Wie viele deutsche Länder, Provinzen, Bezirke, Kreise, Kommunalverbände und Firmen, so gab auch die Kreisgemeinde Pfalz in Speyer für die damals noch bayerische Rheinpfalz während der Hochinflation 1923 eigenes Notgeld aus.
Es gab Werte zu 1 und 5 Millionen Mark ohne Datum; zu 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Millionen Mark mit Datum vom 11. August 1923 und zu 50, 100 und 500 Millionen Mark sowie zu 1, 5, 20, 50 und 500 Milliarden und zu 1 Billion Mark mit Datum vom 1. Oktober 1923.
Ab Oktober 1923 waren die Scheine zusätzlich mit einem Kastenaufdruck mit sog. Zonentext "Umlauffähig im ganzen Regierungsbezirk Pfalz. Gültig bis zum 1. April 1924" versehen.
Nach dem Versailler Vertrag von 1919 waren bereits westliche Gebiete der Pfalz abgetrennt worden, die im neu gebildeten Saarland als Mandat des Völkerbunds de facto unter französische Kontrolle gerieten. Während der französischen Besetzung des Rheinlands und der restlichen Pfalz kam es dann zu einer von Frankreich unterstützten Separatisten-Bewegung, die die Bildung einer autonomen pfälzischen Republik anstrebte. Bereits am 1. Juni 1919 war es zum ersten Separatisten-Putsch gegen die Regierung der Pfalz in Speyer gekommen und im Oktober 1919 verlangte man sogar die Einführung der französischen Währung. Am 12. November 1919 riefen die Separatisten die "Pfälzische Republik im Verband der Rheinischen Republik" aus. Frankreichs Ziel war klar, wie schon mit der Schaffung des Rheinbunds durch Napoleon, der 1806 zur Spaltung und dem Ende des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation geführt hatte, wollte Frankreich nach dem Ersten Weltkrieg das Deutsche Reich spalten und nach der Rheingrenze greifen und darüber hinaus sogar noch mit dem Rheinland und der Pfalz zwei linksrheinische Gebiete unter französischem Einfluss in Deutschland installieren.
Als Finanzminister der sog. "Regierung der Autonomen Pfalz" wurde mit besonderer französischer Genehmigung der u.a. wegen Erpressung, Urkundenfälschung und Totschlags mehrfach vorbestrafte Schuhmacher Johann Wilhelm Novak berufen, der sofort die Speyerer Notgelddruckerei und die Reichsbanknebenstelle besetzen ließ.
Die bereits gedruckten Notgeldscheine der Kreisgemeinde Pfalz zu 1 Billion Mark vom 1. Oktober 1923 wurden durch die Separatisten für ihre Zwecke genutzt und mit einem roten Überdruck (Durchbalkung des Unterschriftenblocks und Text: "Dieser Schein ist gedeckt durch die Rheinische Regierung in Wiesbaden. Kommissar für die Pfalz" und gedruckter Faksimile-Unterschrift "Novak" versehen. Allerdings ausschließlich die abgebildete grüne Ausführung des 1-Billionen-Mark-Scheins.
Manipulationen:
Andere Werte mit roter bis rotvioletter Durchbalkung der Unterschriften und mit Handunterschrift "Nowak" (statt "Novak") und ohne den zusätzlichen Textblock sind durchweg Manipulationen für Sammler. Sie sind bei den Werten zu 1, 5, 10, 20, 50, 100 und 500 Millionen Mark sowie zu 1 und 5 Milliarden Mark bekannt. Weitere Werte können vorkommen. Es handelt sich jedoch nicht um ganz moderne Manipulationen, sondern um ältere, die schon seit Jahrzehnten bekannt sind und sogar höher bewertet werden können, als die Grundscheine.
Alle Ausgaben der Kreisgemeinde Pfalz und das Notgeld der "Autonomen Pfalz" vom November 1923 sowie alle anderen Papiergeld-Ausgaben der deutschen Länder, Provinzen und Bezirke findet man in meinem Katalog "Deutsches Notgeld, Band 10: Das Papiergeld der deutschen Länder 1871 – 1948".
Text und Abb. Hans-Ludwig Grabowski
Hallo Herr Grabowski,
als freie Mitarbeiterin bin ich für die Lokalredaktion der RHEINPFALZ tätig. Vor einiger Zeit hat sich ein Leser aus dem Rhein-Pfalz-Kreis an die Redaktion gewandt und "behauptet", er habe einige der wenigen (einzigen?) Geldscheine aus der Zeit der autonomen Pfalz in seiner Sammlung. Könnten Sie mir etwas dazu sagen, wie selten diese Scheine sind, bzw. u.U. wie viele davon überhaupt noch existieren? Vielen Dank für Ihre Rückmeldung,
herzliche Grüße aus der (nicht autonomen) Pfalz
Eva Heyder