In dem Beitrag "Unbekannter Entwurfssatz einer Noten-Serie der Bank Deutscher Länder entdeckt!" berichteten die Autoren am 29. Juli 2020 über seltene Entwurfszeichnungen mit einem Vermerk aus dem Jahr 1946. Diese Jahresangabe war allerdings anzuzweifeln, da die Bank Deutscher Länder erst 1948 gegründet wurde.
Hierzu hat ein Leser nun äußerst interessante Anmerkungen gemacht, die wir als Leserpost veröffentlichen möchten.
Zwei der insgesamt fünf Entwürfe von Alfred Goldammer.
Sehr geehrte Herren Dobokay und Stelzl,
Ihre Einordnung der Entwürfe in das Jahr 1949 aufgrund der Notenbankbezeichnung "Bank Deutscher Länder" kann in Frage gestellt werden, da mit der Währungsreform von 1948
und der Schaffung der beiden parallelen deutschen Währungen und des Sonderstatus Berlins Berlin als Ausgabeort für die Westdeutsche Währung keine Option darstellte.
Die Kennzeichnung der westdeutschen DM-Scheine mittels eines "B" für den Umlauf in Berlin ist ein Hinweis in diese Richtung. Dass es sich um Proben der Sowjetadministration zur Einführung einer gesamtdeutschen Währung handelt, ist ebenso unwahrscheinlich.
Die Entscheidung eines westdeutschen Alleinganges bei der Währungsreform wurde nach dem Scheitern der Verhandlungen einer gesamtdeutschen Option Mitte 1947 von den Amerikanern getroffen, wobei die Gestaltung der Noten möglichst neutral gehalten wurde,
um sich alle Optionen offen zu halten.
Das Jahr 1946, das auf dem Karton angegeben wird, passt in diesen Zusammenhang, auch
da eine gesamtdeutsche Währungsreform im Rahmen des CDG-Plans, der im April 1946 veröffentlicht wurde, vorgeschlagen und von den Besatzungsmächten diskutiert wurde.
Ein Komitee zur Evaluierung der Möglichkeiten der Geldproduktion in Deutschland wurde sogar schon im Oktober 1945 eingesetzt. Der Druck bei der ehemaligen Reichsdruckerei wurde zur Produktion der deutschen Währung durchaus erwogen.
Der Name Bank deutscher Länder oder German Union Bank mag im Rahmen des Dodge-Plans vom Dezember 1945 und der Schaffung von Landeszentralbanken ohne Notenausgaberecht schon früher als März 1948 gefallen sein und sollte als Zeitindikator kritischer betrachtet werden.
Mit freundlichen Grüßen
O. Herzberg
Doch Herr Herzberg legte nach:
Ich vergaß zu erwähnen, dass die Länder schon 1945 und 1946 (wieder) gegründet wurden und damit eine Bank deutscher Länder (namentlich) als Zentralbank sinnvoller war als eine Zentralbank Deutschlands.
Eine Frage stellt sich, inwieweit diese Entwürfe eventuell die Farb- und Formgebung der ABNC-Noten, die ja erst 1947 beauftragt wurden und in den Druck gingen, beeinflusst haben.
Meinung der Redaktion:
Die Anmerkungen zu den Entwürfen sind sehr hilfreich und machen sie sogar noch interessanter, weil man nun mit einigem Recht davon ausgehen kann, dass sie wirklich aus dem Jahr 1946 stammen und praktisch für eine deutsche Nachkriegs-Gemeinschaftswährung entstanden waren, zu der es dann nicht kam. Tatsächlich fallen einige Ähnlichkeiten mit den Scheinen der Bank deutscher Länder von 1948/1949 auf, die in den USA gedruckt worden waren. Verwendet wurden hier aber dann doch andere Motive aus dem Fundus der ABNC.
Hans-Ludwig Grabowski
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