Am 23. Juni 1948 kündigte die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) mit Befehl 111/48 zum 24. Juni 1948 die Durchführung einer Währungsreform in der sowjetischen Besatzungszone sowie in Groß-Berlin an. Über die Durchführung der Währungsreform sind zahlreiche Artikel publiziert werden[1], so dass hier auf Einzelheiten verzichtet werden kann. Ausgegeben wurden im Umtausch gegen Reichs- und Rentenmark als Übergangslösung zunächst mit Kupons versehene Reichs- und Rentenbankscheine, bevor am 25. Juli 1948 die auf Deutsche Mark lautenden Banknoten der Deutschen Notenbank zur Ausgabe kamen. Die sogenannten Kuponmark-Scheine[2] mussten in wenigen Tagen mit großem manuellem Aufwand beklebt werden.
Sowjetische Besatzungszone Deutschlands (SBZ): Spezialkupon über 2 Deutsche Mark 1948 auf 2-Rentenmark-Schein der Deutschen Rentenbank von 1937, Vorderseite, Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski.
Sowjetische Besatzungszone Deutschlands (SBZ): Spezialkupon über 100 Deutsche Mark 1948 auf 100-Reichsmark-Schein der Deutschen Reichsbank von 1935, Vorderseite.
Die Kupons zur Beklebung wurden durch die Leipziger Wertpapierdruckerei Giesecke & Devrient[3] gedruckt, und zwar in Markenbogen zu 100 Stück für die Nennwerte 1, 2, 5 und 10 DM sowie zu 50 Stück für die Nennwerte 20, 50 und 100 DM. Die fertigen Kupons wurden durch die Deutsche Emissions- und Girobank[4] Mitte Juni 1948 direkt bei Giesecke & Devrient in Leipzig in Empfang genommen. Erhalten geblieben ist eine per 30. Juni 1948 durch Giesecke & Devrient nachträglich erstellte Übersicht der insgesamt ausgelieferten Kupons:
1.568.500 Bögen zu 100 Marken im Wert von 1,- DM = 156.850.000 Marken im Wert von 156.850.000 DM
523.000 Bögen zu 100 Marken im Wert von 2,- DM = 52.300.000 Marken im Wert von 104.600.000,- DM
531.000 Bögen zu 100 Marken im Wert von 5,- DM = 53.100.000 Marken im Wert von 265.500.000,- DM
634.000 Bögen zu 100 Marken im Wert von 10,- DM = 63.400.000 Marken im Wert von 634.000.000,- DM
1.823.000 Bögen zu 50 Marken im Wert von 20,- DM = 90.925.000 Marken im Wert von 1.823.000.000,- DM
963.500 Bögen zu 50 Marken im Wert von 50,- DM = 48.175.000 Marken im Wert von 2.408.750.000,- DM.
206.500 Bögen zu 50 Marken im Wert von 100,- DM = 10.325.000 Marken im Wert von 1.032.500.000,- DM
Nachtäglich erstellter Lieferschein der Druckerei Giesecke & Devrient über die zum Umtausch gelieferten Kupons vom 30. Juni 1948. Quelle: Bundesarchiv.
