Schon bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme bereitete sich die Wehrmacht gemäß der Maxime „Volk ohne Raum“ auf einen bevorstehenden Eroberungskrieg vor.
Auch die Zivilbevölkerung wurde auf einen möglichen Luftkrieg vorbereitet. Vielerorts fanden Luftschutzübungen statt, die von den NSDAP-Ortsgruppen organisiert wurden. Bereits im Oktober 1935 hatte das Reichsluftfahrt-Ministerium Richtlinien erlassen, wie sich die Bevölkerung in einem möglichen Luftkrieg verhalten sollte.
Am 5. Juni 1937 verkündete Herman Göring, Reichsbeauftragter für den Vierjahresplan, die Einführung der „Volksgasmaske“ (VM). Bei der von der Firma Dräger in Lübeck entwickelten Maske „VM 37“ handelt es sich um eine haubenartige Konstruktion, die den Großteil des Kopfes umschließt. Das Gummi der Haube ist sehr robust und völlig undurchlässig gegen chemische Kampfstoffe, einzig gegen Leuchtgas war sie wirkungslos. Die Haube hat zwei getrennte Sichtgläser und einen runden abnehmbaren Atemfilter. Sie wurde in drei Größen hergestellt (Größe „M“ = Männergröße, Größe „F“ = Frauengröße, Größe „K“ = Kindergröße).
Ab Juli 1937 wurde die Volksgasmaske an die Bevölkerung ausgegeben. Bis Kriegsende wurden in Deutschland fast 45 Millionen Stück verkauft. Ihr Preis betrug 5 RM, konnte jedoch bei Bedürftigkeit auf 50 Reichspfennig herabgesetzt werden. Um die Bevölkerung von der Notwendigkeit des Erwerbs zu überzeugen, fand nach einer Mitteilung des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshabers der Luftwaffe in der Zeit vom 18. bis 25. September 1938 im ganzen Deutschen Reich die „Woche der Volksgasmaske“ statt.
Wohl nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen muss es zu Lieferengpässen bei den Volksgasmasken gekommen sein. Um den Bedarf in besonders gefährdeten Gebieten decken zu können, sammelte man bereits an die Bevölkerung verkaufte Masken wieder ein. Die Empfänger erhielten im Gegenzug eine Leistungsbescheinigung. Zu einem späteren Zeitpunkt sollte der bezahlt Kaufpreis rückvergütet bzw. eine neue Maske ausgehändigt werden.
Die vom Hauptamt für Volkswohlfahrt ausgestellten und von seinem Leiter (Erich) Hilgenfeldt unterzeichneten Leistungsbescheinigungen datieren vom 10. Oktober 1939. Sie haben das Format 206 x 146 mm. Gedruckt wurden die Scheine von Giesecke & Devrient auf Papier mit dem Wasserzeichen „Giesecke-Dreipass Muster“, das z. B. bereits bei der 500-Mark-Banknote vom 1. Juli 1922 der Sächsischen Bank und bei verschiedenen Notgeldausgaben 1923 verwendet wurde.
Am 14. Mai 1944 meldete die Litzmannstädter Zeitung, dass „alle Besitzer derartiger Leistungsbescheinigungen .. nunmehr aufgefordert [werden], diese bis spätestens 31. Mai bei der für sie zuständigen VM.-Ausgabestelle der NSV. vorzulegen und hierfür eine Volksgasmaske kostenlos in Empfang zu nehmen. Nach Ablauf dieses Termins sollen die Leistungsbescheinigungen für ungültig erklärt werden.“
Text und Abb. Uwe Bronnert, Volksgasmaske (Wikipedia)
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