Bei frühen Geldscheinen kann man kaum von einer Gestaltung sprechen. Oft war nur der Text anzuordnen. Der bescheidene Schmuck richtete sich meist nach den Möglichkeiten der Druckerei, der man die Anordnung überließ. Auch als der erste Ornament- oder Bilderschmuck Verwendung fand, blieben die für den Entwurf Zuständigen meist unbekannt.
Waren es Künstler, so wollten sie oft anonym bleiben, weil ihnen wohl eine derartige Arbeit als eine Herabwürdigung ihrer künstlerischen Tätigkeit erschien. Als der Kupfer- und Stahlstich für die Herstellung von Geldscheinen eine immer größere Rolle spielte, machten viele Graveure, die nicht nur vollendete Handwerker mit angeborenen Fähigkeiten, sondern auch Künstler ihres Fachs waren, auch die Entwürfe für die Noten. In der Literatur finden wir nur wenige Hinweise auf die in den vorigen Jahrhunderten mit Entwürfen für Geldscheine beschäftigten Personen. Oft wurden die Namen nur durch die Druckerei bekannt. So kennen wir viele englische Graveure für Banknoten des 18. und 19. Jahrhunderts, die im Buch von
A. D. Mackenzie "The Bank of England Note", Cambridge 1953, erwähnt sind. Viele Graveure der frühen amerikanischen Scheine wurden durch ihre Arbeit mit den Druckereien oder auch durch ihre eingravierten Initialen (Stecherzeichen) bekannt. Einige dieser Künstler sind:
Thomas Coram (Charleston, South Carolina, 8.2.1779);
Jonas Green (Maryland, 1756-1774), oft zusammen mit
Thomas Sparrow;
Elisha Gallaudet (New York, 16.2.1771);
New York City Water Work (1774-1776).
Viele US-amerikanische Noten des 19. Jahrhunderts lassen die sorgfältige und ideenreiche Arbeit von erstrangigen Künstlern erkennen, die jedoch meist unbekannt blieben. Einer der besten amerikanischen Künstler war Walter Shirlaw, in Schottland geboren, der 1841 nach Amerika kam und lange Zeit für die Western Bank Note & Engraving Company in Chicago arbeitete. 1870 kam er zum Studium nach München (u.a. bei Kaulbach).
Einige der wenigen uns bekannten Künstler, die an der Gestaltung von Scheinen der altdeutschen Staaten und von altösterreichischen Scheinen mitwirkten, sind:
Prof. F. Frick, Berlin: Preußen 1809, 1824
Karl Friedrich Schinkel (Mitarbeiter Unzelmann und Thieme): Preußen 1835
Friedrich August Stüler (Schüler Schinkels) und Prof. Hopfgarten, E. Eichens, Madel, G. Lüderitz und Teichel (Stich): Preußen 1851
Ludwig Kachel: Baden 1849, 2 Gulden
Leo von Klenze (Entwurf), Heinrich Mener und Fr. Autenrieth (Ornamentik), Graveur Wimmer (Wasserzeichen): Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank 1836
Joseph Unger (Ornamentik und Prägestempel), Heinrich Mener (Wasserzeichen): Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank 1839
Joseph Unger und G. Seeberger (Zeichnung und Wasserzeichen), Heinrich Mener und Peter Haseney (Stich): Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank 1850, 10 Gulden
Joseph Unger und H. Neuer (Zeichnung), Peter Haseney (Wasserzeichen), Peter Haseney und H. Neuer (Stich): Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank 1850, 100 Gulden
Peter Haseney (Zeichnung und Wasserzeichen), Peter Haseney und Paul Kastner (Stich): Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank 1857
Wilhelm von Kaulbach: Braunschweig 1854 und 1869, 10 Taler
Karl Steffeck: Braunschweig 1858 (springendes Pferd)
Johann Baptist Danziger: Österreich 1825, 1833, 1834
Peter Fendi: Österreich 1841
Peter J. Geiger: Österreich 1847, 1.7.1848, 1854, 1858 (1 Gulden), 1859, 1863 (100 Gulden)
Carl Josef Geiger: Österreich 1858 (10, 100 und 1000 Gulden)
