Guten Tag. Ich bitte um Ihre Hilfe! Ich kann diese Banknote nirgendwo finden. Hat sie eine Geschichte (Scan im Anhang)? Vielen Dank im Voraus! Aleksandr Krasilnikow aus Russland
Antwort der Redaktion
Es handelt sich um keine Banknote, sondern um einen privaten Notgeldschein aus der Zeit der Hochinflation in Deutschland im Herbst 1923. Banknoten sind ausschließlich Noten einer konzessionierten Notenbank.
Die Bergbau-AG Lothringen entstand zum Jahreswechsel 1920/1921 aus der 1872 gegründeten Gewerkschaft Lothringen, die Betriebsgesellschaft der Zeche Lothringen in Gerthe war, das 1929 zu Bochum eingemeindet wurde.
Die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft diente dem Ausbau der Bergwerks-Gesellschaft zu einem Montankonzern. Während der französisch-belgischen Ruhrbesetzung war der Unternehmenssitz nach Hannover verlegt worden. Erst in der Weltwirtschaftskrise kehrte er 1931 wieder nach Bochum zurück.
Während der Inflation gab auch die Bergbau-AG Lothringen eigenes Firmen-Notgeld aus, um die Arbeiter und Angestellten bezahlen zu können, weil die Reichsbank nicht mehr dazu in der Lage war, bei ständig steigender Inflation ausreichend Papiergeld zur Verfügung zu stellen. Löhne und Gehälter wurde in dieser Zeit täglich ausgezahlt, weil das Geld schon am nächsten Tag viel von seiner Kaufkraft verloren hatte.
Folgende Ausgaben der Bergbau-AG Lothringen in Gerthe sind bekannt:
16.07.1923: 100.000, 200.000 und 500.000 Mark
13.08.1923: 1 und 5 Millionen Mark
20.08.1923: 10 und 20 Millionen Mark
22.09.1923: 50 und 100 Millionen Mark
10/1923: 1, 5, 10, 20 und 50 Milliarden Mark
11/1923: 200 und 500 Milliarden sowie 1 Billion Mark
Katalogisiert wurden die Ausgaben u.a. in: Jochen Jos. Topp: "Das Papiernotgeld von Westfalen – Notgeldausgaben des Provinzialverbandes und der Landesbank der Provinz Westfalen, der Kommunen, der Banken und der Privatwirtschaft 1914 – 1948", Eigenverlag, Dülmen 1998
Die Bezeichnung "Lothringen" hat also nichts mit der gleichnamigen Region in Frankreich zu tun, sondern geht auf den Namen der Zeche in Gerthe zurück.
1957 übernahm der Eschweiler Bergwerksverein die Aktien-Mehrheit an der Bergbau-AG Lothringen. Während der Kohlekrise wurde die Zeche Lothringen 1967 geschlossen.
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