Der Gesamtbetrag der von Giesecke & Devrient gelieferten Kupons betrug demnach 6.425.200.000,- DM. Davon wurden durch die Deutsche Emissions- und Girobank zum bekleben von Geldscheinen Kupons im Gesamtwert von 5.737.300.000,- DM bereitgestellt, und zwar in folgenden Beträgen und Stückzahlen:
Kupons zu 1 DM für insgesamt 124.200.000,- DM = 124.200.000 Stück
Kupons zu 2 DM für insgesamt 80.600.000,- DM = 40.300.000 Stück
Kupons zu 5 DM für insgesamt 240.500.000,- DM = 48.100.000 Stück
Kupons zu 10 DM für insgesamt 522.000.000,- DM = 52.200.000 Stück
Kupons zu 20 DM für insgesamt 1.690.000.000,- DM = 84.545.000 Stück
Kupons zu 50 DM für insgesamt 2.255.000.000,- DM = 45.100.000 Stück
Kupons zu 100 DM für insgesamt 825.000.000,- DM = 82.500.000 Stück
Nur ein Teil der für den Umtausch zur Verfügung gestellten Kupons wurde im Zuge der Währungsreform dann – auf entsprechende Scheine geklebt – auch tatsächlich ausgegeben. Leider stehen insoweit nur Gesamtwerte und keine Ausgabezahlen nach Notenwerten zur Verfügung. Die nachfolgenden Zahlen zeigen die für den Geldumtausch zur Verfügung gestellten Beträge an Kupons, sowie die tatsächlich ausgegeben Beträge an mit Kupons beklebten Reichsbanknoten und Rentenbankscheinen für die einzelnen Emissions- und Girobanken der Länder in der SBZ:
Sachsen: zur Verfügung gestellte Kupons 1.395.000.000,- DM; tatsächlich ausgegebene Scheine 857.500.000,- DM
Sachsen-Anhalt: zur Verfügung gestellte Kupons 1.090.000.000,- DM, tatsächlich ausgegebene Scheine 561.000.000,- DM
Thüringen: zur Verfügung gestellte Kupons 826.000.000,- DM, tatsächlich ausgegebene Scheine 414.400.000,- DM
Brandenburg: zur Verfügung gestellte Kupons 897.200.000,- DM, tatsächlich ausgegebene Scheine 440.400.000,- DM
Mecklenburg: zur Verfügung gestellte Kupons 622.000.000,- DM, tatsächlich ausgegebene Scheine 275.800.000,- DM
Das Berliner Stadtkontor wurde mit Kupons im Werte von 673.000.000,- DM zur Beklebung ausgestattet, an beklebten Scheinen wurde im Zuge der Währungsreform hiervon ein Betrag von 467.000.000,- DM tatsächlich ausgegeben.
Auch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland erhielt neues Geld, und zwar mit Kupons beklebte Reichs- und Rentenmarknoten als Erstausstattung gemäß Empfangsbescheinigung schon am 18. Juni 1948, also fünf Tage vor Erlass des SMAD-Befehls. Der Gesamtbetrag an beklebten Noten, der der SMAD zur Verfügung gestellt wurde, betrug 234.100.000,- DM. Wieviel dieser Noten in den Geldumlauf gelangen, ist nach den Unterlagen der Deutschen Notenbank nicht nachzuvollziehen.
Der Ausgabetrag im Zuge der Währungsreform am 24. Juni 1948 an Reichsmark und Rentenmark mit aufgeklebten Spezialkupons in den Ländern, in Berlin und an die SMAD betrug danach insgesamt 3.250.200.000,- DM. Das entsprach 50,6 % des tatsächlich hergestellten Betrages an Kupons – nur rund die Hälfte der von Giesecke & Devrient produzierten Kupons gelangte also tatsächlich in den Umlauf. Die Deutsche Emissions- und Girobank behielt nach dem Umtausch zudem einen Kassenbestand von 1.004.900.000,- DM.
Man kann darüber spekulieren, warum nur Teilbeträge der Kupons verklebt und ausgegeben wurden. Möglicherweise reichte die kurze Zeit für die Beklebung weiterer Scheine nicht aus; möglicherweise wurden durch die einzelnen Emissions- und Girobanken die tatsächlich erstellten Beträge als für den Zahlungsmittelumlauf ausreichend angesehen. Vielleicht war auch die Menge der bei Giesecke & Devrient bestellten Kupons aufgrund der Kürze der Zeit, unzureichender statistischer Erhebungen über den Bargeldumlauf in der SBZ und Groß-Berlin, sowie aufgrund nicht vorhandener Hochrechnungen des Bargeldbedarfes auf Grundlage der Umtauschvorgaben schlichtweg zu hoch bemessen worden.
