top of page
AutorenbildUwe Bronnert

Papiergeld aus dem ersten spanischen Bürgerkrieg ("Karlisten-Krieg")

Aktualisiert: 14. Nov. 2023

Am 6. Oktober 1833 begann der erste spanische Bürgerkrieg, der erst 1840 beendet wurde. Bekannter als erster von drei sog. "Karlisten-Kriegen". Der Name wurde von „El Pretender“ (dem Thronanwärter) Don Carlos María Isidro Benito de Borbón y Borbón-Parma abgeleitet.

Die drei Ehen des spanischen Königs Fernando VII. waren ohne überlebende Nachkommen geblieben. 1829 heiratete Fernando VII. aber in vierter Ehe seine Nichte Maria Christina von Neapel-Sizilien, eine Tochter Königs Franz I. beider Sizilien, die am 10. Oktober 1830 eine Tochter zur Welt brachte. Nach der „Lex Salica“ aus dem Jahr 1713 waren Frauen von der spanischen Thronfolge ausgeschlossen. Fernando hatte jedoch kurz vor der Geburt seiner Tochter dieses Gesetz geändert.

Nach Fernandos Tod am 29. September 1833 wurde seine Tochter Isabel mit nur drei Jahren zur Königin ausgerufen. Carlos María Isidro, Fernandos Bruder, sah sich dennoch als legitimer Nachfolger. Daher veröffentliche er ein Manifest, in dem er auf seine dynastischen Rechte pochte und sich zum König mit dem Namen Carlos V. erklärte. Damit löste er den Bürgerkrieg aus. Auf der einen Seite die Cristinos, die liberalen Anhänger Isabels und ihrer Mutter María-Christina, sowie die Unterstützer England und Frankreich und auf der anderen die Karlisten, die Befürworter eines traditionellen, erzkatholischen Absolutismus sowie Russland, Österreich und Preußen.

Carlos María Isidro wurde am 27. März 1788 in Aranjuez als zweiter Sohn Karls IV. geboren. Chronisten beschreiben ihn als streng in seinen Bräuchen, traditionell katholisch und geduldig. Obwohl er den Wunsch geäußert hatte, Geistlicher zu werden, heiratete er 1816 seine Nichte María Francisca de Braganzua, die vierte Tochter des Königs von Portugal.


Abb. 1: Carlos María Isidro Benito de Borbón y Borbón-Parma, Gemälde von Vicente López.


Während sich die Karlisten zu Beginn des Krieges zumindest in den ländlichen Gebieten Nordspaniens behaupteten, stützten sich die Cristinos auf die liberalen Antikleriker und die reguläre Armee. Carlos Chance den Krieg zu gewinnen, war auch davon abhängig, ob es ihm gelingen würde, die nötigen finanziellen Mittel aufzubringen, um seine Truppen zu unterhalten. Ein Weg hierbei wäre die Ausgabe von Papiergeld und Anleihen gewesen. Daher bemühte sich sein Berater, Pio de Elizalde, Geldscheine in einer Druckerei der katalanischen Stadt Berga drucken zu lassen. Jedoch verweigerte die englische Regierung die Genehmigung für den Export des hierfür benötigten Papiers.

Allerdings sind Scheine des Tesoro Real (Schatzamt) über 16 Pesos Duros in der Gestaltung englischer Banknoten und wohl auch auf englischen Banknotenpapier hergestellt wurden. Die einseitig bedruckten Scheine haben die Größe 215 x 135 mm. Datiert sind sie vom Januar 1835. Nach dem Text dieser Obligationen waren sie in Gold oder Silber beim Schatzamt in Madrid einlösbar bzw. konnten sie bei Zahlung von Steuern und Kontribution verwendet werden. Zum Schutz vor Fälschungen wurden sie mit einem Trockenstempel versehen. Ob sie auch ausgegeben wurden ist unbekannt, da sie in Sammlungen immer nur als Blankette ohne Unterschrift(en) vorkommen.


Abb. 2.1: Obligacion, Tesoro Real, Enero de 1835, 16 Pesos Duros, Vorderseite.

Größe: 215 mm (mit Randstück 260 mm) x 135 mm.

Abb. 2.2. Trockenstempel auf dem Schein zu 16 Pesos Duros.


Der Botschafter der Karlisten in England ließ gemäß eines königlichen Dekrets bei der Firma Edmund Shaw ein Wertpapier drucken, das bei einer einmaligen Einzahlung eines Kapitals von 940 Pesos fuertes eine ewige 5-%-Rente (= 47 Pesos fuertes, der Peso zu 20 Reales de Vellon gerechnet) versprach, die in Gold oder Silber beim Schatzamt in Madrid erstmals am 1. Juli 1836 ausgezahlt werden sollte. Um ausländische Anleger zur Kapitalanlage zu bewegen, konnte das Papier auch in Amsterdam, London, Paris, Brüssel und Turin in der jeweiligen Landeswährung gezeichnet werden. In diesem Fall sollten die Zinsen auch in dieser gezahlt werden: in Amsterdam bei 2.400 Gulden 120 Gulden, in London bei 200 Pfund 10 Pfund und in Paris bei 5.076 Francs 253,80 Francs. Letzteres gilt ebenfalls für eine Zahlung in Brüssel und Turin. Die Zertifikate wurden mit den dazu gehörigen Zinsscheinen in einem gemeinsamen Bogen gedruckt. Allerdings findet man heute in der Regel nur die Urkunde selbst ohne Zinsscheine. Für den schwarzen Druck verwendete man Papier ohne Wasserzeichen. Der einzige Schmuck besteht aus einem Schmuckdruck am linken Rand sowie dem aufgedruckten Siegel, das zum Schutz vor Fälschungen als Trockenstempel auf der linken Seite nochmals erscheint. In England umlaufende Stücke erhielten einen weiteren Trockenstempel (Six Pence), der wohl der Steuererhebung diente. Diese Certificado werden in Spanien dem Papiergeld zu gerechnet.

