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AutorenbildUwe Bronnert

Lackierte Euro-Banknoten

Aktualisiert: 15. Sept. 2022

Die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt am Main feierte am 1. Januar 2022 den 20. Jahrestag ihrer Geldzeichen. Am 1. Januar 2002 lösten die Euromünzen zu 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Cent, 1 und 2 Euro sowie die Eurobanknoten zu 5, 10, 20, 50, 100, 200 und 500 Euro die nationalen Währungen in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Portugal und Spanien ab.


„Planung, Produktion und Ausgabe … [dieser] Euro-Banknotenserie haben seinerzeit zehn Jahre in Anspruch genommen. Da der Lebenszyklus von Banknotenserien in den letzten Jahren wegen der Fortschritte in der Kopiertechnik immer kürzer geworden ist und viele Länder der Auffassung sind, Banknotenserien sollten in Abständen von sieben bis zehn Jahren erneuert werden, wurde die Planung schon recht bald nach der Ausgabe der ersten Serie in Angriff genommen.“[1] Der Banknotenausschuss befasste sich bereits im Frühjahr 2003 mit der Frage einer neuen Euro-Banknotenserie und der EZB-Rat sprach sich im März für die Beibehaltung des Themas „Zeitalter und Stile in Europa“ bei der Gestaltung der zweiten Banknotenserie aus. Als ihr frühester Ausgabezeitpunkt war Anfang 2008 vorgesehen. Der genaue Termin sollte allerdings von der Entwicklung bei den Banknotenfälschungen abhängig gemacht werden.


Der Entwurf der erste Euro-Banknotenserie stammte von Robert Kalina, einem Mitarbeiter der Druckerei der Oesterreichischen Nationalbank. Er diente nun als Grundlage für die Gestaltung der neuen Serie, bei der solche Motive wie Fenster, Tore und Brücken, die Landkarte Europas und die Europaflagge beibehalten werden sollten. Aus dem Gestaltungswettbewerb im Jahr 2006 ging der von der Deutschen Bundesbank nominierte Grafiker Reinhard Gerstetter (Berlin) als Sieger hervor.


Die zweite Serie wird auch „Europa-Serie“ genannt, weil zwei der Sicherheitsmerkmale ein Porträt der Europa zeigen,[2] und zwar als Wasserzeichen auf dem Schaurand und als Hologramm, einem silberfarbigem Streifen am rechten Rand der Vorderseite. Die Abbildung selbst stammt von einer über 2000 Jahre alten Vase, die im Pariser Louvre zu sehen ist. Weitere neue bzw. veränderte Sicherheitsmerkmale sind die Smaragdzahl in der linken unteren Ecke, deren Farbe sich je nach Blickwinkel verändert. Ferner ein Glanzstreifen auf der Rückseite, der je nach Betrachtungswinkel golden glänzend oder als fast unsichtbar Schatten wahrgenommen wird. Die Noten zu 50, 100 und 200 Euro weisen zusätzlich ein Porträt-Fenster im Hologramm auf.


Die EZB ist der Meinung, dass der Euro grundsätzlich die Währung für alle EU-Mitglieder werden soll. Eine mögliche Erweiterung der Euro-Zone wurde daher auf der Europa-Serie vorweggenommen, indem die Währungsbezeichnung und die Akronyme[3] der Europäischen Zentralbank auch um die Schreibweise aller EU-Sprachen ergänzt wurde, selbst wenn sie nicht an der Euro-Währung teilnehmen.


Befinden sich auf den Scheinen der ersten Serie fünf Kürzel für die Angabe des Emittenten – BCE, ECB, EZB, EKT, EKP – so sind es nun bei den Scheinen zu 5, 10 und 20 Euro neun:

BCE (Französisch, Irisch, Italienisch, Portugiesisch, Rumänisch, Spanisch), ECB (Dänisch, Englisch, Lettisch, Litauisch, Niederländisch, Schwedisch, Slowakisch, Slowenisch, Tschechisch), EZB (Deutsch), EKP (Estnisch, Finnisch), ΕΚΤ (Griechisch), ЕЦБ (Bulgarisch; in kyrillischen Buchstaben), EKB (Ungarisch), BĊE (Maltesisch) und EBC (Polnisch).

