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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Leserpost: Gutschein der Stadtgemeinde Tragttuts von 1917

Hallo Herr Grabowski, ich bin noch ein recht neuer Notgeldsammler und hätte eine Frage

zu einem Schein. Es ist eine halbe Mark aus dem Ort Tragttuts, Etikettenfabrik Augsburg.

Da ich keine Dokumentation über diese Banknote finde, vermute ich, dass es historisches „Spielgeld“ ist. Seltsamerweise ist bei eBay USA auch ein solcher, sehr  gebrauchter Schein, zu finden, so dass ich mir jetzt nicht mehr sicher bin.

Können Sie mir vielleicht etwas über den Schein sagen?

Mit freundlichen Grüßen

J. Riemer




Antwort der Redaktion

Da haben Sie ein interessantes Stück. Es handelt sich um eine nicht amtliche "Druckprobe" der Etikettenfabrik Augusburg. Diese Druckerei ist auch durch ihre "Druckprobe" für den Fantasieort „Grubsgau“ über eine halbe Mark vom 1. Juni 1917 bekannt. Liest man Grubsgau von hinten nach vorn, so ergibt sich Augsburg. Bei Ihrem Schein wird so aus „Tragttuts“ = Stuttgart. In der vorliegenden Erhaltung kann man ihn etwa mit 40 Euro bewerten.


Beide Proben der Druckerei (Grubsgau und Tragttuts) sind ähnlich gestaltet und tragen die Kontrollnummer 12345. Sie wurden von der Druckerei für Werbezwecke hergestellt und verwendet. Es handelt sich also nicht um historisches Spielgeld. Es ist auch keine Banknote, weil sich so nur Noten einer konzessionierten Notenbank nennen dürfen. Es handelt sich um ein Werbemuster eines Fantasie-Notgeldscheins (Kleingeldersatz) aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Beide "Muster" wurden auf wasserliniertem Papier gedruckt.


Die Unterschrift bei „Grubsgau“ (Augsburg) lautet „Regrub“ (Burger) und bei „Tragttuts“ (Stuttgart) "Ilfäsch" (vermutlich Schäfli). Diese Namen haben aber nichts mit den tatsächlichen damaligen Bürgermeistern dieser Städte zu tun (Augsburg: Georg Ritter von Wolfram von 1900 bis 1919 und Stuttgart: Karl Lautenschlager von 1911 bis 1933).

Ob die Namen Burger und Schäfli einen Bezug zur Etikettenfabrik Augsburg hatten, ist mir nicht bekannt.


Hans-Ludwig Grabowski


Literaturempfehlung:


Hans-Ludwig Grabowski:

Deutsches Notgeld, Band 5+6:

Deutsche Kleingeldscheine:

Amtliche Verkehrsausgaben 1916 – 1922


Titel: Gietl Verlag

ISBN: 978-3-924861-85-8

Auflage: 1. Auflage 2004

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: zahlreiche farbige Abbildungen

Cover-Typ: Broschur

Seitenanzahl: 976

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