Dezember 1882 in Berlin; † 10. Dezember 1937 in Wien) zu geschrieben. Ernst Lissauer war Dramatiker, Lyriker und Publizist und für Stefan Zweig der preußischste oder preußisch-assimilierteste Jude, den er kannte. Lissauer stammte aus einer alteingesessenen Berliner Fabrikantenfamilie. Bei Kriegsausbruch meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, wurde jedoch als untauglich ausgemustert. Daher versuchte er mit andern Mitteln der Sache zu dienen und verfasste patriotische Gedichte, wie den „Hassgesang gegen England“ (1914).
Text und Abb. Uwe Bronnert
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