Die Angaben auf den 100- und 200-Euro-Scheinen wurde mit dem Kürzel ESB (Kroatisch) ergänzt. Seit dem Beitritt Bulgariens zur EU wird die Währungsbezeichnung EURO neben der bisherigen Benennung in lateinischen und griechischen Buchstaben (ΕΥΡΩ) nun auch in der kyrillischen Schreibweise „ЕВРО“ aufgeführt. Ferner machte der Beitritt Maltas und Cyperns zur EU eine Neugestaltung der Landkarte auf der Rückseite der Noten notwendig.


Am 2. Mai 2013 gab die EZB die ersten Banknoten der neuen Europa-Serie in Umlauf.

Die übrigen Nominale folgten sukzessive; am 23. September 2014 der Zehner, am 25. November 2015 der Zwanziger, am 4. April 1917 der Fünfziger und zuletzt am 28. Mai 2019 die Scheine zu 100 und 200 Euro. Die 500-Euro-Note wird seit 2014 nicht mehr produziert und ab dem 27. April 2019 nicht mehr ausgegeben. Sie bleibt aber wie auch alle anderen Scheine der ersten Serie gültig. Auf den Noten der einzelnen Wertstufe ist jeweils das Jahr der Erstausgabe angegeben.


Im Herbst 2019 übernahm Christine Lagarde das Amt der Präsidentin der Europäischen Zentralbank von Mario Draghi. Somit gibt es von den meisten Nominalen der Europa-Serie bereits zwei Ausgaben, eine mit der Unterschrift Draghis und die andere mit der von Lagarde.


Abb. 1: Wann wurde welche neue Euro-Banknote der Europa-Serie eingeführt?

Quelle: EZB: www.ecb.europa.eu

Eine weitere Neuerung bei den Noten zu 5, 10 und 20 Euro blieb bei der Öffentlichkeit fast unbemerkt. Da die kleinen Stücklungen, also besonders die 5- und 10-Euro-Noten bereits nach einem Jahr verschlissen waren, strebte man bei den Scheinen der neuen Serie eine längere Haltbarkeit an. Bereits im Mai 2003 lud die EZB Vertreter der führenden Banknotendruckereien und Notenpapier-Hersteller zu einer Sitzung ein, um das Problem zu erörtern. Bei den anschließenden Laborversuchen wurden verschiedene Materialien, sowohl aus Kunststoff als auch beschichtete Papiersorten aus Baumwollfasern, auf ihre Brauchbarkeit getestet. 16 alternative Materialien standen zur Auswahl. Für jede von ihnen druckten zwei Banknotendruckereien Testnoten. Am Ende blieben fünf Alternativen für weitere Untersuchungen übrig, mit denen der Gebrauch unter authentischen Bedingungen simuliert wurde. Dabei ging man der Frage nach, wie sich Schmutz und Feuchtigkeit, aber auch der Einsatz von Hochgeschwindigkeitsbearbeitungsmaschinen und die Nutzung im Zahlungsverkehr auf die Haltbarkeit auswirken. 2007 entschloss man sich dann einen Gebrauchstest mit echten, unterschiedlich beschichteten Euro-Banknoten in den Niederlanden, Irland und Portugal durchzuführen. „Da die getesteten Alternativen sich in den verschiedenen Ländern in gleicher Weise verhielten, konnte man aufgrund der Testergebnisse für die Europa-Serie eine solche Beschichtung wählen, die die Haltbarkeit der Banknoten mit niedrigen Nennwerten verbesserte.“[4]


Abb. 2.1: Beschichtete Musternote für den Haltbarkeitstest, Vorderseite.

Abb. 2.2: Beschichtete Musternote für den Haltbarkeitstest, Rückseite,

Größe: 133 x 72 mm. Sie entspricht damit der Größe der 20-Euro-Banknote. Mit Wasserzeichen „Auge“ im oberen und „LD“ im unteren Schaustreifen.


Die gewonnenen Erkenntnisse wurden bei der Produktion der Europa-Serie berücksichtigt. Die zwei niedrigsten Werte der neuen Serie erhielten eine Schutzschicht aus Speziallack.

