Ich erlaube mir, Ihnen in der Anlage drei Geldscheine zur Ansicht zu überlassen.
Meines Erachtens handelt es sich hier um Scheine aus dem Saarland von 1947/48. Gehören diese auch in den "Rosenberg-Katalog"?
Hans-Werner Donath
Antwort der Redaktion:
Da es sich um Gewichtsangaben auf den Scheinen handelt, kann es kein Geld sein!
Auf den ersten beiden Bezugscheinen von 1947 und 1948 findet man Motive im Zusammenhang mit der historischen Schmiedekunst (antike Schmiedewerkstatt bzw. schmiedetechnische Erzeugnisse wie Schwert, Pflug und Hammer).
Der Bezugschein von 1949 ähnelt in seiner Gestaltung verblüffend den Besatzungsgeld-Ausgaben der Alliierten Militärbehörde. Der Text unten bedeutet sinngemäß, dass der Benutzer des Scheins laut Beschluss A 117 verpflichtet ist, auf der Rückseite seine Adresse und das Eingangsdatum des Bezugscheins zu vermerken. Die linke untere Ecke ist für einen Entwertungsabschnitt vormarkiert.
Es reicht die Übersetzung der Texte.
O.C.R.P.I. = Office central de répartition des produits industriels
Stichwort: Wirtschaftliche Zusammenarbeit des Vichy-Regimes mit der deutschen Besatzungsmacht im Zweiten Weltkrieg.
"Der deutschen Wirtschaftsorganisation entsprechend wurden zwölf nach Branchen und Produkten gegliederte Comités d’organisation (CO) und ein Office central de répartition des produits industriels (OCRPI) gegründet, die unter der Aufsicht des Ministeriums für Industrielle Produktion standen. Diese führten die 321 französischen Kapitalgesellschaften, koordinierten die Rohstoffzuteilungen und Lieferungen an die deutschen Stellen und lieferten darüber hinaus auch Informationen über die Rohstoffbestände in den unbesetzten Gebieten.“
Stichwort hier ist "Rohstoffzuteilungen", wenn es um Bezugscheine geht!
Die OCRPI (Zentralstelle für den Vertrieb von Industrieprodukten) wurde 1941 gegründet.
Bei den drei Bons handelt es sich um Bezugscheine der „Section des Fontes Fers at Aciers“ (Sektion Gusseisen und Stahlprofile).
"Valable pour Commande jusqu ‚au" bedeutet: Gültig für Bestellung bis … deshalb danach eine Datums-Angabe!
Gutscheine über:
50 Kilo dünne Bleche (Tôle Mince)
1 Kilo Stahlerzeugnisse aus gewöhnlichem Stahl (Produits sidérurgiques en acier ordinaire)
1 Tonne gewöhnlicher Stahl (Acier ordinaire)
Alle Scheine stammen aus der Nachkriegszeit (1947 bis 1949), als Eisen- und Stahlerzeugnisse natürlich auch in Deutschland unter alliierter Besatzung knapp waren und nur auf Bezugscheine zu haben.
Während des Kriegs stand die Arbeit der OCRPI hauptsächlich im Dienste der deutschen Kriegsrüstung (enge Zusammenarbeit mit Rüstungsminister Speer)!
Am 22. Juni 1944 erteilte die provisorische Regierung der Französischen Republik den Auftrag zur Aufrechterhaltung der OCRPI für die anstehenden Aufgaben nach der Befreiung und für den wirtschaftlichen Wiederaufbau.
Die Verwendung der Bezugscheine im Saarland, wo eher Stahl unter französischer Verwaltung in der Nachkriegszeit produziert wurde, ist mir nicht bekannt.
In den Katalog zu den deutschen Banknoten ab 1871 gehören diese Bezugscheine nicht!
Hans-Ludwig Grabowski
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