Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre kam es zu Umwälzungen der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa. Michail Gorbatschow, letzter sowjetischer Staats- und Parteichef, versuchte mit „Glasnost und Perestrojka“ die sowjetische Wirtschaft und Gesellschaft zu reformieren und setzte damit eine Kettenreaktion von friedlichen Revolutionen und Umbrüchen in Gang, die zum Untergang der Sowjetunion und des Ostblocks führten. Der Prager Frühling in der Tschechoslowakei, die Solidarność-Bewegung in Polen und der Umbruch in Ungarn führten letztendlich zur Friedlichen Revolution in der DDR, zum Fall der Berliner Mauer und zur deutschen Wiedervereinigung.
In Polen war der Übergang von der Zentralverwaltungswirtschaft zur Marktwirtschaft mit einer galoppierenden Inflation verbunden, die erst durch die Währungsreform vom 1. Januar 1995 überwunden wurde. Aufgrund des Gesetzes über die Währungsumstellung des polnischen Złoty vom 7. Juli 1994 ersetzte die polnische Notenbank 10.000 alte durch einen neuen Złoty.
Bereits in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre hatte der Grafiker Andrzej Heidrich zwei alternative Banknotenreihen entworfen. Die erste von ihnen war bedeutenden polnischen Literaten gewidmet: Henryk Sienkiewicz, Bolesław Prus, Stefan Żeromski, Władysław Reymont, Juliusz Słowacki und Adam Mickiewicz. Die zweite Reihe zeigte Politiker: Wincenty Witos, Ignacy Daszyński, Stefan Starzyński, Władysław Sikorski, Stanisław Staszic und Władysław Gomulka. Obwohl der Notenbankvorstand von den Entwürfen angetan war, entschied man sich dagegen, sie für die bevorstehende Währungsreform zu verwenden.
Man befürchtete, dass sich die neuen Scheine wegen der Personendarstellungen nicht genügend von den Alten unterscheiden würden. Es wurde daher beschlossen, einen anderen Weg zu gehen. Die Scheine sollten Gebäude ausgewählter Städte zeigen. Für das Projekt wurde Waldemar Andrzejewski gewonnen. Er legte sieben Entwürfe vor, die folgende Städte repräsentierten: Plock – 50 Złoty, Warschau (Warszawa) – 100 Złoty, Breslau (Wrocław) – 200 Złoty, Kattowitz (Katowice) – 500 Złoty, Krakau (Kraków) – 1000 Złoty und Kalisch (Kalisz) – 1000 Złoty sowie Biskupin – 2000 Złoty. Diese Entwürfe bildeten die Grundlage für den Fortgang der Planung.
Die deutsche Druckerei Giesecke & Devrient GmbH wurde mit der Herstellung der Noten beauftragt. Zur Ausführung kamen neun Nominale: 1, 2, 5, 10, 20, 50, 100, 200 und 500 Złoty. Alle Noten haben die Größe von 138 mm x 63 mm und sind in einem einheitlichen Stil gestaltet. Auf der Vorderseite finden sich rechts die Darstellung eines Gebäudes, darunter die Angabe des Emittenten „NARODOWY BANK POLSKI“ und in der rechten unteren Ecke die Wertzahl. Auf der linken Seite oben die Wertzahl in Ziffern und Buchstaben. Darunter die rote siebenstellige Kennziffer mit vorgesetztem Serienbuchstaben – diese Angabe wird in der oberen rechten Ecke wiederholt – dann der polnische Adler in einem Kreis. Es folgt die Unterschrift des Präsidenten der Notenbank Władysłlaw Baka, darunter die des Generalrechnungsprüfers Jerzy Lasocki, schließlich WARAZWA und das Ausgabedatum 1 MARCA 1990. Zwischen der Gebäudedarstellung und dem linken Text ist eine größere runde weiße Fläche ausgespart. Hält man den Schein gegen eine Lichtquelle, ist hier das einheitliche Wasserzeichen zu erkennen. Die Rückseite nimmt verschieden Darstellungen auf. Gemeinsam ist die Wertangabe am rechten Rand sowie die Angabe des Emittenten am unteren Rand, sowie am linken Rand vertikal der Strafsatz.
1: 1 Złoty, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
2: 2 Złote, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
3: 5 Złotych, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
4: 10 Złotych, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
5: 20 Złotych, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
6: 50 Złotych, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
7: 100 Złotych, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
8: 200 Złotych, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
9: 500 Złotych, 1. März 1990, Vorder- und Rückseite.
10: Abbildung des Wasserzeichens.
Die gelieferten Banknoten wurden zunächst eingelagert, da die Notenbank die Inflation noch stoppen konnte – die Zeit für eine stabile Währung noch nicht reif war. Später kamen bei der Bankleitung Bedenken auf, ob die mit nur wenigen Sicherungsmerkmalen versehenen Noten gegen Fälschung eine ausreichende Sicherheit böten. Daher gab man bei Andrzej Heidrich neue Entwürfe mit Brustbildern polnischer Herrscher in Auftrag, die bei De la Rue mit dem Ausgabedatum 25. März 1994 gedruckt wurden. Die Serie umfasst die Nominale 10, 20, 50, 100 und 200 Zloty.
Was macht man aber mit Banknoten, die man nicht ausgeben will und daher nicht benötigt? Die polnische Notenbank fanden eine sammlerfreundliche Lösung. Sie ließ 1996 einen Teil der Noten beidseitig mit dem roten Aufdruck „NIEOBIEGOWY“ überdrucken und verkaufte sie an Interessierte. Da die Scheine aus den fortlaufenden Serien genommen wurden, tragen sie alle entsprechende Serienbuchstaben und Kontrollnummern. 2019 gab die Bank dann den Satz in einem „Buch“ ab, diesmal aber ohne den Ungültigkeitsaufdruck.
Scheine mit dem Aufdruck „WZÓR“ auf der Vorderseite und „SPECIMEN“ auf der Rückseite gelangten ebenfalls in Sammlerhände. Etwa 1000 Stück dieser „echten Musternoten“ sollen mit der Serie A und der Kontrollnummer „0000000“ hergestellt worden sein. Auf dem unteren weißen Rand ist links zusätzlich klein Spezimen No mit einer vierstelligen Nummer gedruckt, z. B. SPECIMEN No 0759.
Uwe Bronnert
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