Dies gilt nun auch für die 20-Euro-Scheine. Alle seit dem 1. Januar 2021 neu in Umlauf gebrachten Noten werden ebenfalls mit Lack behandelt. Die Beschichtung ist kein neues Sicherheitsmerkmal, sondern dient in erster Linie einer längeren Haltbarkeit der Banknoten. Der Unterschied zu nicht lackierten Scheinen ist visuell kaum erkennbar. Die gelackten Banknoten fühlen sich aber etwas glatter an als die Unbeschichteten. Bleibt noch anzumerken, dass das Gewicht der lackierten Scheine geringfügig höher liegt als bei den unlackierten Scheinen. Betrug das Gewicht der 5-Euro-Note vorher 0,68 g, so liegt es nun bei 0,71 g.


Abb. 3.1: EZB, 2013, 5 Euro, Vorderseite.

Abb. 3.2: EZB, 2013, 5 Euro, Rückseite.


Abb. 4.1: EZB, 2014, 10 Euro, Vorderseite.

Abb. 4.2: EZB, 2014, 10 Euro, Rückseite.


Abb. 5.1: EZB, 2015, 20 Euro, Vorderseite.

Abb. 5.2: EZB, 2015, 20 Euro, Rückseite.


Was des einen Freud ist, ist des anderen Leid. Diese Erfahrung musste die Polizei im Zusammenhang mit den lackierten Euro-Banknoten machen. „Die lackierten Oberflächen … bereiten der Polizei .. große Probleme: Die Lackierung, die die Scheine haltbarer machen soll, verhindert gleichzeitig, dass sich auf der Oberfläche Fingerabdrücke anhaften – diese sind derzeit also mit herkömmlichen Methoden nicht nachweisbar. Die kriminaltechnische Sicherung von Fingerabdrücken auf Geldscheinen ist unter anderem bei der Verfolgung von Diebstahl-, Raub- und Drogendelikten wichtig.“[5]


Anfang Dezember 2021 kündigte die EZB an, dass sie in den nächsten Jahren Banknoten mit einem völlig neuen Design ausgeben wolle. „Wir wollen Euro-Banknoten entwickeln, mit denen sich die Bürgerinnen und Bürger in Europa identifizieren können und die sie mit Stolz verwenden“, so EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. Über das Aussehen der neuen Noten soll in einem mehrstufigen Verfahren, bei dem auch die EU-Bürger beteiligt werden sollen, bis 2024 entschieden werden. „Bis sich die Menschen an erneuerte Euro-Banknoten gewöhnen müssen, wird es noch dauern. Selbst im Fall einer EZB-Entscheidung 2024 würden .. [die neuen] Geldscheine erst Jahre später nach umfangreichen Tests unters Volk gebracht. Eine logistische Herausforderung ist ein solches Projekt ohnehin: Im Oktober 2021 waren nach EZB-Angaben mehr als 27,6 Milliarden Euro-Banknoten im Gesamtwert von gut 1,5 Billionen Euro im Umlauf.“[6]


Uwe Bronnert

Anmerkungen [1] Antti Hennen, Die ersten Euros, Entstehung, Einführung und das erste Jahrzehnt der Euro-Banknotenserie, Herausgeber: Deutsche Bundesbank (deutsche Fassung), Siemen Pankok (Originalfassung), Frankfurt am Main 2014. S. 226.

[2] Europa ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Zeus verliebt sich in Europa, der Tochter des phönizischen Königs Agenor und seiner Frau Telephassa. Um sich Europa nähern zu können, verwandelt sich Zeus in einen Stier und gelangt inmitten einer Stierherde in die Nähe der am Strand von Sidon spielenden Europa. Diese steigt auf den Rücken des Zeus-Stiers. Er entführt die Prinzessin nach Matala auf der Insel Kreta, wo er sich in den Göttervater zurückverwandelte. Aus der Verbindung mit ihm entsprangen drei Kinder: Minos, Rhadamanthys und Sarpedon.

[3] Ein Akronym ist ein Sonderfall der Abkürzung. Akronyme entstehen dadurch, dass Wörter oder Wortgruppen auf ihre Anfangsbestandteile gekürzt werden.

[4] Antti Heinonen, S. 229.

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