Abb. 1: Barscheck der Volksbank Bozen/Südtirol über 100 Lire vom 22. 11. 1976, Vs., 6 x 12 cm.
Als bei uns die Euroscheine eingeführt werden sollten, machte man sich natürlich vorher auch über die Stückelung Gedanken und es gab durchaus laute Stimmen, die sich für die Schaffung einer 1-Euro-Note einsetzten – vor allem aus Italien. Die Italiener waren es seit den 1970er Jahren gewohnt gewesen, z.B. ihren Espresso mit einem kleinen Geldschein bezahlen zu können. Die damals vorherrschende Münzknappheit aufgrund mangelnder Prägekapazitäten führte in der Repubblica Italiana einerseits zur Hortung bestehender Münzvorräte für die notwendige Automatenbedienung und andererseits zur Ausgabe von Wechselgeld in Form von Bonbons, Heftpflastern etc., woran sich ehemalige Italien-Urlauber von damals sicherlich noch lebhaft erinnern können.
Abb. 2: Geldschein über 500 Lire vom 20.12. 1983, ausgegeben vom italienischen Finanzministerium, Vs. mit dem Götterboten Merkur, 5,75 x 11,5 cm.
Nach dem Zusammenbruch des internationalen Währungsverbundes von Bretton Woods (1944–1973) befanden sich viele Währungen im Fallen begriffen; wegen der Inflation vermehrten sich auf den Banknoten die Nullstellen. In Italien kam 1976 ein neuer Fünfhunderter heraus, allerdings als „Biglietto di Stato a corso legale“ und nicht von der Banca d`Italia wie der neue Marco-Polo-Tausender von 1982. Bei der offiziellen Buchgeldumstellung auf die gemeinsame Eurowährung 1999 entsprachen übrigens 1.936,27 Lire einem Euro.
Die Banken im Stiefel halfen sich selbst und schufen mit kleinen Barschecks (assegni circolare) von 50 bis 200 Lire mit Indossaments und sammler-affiner Gestaltung eine Art Notgeld, das die chronische Unterversorgung mit Kleingeld effektiv bekämpfte, denn Schecks ersetzen Bargeld – im Gegensatz zum Wechsel. Den ausgebenden Banken als Bezogenen und den eingedruckten Ausstellern der Schecks verschafften sie einen gewissen Eigenwerbe-Effekt. Die verausgabten Miniassegni in Südtirol waren zudem sogar zweisprachig.
Abb. 3: Rs. des Barschecks über 100 Lire der Volksbank Bozen (s. Abb. 1) mit Indossament des Landesverbandes der Handels- Fremdenverkehrsbetriebe Bozen.
Abb. 4: Barscheck der Landwirtschaftskreditbank Ferrara über 50 Lire vom 12.07. 1977, Vs., 6,3 x 12,4 cm.
Abb. 5: Barscheck über 150 Lire des Credito Italiano, Mailand vom 08.03. 1976, Vs., 6,3 x 10,6 cm.
Durch die verkleinerte Form in ähnlicher Größe wie die Scheine zu 500 und 1000 Lire konnten sie nicht mit regulären Bank- oder Barschecks verwechselt werden, und da die Banken den Nominalwert hinterlegen mussten, fand auch gar keine Geldschöpfung statt.
Im Gegenteil: Viele Assegni wurden den Banken nicht wieder präsentiert, sondern verschwanden als putzige Souvenirs im Gepäck der Touristen oder in den Alben von Sammlern.
Abb. 6: Rs. eines Barschecks über 200 Lire der Banca di Trento e Bolzano vom 20.09. 1977 mit links dem Schloss Bounconsiglio in Trient und rechts dem Dom Maria Himmelfahrt in Bozen. 6,4 x 11,5 cm.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auch im Lexikonbeitrag von Albert Pick Assegni Circolare (Mini – Assegni) vom 23.10.2019.
Christian Merker
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