Die Anregung zu einer Heimatsammlung geben meist lokale Notgeldscheine, die zunächst mit allen Varianten gesammelt werden. In den Archiven lassen sich oft noch Unterlagen über die Herstellung und die Hintergründe der kommunalen und privaten Geldscheinausgaben entdecken. Nicht selten stößt man dabei auch auf bis dahin unbekannte Notgeldausgaben, vor allem aus der Inflationszeit von 1923. Beim forschenden Sammler können so geld- und finanzgeschichtliche sowie über die Motive auf den Scheinen auch heimatkundliche Interessen geweckt werden.
Dießner 242.4f: Notgeld der Gemeinde Moosch (Elsass) über 10 Mark ohne Datum vom September 1914 (sog. 1914er Notgeld), Druck einseitig.
Grabowski E22.2: Notgeld der Stadt Erfurt (Thüringen, vormals preußische Provinz Sachsen) über 50 Pfennig vom 20. Oktober 1918 (sog. Kleingeldscheine: Amtliche Verkehrsausgaben), Vorder- und Rückseite.
Tieste 2765.450.01: Notgeld der Hamburger Zigarettenfabrik Sossidi Gebrüder über 20 Pfennig gültig bis 1. März 1922 (sog. Kleingeldscheine: Private Verkehrsausgaben), Vorder- und Rückseite.
Geiger 121.04a: Notgeld der Stadt Eisenach (Thüringen, vormals Sachsen-Weimar-Eisenach) über 50 Mark vom 24. Oktober 1918 (sog. Großnotgeld, alle Notgeldscheine von 1 bis 100 Mark Nennwert), Vorder- und Rückseite.
Müller 2410.4: Notgeld der Stadt Königsberg i. Pr. (preußische Provinz Ostpreußen, heute Kaliningrad in Russland) über 500 Mark vom 30. September 1922 (sog. Notgeld der deutschen Inflation, August 1922 bis Juni 1923), Vorder- und Rückseite.
Grabowski BAY-266: Notgeld der Kreisgemeinde Pfalz zu Speyer (Rheinland-Pfalz, vormals Bayern) über 1 Billion Mark vom 1. Oktober 1923 (sog. Notgeld der Hochinflation ab Juli 1923), Druck einseitig.
Grabowski 117.1c: Notgeld der Stadt Blankenhain in Thüringen über 1 Mark ohne Datum von 1921 (sog. Deutsche Serienscheine), Vorder- und Rückseite.
Kodnar/Künstner 6f: Notgeld des Marktes Admont (Steiermark) über 60 Heller vom November 1920 (sog. Österreichische Serienscheine), Vorder- und Rückseite.
Eine Heimatsammlung wird oft mit den Scheinen des Wohn- oder Geburtsortes begonnen,
auf Nachbarorte oder eine ganze Region ausgedehnt und nicht selten zu einer Ländersammlung ausgebaut. Einen besonderen Stellenwert haben derartige Heimatsammlungen für Menschen eingenommen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden,
so aus den deutschen Ostgebieten.
In Heimatsammlungen werden oft alle Scheine aufgenommen, die in der Region gültig waren oder ausgegeben wurden. Dazu können auch Scheine von Länderbanken gehören oder sogar solche von Kriegsgefangenenlagern, die es während des Ersten Weltkriegs in der jeweiligen Region gab.
Eine besonders reichhaltige Fundgrube für Heimatsammler bilden die sog. Serienscheine,
die sich in einer großen Vielfalt an Motiven der Regional- und Kulturgeschichte widmen.
Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung)
Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte
Literaturempfehlung
Grabowski/Mehl:
Deutsches Notgeld, Band 1/2:
Deutsche Serienscheine 1918-1922
ISBN: 978-3-86646-518-3
Format: 14,8 x 21 cm
Abbildungen: komplett in Farbe
Cover-Typ: Broschur
Seitenanzahl: 960
Preis: 45,00 EUR
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