Die dezentralisierte Notenbankentwicklung Deutschlands bis 1871 war die natürliche Folge der politischen Zersplitterung des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation sowie des Deutschen Bunds. Nach der Reichsgründung beschritt man den direkten Weg zur zentralen Notenbank. Die Preußische Bank, die bereits im größten deutschen Land die Rolle einer Zentralnotenbank übernommen hatte (in Preußen gab es daneben noch weitere Notenbanken), kam wohl als einzige bestehende Bank für diese Aufgabe in Frage.
Gebäude der ehemaligen Deutschen Reichsbank in der Jägerstraße in Berlin, Holzschnitt nach 1873.
So wurde auch die Organisation der Preußischen Bank in ihren Grundzügen von der am 1. Januar 1876 gegründeten und von dem bisherigen Präsidenten der Preußischen Bank, Hermann von Dechend geleiteten Deutschen Reichsbank übernommen. Neben den von der Reichsbank ausgegebenen Reichsbanknoten zirkulierten Reichskassenscheine (später auch Darlehnskassenscheine) der Reichsschuldenverwaltung sowie zahlreiche Noten der verschiedenen Privatnotenbanken.
Die erste Reichsbanknote: 100 Mark vom 1. Januar 1876 (in Umlauf ab August 1876) übernahm das Klischee von der 100-Mark-Note der Preussischen Haupt-Bank vom 1. Mai 1874. Vorder- und Rückseite.
Deutsche Reichsbank: Reichsbanknote zu 50 Mark vom 23. Juli 1920, Vorder- und Rückseite.
Deutsche Reichsbank: Reichsbanknote zu 5 Billionen Mark vom 7. November 1923, Vorderseite, Druck einseitig.
Den Währungsverfall des Jahres 1923 überstand die Reichsbank mit Hilfe der Deutschen Rentenbank; sie erlebte 1924 ihre Wiedereinsetzung als zentrales Noteninstitut (Bankgesetz vom 30. August 1924). Als die Notenrechte der vier letzten großen Ländernotenbanken von Baden, Bayern, Sachsen und Württemberg mit Wirkung zum 31. Dezember 1935 erloschen, war sie die einzige Notenbank Deutschlands.
Deutsche Reichsbank: Reichsbanknote zu 10 Reichsmark vom 11. Oktober 1924, Vorder- und Rückseite.
Deutsche Reichsbank: Reichsbanknote zu 10 0Reichsmark vom 24. Juni 1935 (Kriegsdruck 1941/42), Vorder- und Rückseite.
Mit dem Ruin der deutschen Währung nach dem Zweiten Weltkrieg sowie dem Zerfall des Deutschen Reichs und der Aufteilung Restdeutschlands in vier Besatzungszonen verlor die Reichsbank praktisch ihre Funktion als zentrale Notenbank. Lediglich in der britischen Zone existierte sie noch als sog. "Reichsbankleitstelle" in Hamburg.
In der Behandlung der Währungs- und Bankfragen vertraten die vier Besatzungsmächte unterschiedliche Standpunkte. Während die US-Amerikaner eindeutig die Dezentralisation förderten, wollten die Briten die Beibehaltung der Reichsbank-Organisation. Die Franzosen behielten zunächst auch die Reichsbank-Organisation bei, schlossen sich aber später dem Standpunkt der USA an und errichteten am 1. März 1947 in den drei Ländern ihrer Besatzungszone (Baden, Rheinland/Pfalz und Württemberg-Hohenzollern) je eine Landeszentralbank. In der sowjetischen Besatzungszone wurden die ehemaligen Reichsbankstellen von neu gegründeten Banken (so von der Sächsischen Landesbank, später von den Emissions- und Girobanken) übernommen. In den drei Westzonen akzeptierte man schließlich den US-amerikanischen Plan, so dass Anfang 1948 in den elf Ländern Westdeutschlands elf Landeszentralbanken existierten. Den vorläufigen Abschluss dieser Entwicklung brachte die Gründung der Bank deutscher Länder am 1. März 1948, die als Koordinierungsinstitut mit Bankfunktion eingesetzt wurde.
Die Reichsbank besaß eine große Papiergeldsammlung. Ein Teil dieser Sammlung ging 1945 durch Kriegseinwirkung verloren, der Rest ist jetzt im Besitz des Münzkabinetts Berlin innerhalb der Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung)
Literaturempfehlung:
Hans-Ludwig Grabowski:
Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine
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