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Leserpost: Katalog "Die deutschen Banknoten ab 1871" und Fälschungen im Generalgouvernement

Aktualisiert: 10. März 2021

Sehr geehrter Herr Grabowski,


erst einmal möchte ich Danke sagen zur neuen Ausgabe des Katalogs "Die deutschen Banknoten ab 1871".

Ein solch umfangreiches Fachbuch hat mir auch eine gewisse Zeit zur Neuorientierung "wo finde ich was" abverlangt. Auch bei meinen Sammelgebieten die Durchsicht nach neuen Informationen und natürlich eventuellen Änderungen bei den Preisnotierungen.

Abschließend bin ich zur Meinung gekommen, die Veränderungen und Umstellungen haben diesen Katalog zu einem unverzichtbaren Nachschlagewerk für Sammler deutscher Geldscheine gemacht. Es widerspiegelt auch wie ein Lehrbuch die letzten

150 Jahre deutscher Geschichte. Wobei aber manche Seiten wohl nur zur Information der großen Sammlerschaft im In- und Ausland dienen können, da die Scheine in privaten Sammlungen wohl nicht vorkommen werden.

Vielleicht ist es sinnvoll, wenn Sie als Autor ansagen würden, diesen Inhalt habe ich beabsichtigt und andere Sammelgebiete nicht. Ich glaube, es würde die Akzeptanz des Katalogs noch weiter erhöhen.

Ein Beispiel, auf Seite 661 lese ich: "Die erste Serie musste im August 1941 wegen der zahlreich vorkommenden Fälschungen ersetzt werden."



Ich habe in meiner Sammlung eine originale Fälschung einer 50-Zloty-Note 1940.

Dazu den Text:

Kurz nach der Ausgabe wurden die Banknoten der Zentralbank für das GG von der Widerstandsbewegung gefälscht, um ihre Aktivitäten zu finanzieren. Im Zeitraum 1940–1941 wurde eine Falschgeld-Abteilung bei der Emissionsbank in Warschau durch den Reichsbankrat Krupka aufgebaut. Die ersten Fälschungen von 1940–1942 wurden von der ZWZ (Zwiazek Walki Zbrojnej) hergestellt. Die gefälschten Scheine wurden in die PWPW geschmuggelt und gegen Originale umgetauscht. Diese wurden dann als Geldscheine mit Druckfehlern eingestuft und später unter deutscher Aufsicht vernichtet. Die meisten Fälschungen wurden beschrieben und klassifiziert durch Spezialisten aus der Emissionsbank, oft auch mit lokalen Stempeln, Datum, Klassifizierung und Anzahl. Diese erhalten gebliebenen Belegstücke sind äußerst selten!


Solche kurzen Hinweise als Anhang zu den Originalscheinen könnten "das Salz in der Suppe" sein, außerdem meine ich, es würden mehr solche Scheine an die Öffentlichkeit kommen.


Herr Grabowski, zu dieser Thematik der Fälschungen sind schon zahlreiche Beiträge veröffentlicht. Sie können die Kopie verwenden. Es muss aber keine Veröffentlichung in "Münzen & Sammeln" sein. Mich würde besonders Ihre persönliche Meinung zu meinen Gedanken interessieren.

Über eine Antwort würde ich mich freuen.

Ein langjähriger Sammler

W. Schubert


Antwort der Redaktion

Ich habe den Brief von unserem treuen Leser mit Interesse erhalten und Herrn Schubert persönlich angerufen. Natürlich sind mehr Informationen besser als weniger. Alle, die sich über einen stark gewachsenen Umfang des Katalogs beschweren, müssen also alternativ bedenken, ob sie mit einem Katalog, der ihnen zahlreiche Informationen vorenthält und der auf das Niveau von vor über zwanzig Jahren zurückgefahren würde, auch wirklich zufrieden wären. Natürlich nicht! Wer das Gegenteil behauptet, tut das wahrscheinlich nur um Recht zu behalten. Ein übrigens weit verbreitetes Übel in Zeiten von Talkshows und Internet!

Prinzipiell sollte ein Autor immer hinter allen Inhalten, die in seinen Werken publiziert werden, auch persönlich stehen. Bestimmte Sammelgebiete wurden deshalb umgestellt, weil deren vorherige Katalogisierung zwar dem Interesse des Händlers Rosenberg gedient haben mag, was er mir bei einem persönlichen Besuch auch bestätigt hatte, aber ansonsten keinen Sinn ergaben. Hierzu gehört die Auflistung jeder Serie bei den Interims-Scheinen von Deutsch-Ostafrika als eigene Variante. Das ist inzwischen sinnvoll nach wirklichen Varianten verändert. Andere Bereiche waren bereits im Katalog, über die bis heute gestritten wird. Dazu gehören allem voran die deutschen Militärausgaben während des Ersten Weltkriegs in Frankreich. Nun ist es leichter, ein Sammelgebiet hinzuzufügen, als zu entfernen. Beim Hinzufügen gibt es ein kleines Geschrei und große Freude und beim Entfernen ein großes Geschrei und kleine Freude. Das Gebiet ist deshalb bis heute Bestandteil des Katalogs und wurde in enger Zusammenarbeit mit Herrn Engelhardt sogar wesentlich überarbeitet.

Auch hier gilt der Grundsatz: Man muss nicht alles sammeln, was in einem Katalog steht, aber mehr Wissen, schadet nicht! Schließlich handelt es sich bei meinem "Grabowski-Katalog" im Unterschied zu den ersten "Rosenberg-Katalogen" nicht um ein als Verkaufsliste angelegtes Werk, sondern um eine Dokumentation der deutschen Papiergeldgeschichte aller für Deutschland, in deutschem Namen und unter deutscher Kolonialverwaltung oder Besatzung ausgegebenen Geldscheine. Man beachte "Für Deutschland" und "in deutschem Namen" und nicht für ein deutsches Dorf! Das erwähne ich nur, weil sonst eifrig vorschnelle Kritiker behaupten könnten, das gesamte Notgeld wäre "vergessen" worden!



Inzwischen gibt es jedoch kaum ein relevantes Gebiet mehr, das noch nicht in den Katalog aufgenommen wäre, womit der Maximalumfang von immerhin inzwischen über 900 Seiten erreicht sein dürfte.












Zum Thema Fälschungen im Generalgouvernement:

Natürlich ist der historische Kontext wichtig, wenn man als Autor nicht einfach nur eine Liste zum Abhaken erstellen oder als Sammler nutzen möchte. Aus diesem Grund sind die Einleitungen zu verschiedenen Gebieten im Laufe der Zeit auch umfangreicher geworden.

Die Anregung zu den Fälschungen der sog. "Krakauer Zloty" im Generalgouvernement Polen nehme ich gern auf. Sicher kann man auch noch ein paar Sätze zu diesen schreiben. Es ist ja durchaus interessant, wenn man der Fälschungsaktion damit quasi auf den Grund geht.

Es ist schön, dass wir mit der authentischen Fälschung von Herrn Schubert hier auch eine der zeitgenössischen polnischen Fälschungen zeigen können.

Auffällig ist das relativ leicht als Falsifikat zu erkennende schlechte Druckbild.

Wie der bereits eindeutig als Fälschung gekennzeichnete und einer Fälschungsklasse zugewiesene Schein die Vernichtung überstanden hat, ist natürlich nicht bekannt. Fest steht, dass heute solche Fälschungen äußerst selten sind.

Vielleicht melden sich noch weitere Sammler, die über solche seltenen Stücke verfügen?


Hans-Ludwig Grabowski

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