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AutorenbildAlbert Pick

Lexikon: Abstimmungsscheine

Aktualisiert: 31. März 2021

Deutsche Notgeldscheine aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die während oder nach den im Frieden von Versailles vorgeschriebenen Volksabstimmungen in Westpreußen rechts der Weichsel und Ostpreußen (Regierungsbezirke Allenstein und Kreis Oletzko), in Oberschlesien, vor allem aber in Schleswig ausgegeben wurden und im Text oder Bild oder in beidem auf die Abstimmung Bezug nehmen (auch mit Aufdruck "Plebiscite" -> lat. plebiscitum = Volksabstimmung) oder ähnlich vorkommend.


Nachstehend zeigen wir Beispiele aus den Abstimmungsgebieten.


Westpreußen

Gra./Mehl 870.1.2: Marienburg, 25 Pfennig ohne Datum (11. Juli 1920), Abstimmungsschein, Vorderseite.
Gra./Mehl 870.1.2: Marienburg, 25 Pfennig ohne Datum (11. Juli 1920), Abstimmungsschein, Rückseite.

Die nach der Volksabstimmung bei Deutschland verbliebenen westpreußischen Gebiete kamen als neuer Regierungsbezirk Westpreußen (Marienwerder) zu Ostpreußen.


Ostpreußen


Gra./Mehl 868.1.3: Marggrabowa, 50 Pfennig ohne Datum (1921), Abstimmungsschein, Vorderseite.
Gra./Mehl 868.1.3: Marggrabowa, 50 Pfennig ohne Datum (1921), Abstimmungsschein, Rückseite.

Die Bevölkerung im gesamten südlichen Ostpreußen entschied sich für den Verbleib ihrer Heimat bei Deutschland und gegen einen Anschluss an Polen. In Marggrabowa in Masuren (auch Oletzko) waren 28.625 Stimmen für Deutschland und nur 2 für Polen abgegeben worden, weshalb die Stadt 1928 in Treuburg umbenannt wurde.


Oberschlesien


Gra./Mehl 910.1.3: Muchenitz, 75 Pfennig ohne Datum (1922), Abstimmungsschein, Vorderseite.
Gra./Mehl 910.1.3: Muchenitz, 75 Pfennig ohne Datum (1922), Abstimmungsschein, Rückseite.

Auch wenn sich eine deutliche Mehrheit für den Verbleib ganz Oberschlesiens beim Deutschen Reich ausgesprochen hatte, fiel das wirtschaftlich für Deutschland sehr bedeutende oberschlesische Industriegebiet mit Kattowitz nach dem bewaffneten Eingreifen polnischer Freischärler auf Beschluss der Alliierten an Polen und nur der landwirtschaftlich geprägte Nordteil Oberschlesiens verblieb bei Deutschland.


Schleswig

Gra./Mehl 52.3a: Auenbüll, 50 Pfennig vom 10. Februar 1920 (gültig bis 1. Juli 1920), Abstimmungsschein, Vorderseite.
Gra./Mehl 52.3a: Auenbüll, 50 Pfennig vom 10. Februar 1920 (gültig bis 1. Juli 1920), Abstimmungsschein, Rückseite.

Die Ergebnisse der Volksabstimmung wurden in sofern zugunsten Dänemarks beeinflusst, dass nachträglich Abstimmungszonen eingerichtet wurden, in denen nur das Gesamtergebnis gezählt wurde. So fielen auch Städte und Gemeinden an Dänemark, in denen mehrheitlich für Deutschland gestimmt wurde.

Der Abstimmungsschein von Auenbüll zeigt auf der Vorderseite die für Schleswig und Holstein stehende Doppeleiche mit dem bekannten Spruch "Up ewig ungedeelt" (Auf ewig ungeteilt) und das Wappenschild Schleswig-Holsteins. Auf der Rückseite wird die Doppeleiche durch einen eingeschlagenen Keil, der für die Volksabstimmung steht, gespalten. Auenbüll kam nach der Volksabstimmung zu Dänemark, deshalb auch die dänischen Fahnen und die dänische Umschrift in Erinnerung an den Volksentscheid vom 10. Februar 1920.


Albert Pick (Überarbeitung: Hans-Ludwig Grabowski)

Abb. : Hans-Ludwig Grabowski

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