Als das durch den Ersten Weltkrieg und immense Reparationsleistungen geschwächte Deutschland im Januar 1923 nicht mehr die geforderten Kohle-Lieferungen an die Alliierten leisten konnte, besetzten französische und belgische Truppen zusätzlich zum Rheinland auch noch das Ruhrgebiet um "produktive Pfänder" zu nehmen, also Kohle und andere Waren einfach zu beschlagnahmen. Das führte nicht nur zum Absturz der deutschen Währung und in die Hochinflation, sondern hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die Bevölkerung des Ruhrgebiets. Im ganzen Reich bildeten sich Initiativen, die im Rahmen der "Ruhrhilfe" Unterstützung leisteten.
Herr Jos F.M. Eijsermans – Sammlern bestens als Händler, Veranstalter der Paper Money Fair und Geldscheinexperte bekannt – stellte der Redaktion nun Abbildungen von zwei interessanten Zeitdokumenten zur Verfügung. Es handelt sich um Spendenquittungen der "Ruhrhilfe aus den Niederlanden" (Sitz: Den Haag) über den Empfang von 1 bzw.
10 Gulden (Fl. steht für Florin, eine mittelalterliche Goldmünze).
Die niederländische Ruhrhilfe gründete sich im Februar 1923. Sie hatte dann insgesamt 13.336 Gulden in Geldzeichen und zusätzlich Bekleidung im Wert von 30.000 Gulden gesammelt. Das hört sich zwar nicht viel an, aber damals betrug ein Monatsgehalt meist nur einige Gulden (10 Gulden stehen für eine Goldmünze). Die 13.336 Gulden in Goldmünzen wären heute etwa 300.000 Euro wert. Dass Niederländer für die Not leidende deutsche Bevölkerung im Ruhrgebiet damals spendeten, verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass die Niederlande im Ersten Weltkrieg neutral geblieben waren, kaum Kriegsschäden hatten und der abgedankte deutsche Kaiser im niederländischen Exil lebte.
Auf der Vorderseite befindet sich ein handschriftlicher Vermerk zum Spender und auf der Rückseite die Darstellung eines Holzschnitts vom Künstler Tom van Tast.
Jos F. M. Eijsermans/Hans-Ludwig Grabowski
Abbildungen: Jos F.M. Eijsermans, http://www.papermoney-maastricht.nl
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