Um es vorweg zu nehmen: In Polen wurde Papiergeld schon immer sehr gern gesammelt, die meisten Münzensammler betrachteten Kollektionen ohne Papiergeld als ein Torso. Es gibt dazu eine ganze Reihe von „reinen Papiergeldsammlern“, die wenig Interesse an den vielen Silber- und Goldmünzen ab etwa 1966 haben. Eigentlich kaum zu glauben ist, dass die seit 2006 ausgegebenen Gedenkbanknoten der polnischen Nationalbank (Narodowy Bank Polski, NBP) heute bedeutend höhere Auflagen aufweisen als vergleichbare 10-Zloty-Münzen.
Im letzten Jahr wurden 80.000 Scheine auf Lech Kaczynski ausgegeben. Bei den 10-Zloty-Münzen hingegen gab die NBP immer „bis zu…“ 10.000 Stück an. Wie weit dieses Prägelimit tatsächlich ausgeschöpft wurde, ist nicht bekannt.
Verschiedene Musterscheine
Es gab schon viele Musterbanknoten, die später in den Handel kamen. Sie wurden meist mit SPECIMEN oder Aufdruck: Ohne Wert – Muster (WZÓR) versehen. Relativ viel davon kam seit ca. 1918 in Sammlerhand. Die NBP selbst wiederum versorgte andere Banken im In- und Ausland mit Musternoten. Einige wurden aber auch an Sammler verkauft.
Es gibt allerdings immer wieder Neuentdeckungen, so die vorgestellte 20-Zloty-Note
vom 2. Januar 1965. Hier ist kein Aufdruck MUSTER oder Ähnliches vorhanden, aber eine Seriennummer 1204395 mit Buchstaben KH. Abgebildet ist ein nach Links blickender Mann. Die Rückseite zeigt das Wappen von Poznan (Posen) und Häuser des Posener Marktes (rynek).
Polen, 20 Zloty 1965 „Banknote - Poznan“
Interessant ist, dass die Bezeichnungen „Prezes“ und „Hauptkassierer“ aufgedruckt sind, aber deren Namenszüge fehlen. Das lässt die Deutung zu, dass es sich hier um eine Musterbanknote handelt. Allerdings sind bei solchen eher mehrere Nullen oder 123456789 oder andere Zahlenfolgen üblich.
Es wurde bekannt, dass der uns als Katalogautor bekannte Ceslaw Kaminski, der selbst bei der NBP arbeitete, sich für die Abgabe von einigen Serien an Musterscheinen für polnische Numismatiker einsetzte und diese nicht der Vernichtung zugeführt wurden.
Um 1965 hatte Polen noch immer die alten Geldscheine von 10 bzw. 20 Zloty bis 100 und 500 Zloty von 1948, die im Rahmen der Währungsreform Ende 1950 in den Umlauf kamen.
Sie hatten deutliche Ähnlichkeit zu den Vorkriegsausgaben vieler Länder und Polens.
Man arbeitete damals intensiv an der Ausgabe von neuen Scheinen ohne den klassischen Rand und wollte auch modernere Bildgestaltungen wagen. Stolz war man, dann 1965 endlich einen 1000-Zloty-Schein mit Datum 29. Oktober 1965 präsentieren zu können, bei dem der inThorn geborene Astronom Nikolaus Kopernikus im Mittelpunk stand. Dieser Geldschein sah „westlich“ aus und hatte bezogen auf polnische Verhältnisse einen recht hohen Wert.
Der Kurs zur "Ostmark" lag bei etwa 5:1. , also hatte er den Gegenwert von 200 Mark der DDR. Eine junge Fachverkäuferin verdiente damals gerade einmal 1000 Zloty im Monat und viele Polen sahen in dieser neuen Nominalstufe schon das Zeichen einer schleichenden und realen Inflation.
Offene Fragen
Was den hier vorgestellten Schein zu 20 Zloty angeht, so wird dieser in der 18. Herbstauktion des Gabinet Numizmatyczny, D. Marciniak ab 8.10.2022 in Warschau verkauft. Dem Inhaber der Firma sind andere Nominalstufen aus dieser Zeit bekannt, teilweise mehrere in unterschiedlichen Farben bei einzelnen Wertstufen. Laut Auktionshaus soll es nur maximal 20 Stück geben. Es wird wohl nicht mehr zu klären sein, ob einige dieser Scheine schon in größeren Mengen gedruckt, nicht ausgegeben und später vernichtet wurden. Bekanntlich hatten viele Emissionsbanken in der Welt Reservescheine, die sicherheitshalber auf Vorrat gehalten wurden.
Wolfgang J. Mehlhausen
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