In aller Welt bleiben wohl die meisten Künstler, die Geldscheine entwerfen, eher unbekannt. Eine Ausnahme bildet hier wohl Polen, weil der Name Andrzej Heidrich den Geldscheinfreunden wohl bekannt ist. Er ist am 20. Oktober 2019 im Alter von 90 Jahren verstorben und war einer der bedeutendsten Grafikdesigner seines Landes, der schon seit 1960 eng mit der polnischen Nationalbank zusammenarbeitete.
Er entwarf seit Mitte der 1970er Jahre alle in Polen erschienenen Geldscheine. In fast 60 Jahren schuf er darüber hinaus auch viele Briefmarkenentwürfe und war verantwortlich für die Gestaltung von Dokumenten, wie z.B. Reisepässe. Für die Streitkräfte entwarf er verschiedene Abzeichen und Orden für die im Irak und Afghanistan operierenden Truppen.
Auch Bücher wurden von ihm illustriert. Er entwarf beispielsweise das Cover für die beliebte Reportage-Serie von Ryszard Kapuściński. Die meisten Polen kennen seine „Produkte“ und Werke, aber kaum seinen Namen. In der Jugend war er Pfadfinder. Während der deutschen Besatzung besuchte er eine grafische Berufsschule und legte das kleine Abitur mit Spezialisierung auf lithographisches Zeichnen ab. Nach der Befreiung studierte er an der Kunsthochschule und der Warschauer Akademie der Schönen Künste Grafik und legte 1954 sein Diplom bei Professor Jan Marcin Szancer ab. 1955 trat er der Vereinigung polnischer Künstler bei. In der Verlagsgenossenschaft Czytelnik arbeitete er schon während des Studiums ab 1949 und wurde künstlerischer Leiter und ab 1974 Grafiker des Herausgebers. Hunderte Buchumschläge bedeutender Werke hat er geschaffen. Umfangreich ist sein Werk auch für die Philatelie, denn neben Briefmarken schuf er auch Umschläge für Ersttagsbriefe. Die Geldscheine jedoch, die er entwarf, hatten über Jahrzehnte alle Polen in ihren Händen. Bei den Geldscheinsammlern wird er mit seinen Werken nicht in Vergessenheit geraten.
Wolfgang J. Mehlhausen
Abb. Hans-Ludwig Grabowski
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