Joseph von Führich: Österreich 1863, 10 Gulden
Prof. Wilhelm Sohn (Entwurf), Prof. Ernst Forberg (Stich der Figuren): Reichskassenscheine 1882
Prof. Emil Doepler d. J. (Entwurf), O. Reim (Stich): Reichskassenschein 1899
A. Zick (Entwurf): Reichskassenschein 1904
Prof. P. Thumann (Entwurf), Prof. H. Meyer (Stich): Reichskassenschein 1906 und Reichsbanknoten 100 Mark 1883 bis 1908 (Blaue Hunderter)
F. Luthmer und Prof. O. Knille (Entwurf), Prof. H. Meyer (Stich): Reichsbanknoten 1000 Mark 1883 bis 1910 (Braune Tausender)
Prof. F. Wanderer (Entwurf), C. Strassgürtl (Stich): Reichsbanknoten 100 Mark 1908 bis 1910 (Lange oder Flottenhunderter)
Prof. A. Kampf (Entwurf): Reichsbanknote 20 Mark 1915 und 50 Mark 1920
L. Bernhard (Entwurf): Reichsbanknote 50 Mark 20.10.1918
M. Behmer (Entwurf): Reichsbanknote 10 Mark 1920
Prof. W. O. H. Hadank (Entwurf): Reichsbanknote 100 Mark 1920
Prof. Langer (Entwurf): Reichsbanknoten 10 und 20 Reichsmark 1929
Prof. P. Scheurich (Entwurf): Reichsbanknoten 50 RM 1933, 100 RM 1935 und 1000 RM 1936
Prof. J. Seger, Dr. R. Zick (Entwurf): Reichsbanknote 20 RM 1939
Prof. J. Seger (Entwurf Vorderseite), W. Riemer (Entwurf Rückseite): Reichsbanknote 5 RM 1942
Künstlerische Entwürfe von Leo von Klenze für die erste Note der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank von 1836.
Vor der Herstellung der Noten der sog. "Gemäldeserie" der Deutschen Bundesbank wurde eine Entwurfsausschreibung durchgeführt, an der sich sechs Künstler und zwei Banknotendruckereien beteiligten, und zwar: Max Bittrof, Frankfurt am Main; Prof. Ernst Böhm, Berlin; Hermann Eidenbanz, Hamburg; Prof. Kurt Kranz, Hamburg; Erich Heerwald, Darmstadt und Prof. Karl Hans Walter, Nürnberg; sowie die Bundesdruckerei, Berlin, und Giesecke & Devrient, München. Alle Beteiligten mussten von der gesamten Serie von sieben Nennwerten in Originalgröße farbige Vorentwürfe der Vorder- und Rückseiten anfertigen.
Bis auf die für die Vorderseiten vorgesehenen Kopfbildnisse durften diese Vorentwürfe nach eigenen Ideen gestaltet werden. Die Entscheidung fiel zu Gunsten der Entwürfe von Hermann Eidenbenz, die als Vorlage für den Druck der Noten ausgewählt wurden.
Die Entwürfe von Max Bitroff wurden für den Druck einer Reserveserie in Aussicht genommen (BBk II). Die Sticharbeiten für die Noten wurden in der Bundesdruckerei von Egon Falz und Hans-Joachim Fuchs (Scheine über 10, 50 und 500 DM), bei Giesecke & Devrient von José Lopez (Scheine über 5, 20, 100 und 1000 DM) ausgeführt.
Die Entwürfe und die Gestaltung der letzten Serie von Noten der Deutschen Bundesbank stammen von Reinhold Gerstetter, Grafiker bei der Bundesdruckerei in Berlin.
Nicht alle Geldscheinausgaben unserer Zeit werden so sorgfältig vorgeplant. Die meisten bei den Spezial-Banknoten-Druckereien hergestellten Scheine werden nach Vorschlägen des Auftraggebers und Entwürfen der Druckerei angefertigt. Die in diesen Druckereien arbeitenden Künstler oder Grafiker müssen viele Dinge beachten, wie Motivwünsche des Auftraggebers, textliche Notwendigkeiten, drucktechnische Gegebenheiten, Fälschungsschutz u.a. Erst wenn ein Zusammenklang all dieser Dinge mit den persönlichen Vorstellungen des Grafikers oder Künstlers und den geschmacklichen Vorstellungen der Allgemeinheit festzustellen ist, wird auch der Sammler beim Betrachten der Geldscheine sagen können, sie seien dem Hersteller gelungen.
Albert Pick / Hans-Ludwig Grabowski (Überarbeitung und Bebilderung)
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