Ich habe über den Weg „Geldschein online Blog - neue Einreichungen“ Kontakt aufgenommen.
Ich hatte das Glück, Professor Alfred Kusche, den Gestalter der Notgeldscheine von Karlsruhe, Gaggenau, Gernsbach, Forbach und St. Georgen sowie von Weinheim,
kennen zu lernen. Den Schein von Weinheim vom 13. Juli 1921 hat mir der Künstler vor vielen Jahren geschenkt. Inzwischen ist er verstorben. Bei dieser Gelegenheit sagte er mir auch, dass er auf dem Schein vom 23. April 1919 als vermeintlichen Druckereivermerk mit dem Psalm 133.1 den Stadtrat angesprochen habe.
Notgeldschein über 50 PFENNIG der Stadt Weilheim vom 23. April 1919
Psalm 133 als „Druckereivermerk“ unten rechts:
Segen der brüderlichen Eintracht
133
1 Von David, ein Wallfahrtslied.
Siehe, wie fein und lieblich ist’s,
wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen!
2 Es ist wie das feine
Salböl auf dem Haupte Aarons, /
das herabfließt in seinen Bart,
das herabfließt zum Saum seines Kleides,
3 wie der Tau, der vom Hermon herabfällt
auf die Berge Zions!
Denn dort verheißt der Herr Segen
und Leben bis in Ewigkeit.
Ich würde gerne einen Schein vorstellen, der nicht bei Rupertus in seinem Katalog der Notgeldscheine von Baden erschienen ist.
M. Wessel
Antwort der Redaktion:
Bei Ihren Scheinen handelt es sich um sog. Verkehrsausgaben-Kleingeldscheine, die im Unterschied zu ähnlich gestalteten Serienscheinen vieler Städte, die nur für die Alben von Sammlern produziert wurden, damals auch wirklich als Geldersatz genutzt wurden.
Von Weinheim a.d. Bergstraße gab es solche von 1918, 1919 und 1921 (nicht mehr ausgegeben). Sie finden die Scheine in meinem zweibändigen Katalog „Deutsches Notgeld, Band 5+6: Deutsche Kleingeldscheine – Amtliche Verkehrsausgaben 1916 – 1922“.
Der 50-Pfennig-Schein von 1919 ist nur wenige Euro wert. Die Scheine zu 25 und 50 Pfennig von 1921 sind bekannt. Sie wurden damals gedruckt, aber nicht mehr in Umlauf gegeben. Wahrscheinlich, weil zu dieser Zeit die Nennwerte durch die Inflation bereits über kaum noch Kaufkraft verfügten. Zur gleichen Zeit begannen viele Städte aufgrund der Nachfrage von Sammlern nach solch bunten Notgeldscheinen mit der Herstellung von Serienscheinen.
Die beiden Scheine von 1921 sind Raritäten und wurden von mir im Katalog mit LP = Liebhaberpreis bewertet. Nun wird der bei Kleingeldscheinen nicht gleich vierstellig ausfallen, aber da solche Scheine praktisch nicht am Sammlermarkt sind, war auch keine verlässliche Preisbildung möglich. Liebhaberpreis bedeutet hier also, dass der Preis nach oben offen ist. Solche Stücke kann man sicher am besten in einer Auktion verkaufen.
Günter Rupertus bildete den 50-Pfennig-Schein von 1921 zwar als Nr. 348.10 mit der Rückseite ab (mit Kontrollnummer). Unter dieser Nummer wird jedoch ein 50-Mark-Schein vom 4.10.1922 aufgeführt. Mit Datum vom 13.7.1921 ist lediglich der 25-Pfennig-Schein katalogisiert und damals (1988) mit 150 DM bewertet. Hier hat sich offensichtlich ein Fehler eingeschlichen.
Bei mir sind die beiden nicht ausgegebenen Scheine zu 25 und 50 Pfennig von 1921 unter der Nummer W21.5 aufgeführt.
Reinhard Tieste führt die Scheine unter 7780.20/21 auf und bewertet sie mit je 150 Euro.
Ihre Scheine haben jedoch keine Kontrollnummer und könnten deshalb vielleicht auch etwas höher angesetzt werden.
Tieste führt die Varianten mit und ohne Kontrollnummer nur beim 25-Pfennig-Schein auf, bewertet beide aber gleich.
Hans-Ludwig Grabowski
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