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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Notgeld – Zu schön, es auszugeben


Dirk Schindelbeck:

Notgeld – Zu schön, es auszugeben


168 Seiten, durchgehend farbige Abbildungen (253),

Format 18,5 cm x 24 cm, Broschur,

Weimar 2021.

Preis: 25,– Euro.

ISBN: 978-3-89445-584-2











Der Autor studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie; ist Kulturwissenschaftler, Werbehistoriker, Essayist, Lyriker und freier Wissenschaftspublizist. In seinem langen Schaffen entstanden u.a. zahlreiche Veröffentlichungen zur Kultur-, Konsum- und Kommunikations-geschichte.

Bereits seit seiner Entstehung war und ist Geld immer auch ein Kommunikationsmittel gewesen und kaum ein "Geld" kommunizierte und kommuniziert mehr, als die deutschen Serienscheine, die ihren Höhepunkt vor 100 Jahren feierten.

Schindelbeck geht in seinem neuen Buch auf rund ein Jahrzehnt von Notgeldausgaben in Deutschland ein – vom Notgeld zu Beginn des Ersten Weltkriegs bis hin zu den Milliarden-Werten der Hochinflation. Den Schwerpunkt aber legt er – wie die Titelgestaltung schon erahnen lässt – auf die deutschen Serienscheine. Ihm ist dabei eine sehr reichhaltig bebilderte Dokumentation gelungen, die viele Aspekte dieser besonderen Ausgaben beleuchtet. In insgesamt 13 Kapiteln spannt er den Bogen vom Geld und seiner Gestaltung über die Epochen des deutschen Notgelds mit den Serienscheinen als Propaganda-Medium und "Deutschland-Erzählung" bis hin zu einer Schlussbilanz. Dabei spielt für ihn der historische Kontext eine wesentliche Rolle. So wird z.B. auch auf die sog. Abstimmungs-scheine eingegangen und es wird auch nicht vergessen, einige Notgeld-Künstler jener Zeit vorzustellen.

Natürlich waren Serienscheine kein Notgeld, auch wenn sie sich so nannten.

Die Serienscheine wurden damals fast ausschließlich für die Alben von Sammlern produziert und ihre verschiedenen Bezeichnungen waren meist lediglich Etikettenschwindel.

Die Geschäftstüchtigkeit der Herausgeber führte sogar so weit, dass es Ausgaben von Orten gab, die rein gar nichts von ihren "eigenen" Ausgaben wussten oder, die es schlicht und ergreifend überhaupt nicht gab. Nicht wenige dieser Scheine wurden überhaupt erst an Sammler abgegeben, als der "Einlösungstermin" bereits abgelaufen war, um mögliche Ansprüche von vornherein zu unterbinden. Natürlich wären die Nennwerte dieser Scheine in Zeiten der Inflation auch praktisch wertlos gewesen. Mögen diese Scheine in aller Regel auch kein Geld gewesen sein, so sind sie doch bisher von Historikern und Kunstgeschichtlern meist unterschätzte Zeitdokumente, die weitaus mehr erzählen, als es Geld sonst kann.

Das liegt vor allem daran, dass sie den "Geist der Zeit" einfingen und damit selbst zu Zeugnissen der Geschichte wurden. Außerdem wurden sie so attraktiv gestaltet, dass die Nachfrage bei Sammlern stetig stieg. Jede neue Ausgabe wurde vollmundig in speziellen Zeitschriften für Notgeldsammler in ihrem künstlerischem Entwurf und ihrer historischen wie kulturellen Aussage angepriesen.

Nein, die deutschen Serienscheine waren nicht weltweit einzigartig, sondern auch in Österreich kam es zu einer wahren Flut von "Notgeldausgaben" in ganzen Serien. Allerdings waren diese – bis auf Ausnahmen – meist nicht so farbenprächtig und historisch interessant, wie dies die deutschen Serienscheine bis heute sind.

Es gab bereits viele Publikationen, die sich mit den deutschen Serienscheinen beschäftigt haben. Es gibt verschiedene Kataloge, zahlreiche Fachartikel in numismatischen und anderen Sammler-Zeitschriften sowie immer auch wieder populärwissenschaftliche Bücher rund um das deutsche Notgeld, die den Serienscheinen bis heute als "Notgeld" auf den Leim gehen. Der Autor des neuen Buches schafft den Spagat zwischen der geld-, zeit- und kulturgeschichtlichen Einordnung. Sein Werk ist geeignet Interesse für diese einzigartigen Zeugnisse der deutschen Geschichte zu wecken, die leider immer noch zu wenig Beachtung finden – bei Numismatikern, weil es sich um kein "richtiges Geld" handelt und bei Kunst-, Kultur- und Geschichtsinteressierten, weil es vielleicht immer noch zu unbekannt und zu wenig interpretiert ist. Das neue Buch ist genau jenem Personenkreis zu empfehlen, denn es leistet viel mehr, als es eine schlichte Katalogisierung je könnte. Dabei wäre in der Zukunft eine interdisziplinäre Zusammenarbeit wünschenswert, denn die Numismatik beschäftigt sich schon seit seiner Ausgabe mit dem Notgeld.

Leider werden im Literaturverzeichnis kaum aktuelle Katalogwerke zum deutschen Notgeld verzeichnet.

Bezogen werden kann das Buch direkt über den Internet-Shop des Jonas Verlags:


Hans-Ludwig Grabowski

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