Abb. 3.1: Certificado, Oñate, 6. Februar 1836, 47 Pesos Fuertes, Vorderseite.

Größe ohne Zinsscheine: ca. 155 mm x 230 mm.

Abb. 3.2: Certificado, Oñate, 6. Februar 1836, 47 Pesos Fuertes, Rückseite.

Abb. 3.3: Trockenstempel auf dem Certificado

Abb. 3.4: Englischer Steuerstempel


Während seines Aufenthaltes in der Stadt Estella erließ Don Carlos V. am 8. April 1837 ein Dekret, mit dem er eine Anleihe von 20 Millionen Pesos fuertes zu 20 Reales vellon auflegte, die in 200.000 Bonos Real eingeteilt war: Mit dem Buchstaben A wurden 50.000 Bono Real zu 200 Pesos (4000 Reales), mit dem Buchstaben B 50.000 Bono Real zu 100 Pesos (2000 Reales) und mit dem Buchstaben C 100.000 Bono Real zu 50 Pesos (1000 Reales) gedruckt. Ihr Text versprach ihren Inhabern, dass die königliche Anleihe ab dem Ausgabedatum mit jährlich fünf Prozent verzinst würde. Sechs Monate nach Einzug des Herrschers in Madrid sollten Zahlungen bis zu 80 Prozent eines Zahlungsbetrags mit Bonos Real möglich sein, wobei diese zum Nennwert anzunehmen angerechnet würden und zwar der Peso fuertes mit 5 Francs 20 Centimes. Die Bonos Reales selbst sollten nach diesem Zeitpunkt innerhalb von acht Jahren eingelöst werden, wobei die Reihenfolge ihrer Einlösung durch Los bestimmt werden sollte.

Abb. 4.1: Tesoro Real de Espana, 15. Mai 1839, 200 Pesos Fuertes de 20 Reales Vellon, Vorderseite. Größe: ca. 275 mm x 130 mm.

Abb. 4.2: Tesoro Real de Espana, 15. Mai 1839, 200 Pesos Fuertes de 20 Reales Vellon, Rückseite.

Abb. 4.3: Trockenstempel auf dem Bono Reales.


Der Schatzschein wurde auf Büttenpapier mit Wasserzeichen (königliches Wappen und Schrift: „CAROLUS V. D. G. H. R.“) gedruckt. Die Bonos sind recht schmucklos einseitig mit einem Text bedruckt. Nur eine Verzierung am linken Rand sowie ein kleines Wappen neben der Überschrift „Tesoro Real de España“ lockern das Bild auf. Als Fälschungs-schutz erhielten die Scheine einen kleinen Trockenstempel mit der Büste des Monarchen und der Legende „Carolus V.D.G. Hispaniarum Rex“. Am unteren Rand finden sich die Unterschriften des Finanzminister Pedro Diaz Labandero sowie die der für die Emission verantwortlichen Person, Juan de Goyeneche, sowie ein handschriftliches Datum.

Mit Scheinen zu 50 Pesos fuertes wurde die Truppe entlohnt. Im Dezember 1837 waren erst 900 Noten an die Soldaten in Amurrio ausgegeben. Die Scheine zu 100 Pesos fuertes sollten als Gegenwert bei Unterstützungszahlungen des Adels ausgegeben werden. Da Don Carlos jedoch im spanischen Adel nur wenige Unterstützer fand, wurde dieser Wert kaum gebraucht. Der Wert zu 200 Pesos fuertes schließlich war wahrscheinlich das meist gebrauchte Nominal, da er vorwiegend für Transaktionen im Ausland bestimmt war. Auf manchen dieser Scheine findet sich eine handschriftliche Notiz des Notar J. A. Pinna , Saint Micheal Alley Cornell in London.

Bleibt noch anzumerken, dass ein großer Teil der 200-Peso-Scheine so viele Fehler enthielt, dass diese im Franziskanerkloster in Estella verbrannt wurden.

Nach einigen Jahren blutiger Kämpfe und Intrigen verlies Don Carlos besiegt die iberische Halbinsel und suchte Zuflucht in Frankreich. Hier wurde ihm Bourges als Zufluchtsort zugewiesen. Erst am 18. Mai 1845, als er dem Thron zugunsten seines ältesten Sohnes Carlos Luis entsagte, durfte er sein Exil verlassen. Als Graf von Molina lebte er ab 1847 in Triest, wo er am 10. März 1855 starb und in einer Seitenkapelle der Kathedrale von San Giusto in Triest beigesetzt wurde.

Mit dem Tode Don Carlos war der spanische Thronkonflikt keines Falls beendet. Es sollten noch zwei weitere Bürgerkriege folgen, bevor Ruhe einkehrte.


Uwe Bronnert


Literatur:

Enciclopedia de los Billetes de España 1783 – 2006, Tomo I, Segunda edición, 2006.

Comments


bottom of page