Beklebt wurden die Scheine im Zeitraum vom 19. bis 23. Juni 1948 durch zahlreiche Freiwillige und dienstverpflichtete Personen in den Ländern der SBZ sowie im sowjetischen Sektor von Berlin[5]. Beklebt wurden[6] die Rentenbankscheine zu 1 und 2 Rentenmark der Ausgabe vom 30. Januar 1937, der Rentenbankschein zu 5 Rentenmark der Ausgabe
vom 2. Januar 1926, sowie die Reichsbanknoten zu 5 Reichsmark vom 1. August 1942,
zu 10 und 20 Reichsmark vom 22. Januar 1929, zu 50 Reichsmark vom 30. März 1933 und zu 100 Reichsmark vom 24. Juni 1935[7].
Die zu beklebenden Banknoten wurden aus den Kassenbeständen der Emissions- und Girobanken sowie, in Berlin, des Berliner Stadtkontors zur Verfügung gestellt. Es dürfte sich in der Regel um gebrauchte Scheine aus dem Umlauf gehandelt haben. Der Kupon war auf dem Schaurand bündig zum Druckbild anzubringen[8] – Scheine, bei denen die Klebemarke mitten auf dem Wasserzeichenfeld angebracht ist sind – insbesondere in druckfrischer Erhaltung – in der Regel nachträglich angefertigt und stammen nicht aus dem Umtausch.
Der Umtausch selbst fand in den von den Emissions- und Girobanken der Länder bestätigten Umtauschkassen und Kreditinstituten statt.
Nicht beklebt wurden die noch umlauffähigen Reichsbanknoten zu 50 und 100 Reichsmark der Ausgabe von 11. Oktober 1924, sowie der „Tirolerschein“ zu 20 Reichsmark vom 16. Juni 1939. Gleiches gilt für Alliierte Militärmarknoten. Im Sammlermarkt tauchen immer wieder mit Kupons beklebten Noten dieser Ausgaben auf. Diese sind nachträglich angefertigt; sie gelangten nicht zur Ausgabe. Auch eine versehentliche oder zufällige Verwendung während des Geldumtauschs ist auszuschließen, da die beklebten Noten vor der Ausgabe einer Kontrolle unterzogen wurden.
Dr. Sven Gerhard
Anmerkungen
[1] Zuletzt sehr ausführlich Michael H. Schöne, Die drei Währungsreformen vor 75 Jahren in Deutschland, gelscheine-online.com vom 21. Juni 2023.
[2] Lt. SMAD-Befehl 111/48 und der der Deutschen Wirtschaftskommission vom 21. Juni 1948, ZVOBl 1948 Nr. 20, S. 220) lautete die Bezeichnung offiziell „Reichsmark und Rentenmark alten Musters mit aufgeklebten Spezialkupons“.
[3] Im Frühjahr 1948 war die private Firma Giesecke & Devrient in Leipzig enteignet worden; im selben Jahr erfolgte die Umfirmierung in den VEB Deutsche Wertpapierdruckerei.
[4] Die Vorgängerbank der Deutschen Notenbank, deren Gründung offiziell am 20. Juni 1948 erfolgte.
[5] Die Durchführung der Währungsreform oblag lt. Befehl 111/48 Ziffer 12 der SMAD und der gleichlautenden Verordnung der Deutschen Wirtschaftskommission vom 21. Juni 1948 in den Städten und Kreisen den Bürgermeistern und Landräten, die entsprechendes Personal zur Beklebung der Banknoten rekrutieren mussten.
[6] Regelung dazu traf die Anlage zur Verordnung vom 21. Juni 1948 „Beschreibung der Spezialkupons und Regelungen für ihr Aufkleben auf Reichs- und Rentenmarkscheine“, ZVOBl 1948 Nr. 20, S. 223 - 224
[7] Grabowski DEU-222 – 223, DEU 209, DEU-220, DEU 183-184, DEU-210 – 211.
[8] Ziff. 6 der Anlage zur Verordnung vom 21. Juni 1948 „Beschreibung der Spezialkupons und Regelungen für ihr Aufkleben auf Reichs- und Rentenmarkscheine“
Abbildungen
Banknoten: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski.
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