Hallo, ich habe auf einem Flohmarkt eine alte jugoslawische Banknoten gekauft, die einen mir unbekannten Stempel mit einer Frauenfigur und dem Text "VERIFICATO" aufweist. Können Sie mir bitte mitteilen, ob es sich dabei um einen echten Stempel handelt und was es damit auf sich hat. Außerdem würde mich interessieren, was der Schein für einen Sammlerwert hat.
M. Wendel
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Antwort der Redaktion
Es handelt sich um eine gebrauchte Banknote der Nationalbank des Königreichs Jugoslawien über 100 Dinara vom 1. Dezember 1929 mit zwei gleichen Rundstempeln auf der Vorderseite. Die Hand-Abstempelungen stammen aus der Zeit der italienischen Besatzung in der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro 1941. Äußerst interessant ist die Geschichte, die sich hinter der Abstempelung verbirgt.
Nach der italienischen Invasion im Zweiten Weltkrieg war das jugoslawische Schatzamt bestrebt, die gesamten Geldbestände in Sicherheit zu bringen. Die verantwortlichen Männer brachten alle Banknoten in die Berge Montenegros, während die italienische Armee ihnen dicht auf den Fersen war. Als sie schließlich von den Italienern umzingelt wurden, mussten sie eine schnelle Entscheidung treffen: Sie packten den gesamten Bestand in eine Grotte und zündeten ihn an. Den Bauern der Umgebung gelang es jedoch, eine große Menge dieser Scheine zu retten und damit zu entkommen.
Nachdem die italienische Militärverwaltung die Angelegenheit untersucht hatte, ließ sie eine vollständige Liste aller Kontrollnummern der in der Grotte verbrannten Scheine erstellen. Dann erklärten sie alle Scheine mit diesen Nummern für ungültig. Gleichzeitig forderten sie die Bevölkerung auf, den italienischen Behörden die verbliebenen Banknoten aus ihrem Besitz zur Registrierung vorzulegen. Jeder vorgelegte und geprüfte Schein wurde zweimal mit einem runden Stempel „VERIFICATO“ versehen, womit er weiterhin gültig war.
Alle registrierten Scheine, die aus der Grotte entwendet worden waren, wurden jedoch einbehalten und vernichtet.
Unter den so gestempelten Scheinen befanden sich Nennwerte von 10 bis hin zu 1000 Dinara. Bei diesen, wie auch bei anderen Stempeln, ist allerdings Vorsicht geboten. Es gibt eine ganze Reihe von zeitgenössischen und modernen Stempelfälschungen. Der Grund für falsche Stempel aus dieser Zeit liegt natürlich auf der Hand, konnte man damit doch aus der Grotte entwendete und vor den Italienern versteckte Banknoten zu "geprüften" Scheinen machen, die im Zahlungsverkehr akzeptiert wurden, falls man da die falschen Stempel nicht schon damals erkannte.
Woran erkennt man aber die falschen Stempel?
Man sollte darauf achten, dass die Fackel in der Hand der weiblichen Figur nicht mit dem Kreis des Stempels verbunden ist, dass es feine separate Linien im Faltenwurf des Kleids der Frau gibt und der Rand aus zwei erkennbar getrennten feinen Linien besteht.
All das trifft auf Ihren Schein zu, womit es sich um echte Abstempelungen handeln sollte.
Der Schein ist im Standard Catalog of World Paper Money unter R13 bei Yugolsavia aufgeführt. Der Sammlerwert dieser meist nur gebraucht und stark gebraucht vorkommenden Scheine mit Stempeln ist trotz der interessanten Historie nicht sehr hoch anzusetzen und bewegt sich bei ihrem Schein bei unter 10 Euro.
Hans-Ludwig Besler (Grabowski)
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