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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Leserpost: 50-Pfennig-Schein der DDR

Aktualisiert: 20. Dez. 2021

Ja, vielleicht bin ich hier mit meiner Frage fehl am Platz, aber ich versuche es trotzdem. Letztens hatten wir im Familienkreis mit einem Münzensammler über altes DDR-Geld gesprochen. Dabei erinnerte ich mich, dass ich als Kind (bin Jahrgang 1952) an der Kinokasse manchmal mit einem 50-Pfennig-Schein bezahlt hatte. Irgendwann gab es den nicht mehr. Aber warum gab es damals diesen Schein? Wann wurde dieser Schein aus dem Verkehr gezogen? Ich hatte schon viel "geforscht", konnte aber keine Antwort finden. Lag es vielleicht am fehlenden Metall in der DDR für die Münzprägung? Ich würde mich freuen, wenn ich von den Münzexperten eine Antwort bekommen könnte. A. Bahl


Antwort der Redaktion:

Sie hatten Ihre Anfrage zwar an muenzen-online.com gerichtet, sie wurde aber an mich als Geldscheinexperte weitergeleitet.

Vorab: Es gibt für (fast) alles Literatur und das Internet kann nicht alle offenen Fragen beantworten. Alle wichtigen Informationen zum deutschen Papiergeld seit der Reichsgründung 1871 findet man in meinem Standardwerk Die deutschen Banknoten ab 1871.


Nachstehend die Abbildungen von Vorder- und Rückseite eines 50-Pfennig-Scheins von 1948 aus meiner Sammlung (sowjetischer Druck).


Sowjetische Besatzungszone Deutschlands, Deutsche Notenbank: 50 Deutsche Pfennig von 1948 (sowjetischer Druck), Vorder- und Rückseite.


Der 50-Pfennig-Schein gehört zur ersten Serie der Deutschen Notenbank, die die provisorischen sog. Kuponscheine der Währungsreform von 1948 ablöste. Zu dieser Zeit war die DDR noch nicht gegründet. In Umlauf kamen sie am 25. Juli 1948 und gültig blieben sie bis 30. November 1965.

Man unterscheidet verschiedene sowjetische Drucke:

  • 1 Serienbuchstabe vor einer 6-stelligen Kontrollnummer (wie abgebildet), Druck in der UdSSR bei Goznak (sehr selten)

  • 2 Serienbuchstaben vor einer 6-stelligen Kontrollnummer, Druck in der UdSSR

  • wie zuvor, doch Serienbuchstaben mit X, sog. Austauschnote (sehr selten)

Ab 1951 wurden dann die Werte der Serie 1948 über 50 Pfennig bis 50 DM in der DDR (Wertpapierdruckerei Leipzig, ehemals und heute wieder Giesecke & Devrient) nachgedruckt.

Sie liefen dann von 1951 bis zum 30. November 1965 um. Auch hier unterscheidet man wieder verschiedene Ausführungen:

  • 1 Serienbuchstabe vor einer 7-stelligen Kontrollnummer, DDR-Druck (sehr selten)

  • 2 Serienbuchstaben vor einer 7-stelligen Kontrollnummer, DDR-Druck (häufig)

Selbst der häufigste der 50-Pfennig-Scheine kostet heute in druckfrischer Erhaltung 15 Euro, der seltenste 350 Euro.


Noch viel mehr Informationen zum Papiergeld Deutschlands vom Kaiserreich bis zum Euro, inkl. deutsche Kolonien, Nebengebiete und Besatzungsausgaben in beiden Weltkriegen finden Sie in meinem bereits erwähnten Buch.


Zum Thema Kleingeldmangel:

Nach dem Krieg herrschte im besetzten Deutschland Kleingeldmangel, was zu zahlreichen Notgeldausgaben führte, die von Michael H. Schöne in seinem Katalog "Das Papiergeld im besetzten Deutschland 1945 bis 1949" aufgeführt sind. Besonders in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) wurde viel Notgeld emittiert. Das lag auch an fehlendem Münzgeld aus Metall. Nicht nur die Bank deutscher Länder hatte deshalb zur Währungsreform am 20. Juni 1948 in den westlichen Besatzungszonen und Westberlin in ihrer ersten Serie einen Schein über eine halbe Deutsche Mark ausgegeben, sondern die Deutsche Notbank folgte nach einer Übergangsphase vom 24. Juni bis 26. Juli 1948, in der mit Spezialkupons beklebte alte Reichs- und Rentenmark-Scheine galten, ab 25. Juli 1948 mit ihrer ersten Notenserie für die SBZ , die mit dem niedrigsten Wert über 50 Pfennig begann. Der höchste Wert der Serie 1948 betrug 1000 DM.


Ich hoffe, ich konnte Ihnen damit helfen.


Hans-Ludwig Grabowski


Literaturempfehlung:


Die deutschen Banknoten ab 1871


Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine


Titel: Battenberg Verlag

ISBN: 978-3-86646-183-3

Auflage: 22. Auflage 2020

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: durchgehend farbig

Cover-Typ: Hardcover

Seitenanzahl: 928

Preis: 39,90 Euro


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