Sehr geehrter Herr Grabowski,
ich hatte schon öfters mit Ihnen zu tun, speziell wegen Bewertungen von Geldscheinen und deren Herkunftsländer. Ich wurde immer vorbildlich beraten, denn Sie sind der beste Experte für Geldscheine. Für den beiliegenden Schein fehlt mir der passende Katalog, die Erhaltungsklasse ist sicher I.
Ich erweitere zur Zeit meine umfangreichen deutschen Geldscheinsammlungen.
Bitte teilen Sie mir den Wert des Geldscheins mit und evtl. eine nähere Beschreibung.
Ich freue mich auf Ihre Antwort und grüße Sie freundlich mit Sammlergruß.
K. H. Neubig
Antwort der Redaktion
Vielen Dank für die Lorbeeren …!
Es handelt sich um einen Notgeldschein der Deutschen Reichsbahn über 500 Millionen Mark vom 10. Oktober 1923, ausgegeben vom damaligen Reichsverkehrsminister Rudolf Oeser in Berlin. Der aus Anhalt stammende Oeser war vom 13. August 1923 bis 11. Oktober 1924 in diesem Amt, hatte die Reichsbahn als "Staat im Staate" also durch die schwere Zeit der Hochinflation und den Neubeginn nach der Währungsumstellung auf die Reichsmark zu führen.
Während der Hochinflation gab auch die Deutsche Reichsbahn eigenes Notgeld aus.
Die Ausgaben der verschiedenen Reichsbahndirektionen (z. B. Altona, Breslau, Erfurt, Frankfurt/Main oder Stuttgart) waren nur in den jeweiligen Direktionen gültig, die Scheine der Zweigstelle Bayern des Reichsverkehrsministeriums in ganz Bayern und die Ausgaben des Reichsverkehrsministers im gesamten Deutschen Reich.
Während die ersten Berliner Ausgaben (1 bis 10 Millionen Mark vom August/September 1923) nur an allen Reichsbahnkassen wie gesetzliche Zahlungsmittel angenommen wurden, galt dies für alle Werte ab 20 Millionen Mark dann auch für alle öffentlichen Kassen im Reich. Wegen dieser für gesamt Deutschland bedeutenden Geldfunktion, werden die Scheine des Reichsverkehrsministers seit der 21. Auflage 2018 auch in meinem Katalog "Die deutschen Banknoten ab 1871" aufgeführt und bewertet.
Die Ausgaben des Reichsverkehrsministers sowie aller Reichsbahndirektionen und untergeordneten Dienststellen der Reichsbahn sowie von Privatbahnen und der Reichspost finden Sie in dem Katalog Müller/Geiger/Grabowski: Deutsches Notgeld, Band 13:
Das Papiergeld der deutschen Eisenbahnen und der Reichspost, 2. Auflage 2016.
Die Scheine des Reichsverkehrsministers erschienen wegen ihrer reichsweiten Gültigkeit
in einer hohen Auflage und sind deshalb heute noch recht häufig und preiswert.
Ihr Schein zu 500 Millionen Mark mit Wasserzeichen "Verschlungene Quadrate" mit Bo 36 ist in Band 13 der Notgeldreihe unter 002.15b zu finden und hier in Erhaltung I (UNC) mit 3 und in gebrauchter Erhaltung (VF) mit 2 Euro bewertet. Ihr Schein zeigt bei genauer Betrachtung einen leichten schrägen Knick und kleine Fehlstellen im Rand, wäre also eher in Erhaltung II (XF) einzustufen.
Die Scheine der Deutschen Reichsbahn und Reichspost bilden ein sehr reizvolles Sammelgebiet, das auch für Anfänger geeignet ist. Die vielen Ausgaben und Varianten und das Angebot im Fachhandel garantieren für langen Sammelspaß.
Hans-Ludwig Grabowski
Literaturempfehlung:
Siehe auch unseren Blogbeitrag:
Sämtliche Ausgaben der Deutschen Reichsbahn sowie nicht der Reichsbahn unterstellter deutscher Eisenbahngesellschaften, der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner und Staatsbediensteter sowie der Deutschen Reichspost finden Sie hier:
Anton Geiger / Manfred Müller / Hans-Ludwig Grabowski:
Titel: Gietl Verlag
ISBN: 978-3-86646-580-0
Auflage: 2. Auflage 2016
Format: 14,8 x 21 cm
Abbildungen: durchgehend farbig
Cover-Typ: Broschur
Seitenanzahl: 344
Preis: 39,90 EUR
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