Die Firma Giesecke & Devrient, München und Leipzig ist die bedeutendste private deutsche Banknoten- und Wertpapierdruckerei. Sie wurde 1852 von Hermann F. Giesecke und Alphonse Devrient als typografisches Institut in Leipzig gegründet; pflegte von Beginn an den Qualitätsdruck in Buch-, Stein- und vor allem in Kupfer- und Stahldruck. Bereits 1857 wurde eine eigene Fabrik gebaut. Die Kupfer- und Stahlstichdruckerei wurde zur Grundlage des Banknotendrucks, der im Laufe der weiteren Entwicklung eine immer größere Bedeutung für die Firma gewann.
Das Stammhaus von Giesecke & Devrient in Leipzig.
Die ersten G+D-Noten dürften die für die Weimarische Bank von 1854 gewesen sein. Darüber hinaus druckte Giesecke & Devrient zahlreiche Noten altdeutscher Staaten und für deutsche Privatnotenbanken. Schon früh bemühte sich die Firma, durch besondere Methoden und Erfindungen den Notenfälschern ihre Arbeit zu erschweren. So wurde zum Beispiel die Glyphotopie entwickelt. Besonders Dr. Bruno Giesecke, der Sohn des Firmengründers, widmete sich der Entwicklung des Banknotendrucks. Druck- und Sicherheitstechniken von
G + D fanden auch internationale Anerkennung und Wertschätzung, was viele Aufträge zum Druck von ausländischen Banknoten beweisen.
Deutsch-Ostafrikanische Bank: 50 Rupien vom 15. Juni 1905 mit Porträt des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Uniform der Garde du Corps, Vorderseite.
Durch Vermittlung einer inzwischen gegründeten Zweigniederlassung in Berlin wurden auch die Noten für die Deutsch-Ostafrikanische Bank (teilweise mit dem Porträt von Kaiser Wilhelm II.) und für die Deutsch-Asiatische Bank (deutsches Pachtgebiet Kiautschou und China) gedruckt.
Während des Ersten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit bestand in Deutschland ein großer Bedarf an Notgeldscheinen, an deren Druck sich jedoch G + D wenig beteiligte, da diese Scheine ihren wertpapiermäßigen Charakter immer mehr verloren. Dagegen beteiligte man sich am Druck von Reichsbanknoten, da die Reichsdruckerei in der Inflationszeit nicht mehr in der Lage war, die benötigten Zahlungsmittel allein herzustellen.
In der Zeit von 1914 bis 1945 stellte G + D auch wieder ausländische Banknoten her, so u. a. für Bulgarien, Kroatien, Luxemburg und Spanien.
Bayerische Notenbank: 100 Mark vom 1. Januar 1900, Vorderseite. Mitte oben (gewölbtes Spruchband) und unten über dem Wappen freigelassene Bereiche für die bessere Ansicht des Wasserzeichens.
Wie die Produkte aller großen Banknotendruckereien, so zeigen auch die von G + D gedruckten Noten einen eigenen Stil, der sich jedoch im Laufe der Zeit mehrfach wandelte.
Die Produkte bis 1945 kann man leicht an den im eigenen Schnitt hergestellten Ziffern für die Nummerierung erkennen. Seit 1900 zeigen viele G + D-Drucke einen sog. Schaurand. Das ist ein über dem Wasserzeichen unbedruckt gebliebener Bereich, der ein leichteres Erkennen des Wasserzeichens ermöglicht. Dieser druckfreie Bereich wurde später an den Rand verlegt. Der erste Schein dieser Art war der 100-Mark-Schein der Bayerischen Notenbank von 1900.
Kroatien: Note zu 1000 Kuna vom 26. Mai 1941, Papier mit eingelegten und bedruckten Seidenpapierstreifen, Vorderseite.
Ein anderes Merkmal für einige G + D-Noten sind die ins Papier eingelegte bedruckten Seidenpapierstreifen. Es bestand jedoch die Gefahr, dass sich die Papierstreifchen bei stärkerer Benutzung der Scheine aus der übrigen Papiermasse herauslösten.
Auch wurde ein eigenes Wasserzeichen, das G + D-Muster (auch Hakensterne) geschaffen.
1943 wurde der Betrieb in Leipzig durch alliierte Bomben zerstört und 1946 wurde die Firma, die nun in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands lag, zum "Volkseigenen Betrieb" (VEB) erklärt. In Leipzig wurde aus dem Stammsitz die VEB Wertpapierdruckerei der DDR, während 1948 in München unter der Leitung von Siegfried Otto ein neuer Betrieb entstand.
Nach schweren Jahren des Wiederaufbaues hat die Firma Giesecke & Devrient die während des Zweiten Weltkriegs verlorenen Auslandskontakte wieder hergestellt. G + D stellte wieder Banknoten für Kunden aus aller Welt her, aber auch Banknoten für die Deutsche Bundesbank.
Das Bemühen, richtungweisende Techniken für die Banknotenherstellung zu entwickeln und modernste Produktionsmittel und -methoden einzusetzen, verschaffte G + D rasch wieder Weltgeltung.
In den Jahren 1964 bis 1966 dehnte G + D seine Aktivitäten auf die Herstellung von Banknotenpapieren aus. In einer Tochtergesellschaft, der Papierfabrik Louisenthal, errichtete G + D eine neue Produktionsanlage für Banknotenpapier, die von Fachleuten als eine der modernsten der ganzen Welt bezeichnet wurde. Dort wurde schon bald Banknotenpapier für zahlreiche Länder sowie das gesamte Papier für die Banknoten der Deutschen Bundesbank hergestellt.
1970 gründete G + D eine Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft, deren Hauptaufgabe die Entwicklung von Systemen und Maschinen zur automatisierten Bearbeitung von Banknoten in Zentralbanken (z. B. zur Echtheitsprüfung) ist.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Stammsitz von G + D in Leipzig wieder Teil des Gesamtunternehmens.
Heute ist G+ D auch ein führendes Unternehmen für bargeldlose Zahlungsmethoden. Banknoten werden heute ausschließlich nur noch in Leipzig hergestellt.
Lesen Sie auch unseren Beitrag zur aktuellen "Green Banknote" von Giesecke + Devrient.
Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung)
Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski
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