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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Leserpost: 100.000 Reichsmark von 1923?

Sehr geehrter Herr Grabowski,

in den "Fürstenberger Blättern" möchte ich einen lokalen Notgeldschein abbilden.

Meiner Meinung nach ist das ein Unikat. Können Sie mir als absoluter Spezialist weiterhelfen?


Fürstenberger Glashüttenwerke A.-G., Gutschein über 100.000 Mark vom August 1923,

Vorder- und Rückseite.


100.000 Deutsche Reichsmark, Fürstenberger Glashüttenwerke A.-G., August 1923, Serie E, Nr. 534, Dieser Gutschein ist bei der Niederlausitzer Bank, Fürstenberg-O., sichergestellt und wird dortselbst nach Behebung der gegenwärtigen Bargeldnot in bar eingelöst.

Es handelt sich um Fürstenberg (Oder).

in Worten steht dort "einhunderttausend Mark" und der Geschäftsführer Ingerle hat unterschrieben. Ich wollte von Ihnen wissen, ob es ein Unikat ist. Der Schein ist bisher nur einmal aufgetaucht. Ich würde Ihnen auch das Foto für Ihre Arbeit, die ich sehr schätze, zur Verfügung stellen und mich über Ihre Hilfe sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

E. Opitz


Antwort der Redaktion

Auf diese Frage kann ich keine verbindliche Antwort geben. Zumindest war es nie ein Unikat, weil der Schein ja die KN 534 hat und auch nie als Unikat ausgegeben worden wäre.

Das macht ja keinen Sinn. Ob er heute der einzige Schein dieser Ausgabe ist, der noch existiert, vermag ich nicht zu sagen. Dazu schlummern viel zu viele Scheine mehr oder weniger unbeachtet in Sammlungen.

Außerdem müsste man den Fachhandel befragen, ob der Schein hier schon mal angeboten wurde. Hinzu kommen Auktionen, Tauschveranstaltungen, Börsen …..

Es bleibt nur intensive Forschungsarbeit, auch in zeitgenössischen Quellen. Wie viele Scheine wurden gedruckt, wie viele ausgegeben, wie viele eingelöst, wie viele vernichtet?


Ich bin kein Brandenburg-Sammler und kenne auch keinen. In der Regel kennen sich Regionalsammler, die selbst lange auf der Suche nach einem Schein waren, da besser aus.


Man könnte natürlich auch bei der Geldscheinsammlung der Bundesbank (ehem. Sammlung Dr. Arnold Keller) und bei der G+D Stiftung Geldscheinsammlung (ehem. Sammlung Albert Pick) nachfragen, ob der Schein dort heute evtl. vorliegt. Keller hatte ihn jedenfalls nicht in seinem Katalog aufgeführt, sondern nur 1 und 5 Mio. Mark vom August 1923. Deswegen wird er bei der Bundesbank wahrscheinlich auch nicht vorhanden sein.


Interessant ist die Wertangabe auf der Rückseite "100.000 Reichsmark". 1923 gab es zwar ein Deutsches Reich, aber noch keine Reichsmark, die gab es erst ab 1924. Es muss also richtig 100.00 Mark heißen (wie auf der Vorderseite)! Gemeint war hiermit sicher "Mark in Reichswährung", so wie dies auch von anderen Notausgaben bekannt ist.


Im August 1923 kostete eine Briefmarke für eine einfache Postkarte bereits 15.000 Mark, im September dann schon bis zu 75.000 und im Oktober 100.000 Mark. Ich gehe davon aus, dass von diesem Nominal nicht viele Scheine ausgegeben wurden, weil sie durch die voranschreitende Inflation innerhalb kurzer Zeit praktisch wertlos waren.


Vielleicht hat einer unserer Leser mehr Informationen zu dieser Ausgabe, oder kann bestätigen, dass noch weitere Scheine bekannt sind.


Hans-Ludwig Grabowski

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