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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Leserpost: Stempel, braunes Papier und mehr!

Aktualisiert: 14. Nov. 2023

Sehr geehrter Herr Grabowski!

In Bezug auf den Bericht über die 1-Million-Mark-Banknote auf braunem Papier erlaube ich mir, Ihnen einige Banknoten zu senden, die ebenfalls Abarten sein können.

Es wäre schön, wenn Sie hier eine Aufklärung erstellen würden. Vielen Dank im voraus.

Falls bei Ihnen Interesse an weiteren Daten erwünscht sind, bin ich gerne bereit.

R. Besuch


DEU-54b: Rückseite gestempelt und mit Unterschrift.


DEU-54c: Rückseite gestempelt und mit Unterschrift.


DEU-95c: braunes Papier, Vs. ohne Unterdruck "20000".


DEU-95i: Vs. Druck schwach oder bearbeitet?


DEU-223b: KN braun statt rot.


Antwort der Redaktion

Die Abstempelungen auf den Darlehnskassenscheinen von 1914 stammen wahrscheinlich aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als z. B. auf dem Balkan alle umlaufenden Zahlungsmittel der ehemaligen österreich-ungarischen Monarchie eingezogen und durch neue Ausgaben ersetzt wurden. Dabei wurden auch deutsche Geldscheine abgestempelt, die durch den Krieg bis hierher gelangt waren. Borna Barac hat in seinem Katalog über das Papiergeld des ehemaligen Jugoslawiens eine ganze Reihe solcher Stempel identifiziert und abgebildet. Leider sind die Stempel hier völlig unleserlich, sodass eine genaue Bestimmung kaum möglich ist.


Die Reichsbanknote zu 20.000 Mark von 1923 auf scheinbar braunem Papier (DEU-95c, Wasserzeichen Gitter mit 8) habe ich mir im Original angeschaut. Danke, dass Sie mir alle Scheine zugesandt haben, da eine Begutachtung anhand von schlechten Farbkopien nur sehr eingeschränkt erfolgen kann. Ich gehe nicht davon aus, dass es sich um eine bewusst hergestellte Variante auf hellbraunem Papier handelt, sondern um eine Verfärbung, die verschiedene Ursachen haben kann. Immerhin ist der Schein inzwischen 100 Jahre alt.

Eine lange Zeit, in der er vielen Einflüssen ausgesetzt sein konnte, die eine Verfärbung hätten begünstigen können. Wir kennen neben solchen durch Lichteinwirkung auch bräunliche Verfärbungen durch lange Aufbewahrung in alten säurehaltigen Pergamenthüllen.


Das Druckbild der Vorderseite der zweiten Banknote zu 20.000 von 1923 (DEU-95i, Wasserzeichen Hakensterne) ist nur schwach ausgeprägt. Besonders auffällig ist die Wertzahl im Unterdruck, die durch den schwachen Überdruck sehr deutlich erscheint. Der Vergleich mit dem verfärbten Schein hat Sie sicher dazu veranlasst anzunehmen, dass dieser keine Wertzahl im Unterdruck hätte. Bei genauer Betrachtung ist diese aber auch hier vorhanden, nur hebt sich diese durch den normal kräftigen Überdruck nicht deutlich ab.

Die Rückseite des Scheins ist normal ausgeführt. Es ist schwer zu sagen, warum der Druck der Vorderseite so schwach erscheint. Die Begutachtung des Originals hat hier sehr geholfen.

Ganz offensichtlich erfolgte der Unterdruck völlig normal, lediglich der schwarzblaue Überdruck wurde mangels ausreichend Druckfarbe viel zu schwach ausgeführt. Als einen echten Fehldruck kann man das nicht bezeichnen, eher als eine Druckzufälligkeit.

In Anbetracht der am Druck von Reichsbanknoten in der Zeit beteiligten vielen privaten Druckfirmen war Druckzufälligkeiten keine Seltenheit. Noch einmal ganz deutlich: Nicht alles, was anders aussieht, ist gleich eine Variante oder Abart!


Die braune statt rote Kontrollnummer bei dem 2-Rentenmark-Schein wird als DEU-223F aufgeführt. Aus der Zeit des "Dritten Reichs" sind die meisten Reichsbanknoten mit roter bis dunkelbraunroter Kontrollnummer bekannt.


Hans-Ludwig Grabowski


Anmerkung

Immer wieder werden Varianten, Serien und vieles mehr gemeldet oder die Aufnahme von Ausgaben gewünscht, die schon lange katalogisiert sind bzw. erwähnt werden, weil Sammler mit längst überholten Katalogauflagen arbeiten, die zum Teil Jahrzehnte alt sind.

Vielleicht sollten sich Sammler doch dazu durchringen, aktuelle Kataloge zu kaufen, um auf dem neusten Wissensstand zu sein. Die Investition steht in aller Regel kaum im Verhältnis zu den Preisen begehrter Sammelobjekte. Dann wäre die Arbeit von Autoren auch nicht ganz umsonst.


Literaturempfehlung:


Hans-Ludwig Grabowski:

Die deutschen Banknoten ab 1871

Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine


ISBN: 978-3-86646-224-3

Auflage: 23. Auflage 2024

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: durchgehend farbig

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