Der japanische Überfall auf den US-amerikanischen Flottenstützpunkt von Pearl Harbor auf der Insel Oʻahu (Hawaii) am 7. Dezember 1942 markiert den Beginn des Krieges im Pazifik.
In den folgenden Wochen besetzte die japanische Armee auch die britischen und niederländischen Besitzungen in Südostasien. Nach nur zwei Monaten kapitulierte das „Koninklijk Nederlands-Indisch Leger“1) (Königliche Niederländisch-Indische Armee/KNIL)
am 9. März 1942 auf Java und am 28. März auf Sumatra. Die japanischen Soldaten wurden von der Mehrheit der indonesischen Bevölkerung als Befreier von der niederländischen Kolonialherrschaft gefeiert. Jedoch wurde ihre Hoffnung enttäuscht, da die japanische Verwaltung jegliche indonesisch-nationalistische Bewegung unterdrückte.
Zwei Tage nach der japanischen Kapitulation riefen die Anführer der indonesisch-nationalistischen Bewegung, Sukarno [* 6. Juni 1901 in Surabaya, Java; † 21. Juni 1970 in Jakarta; von 1945–1967 erster Präsident von Indonesien] und Mohammad Hatta [* 12. August 1902 in Bukittinggi auf Sumatra; † 14. März 1980 in Jakarta, war Vizepräsident und Ministerpräsident von Indonesien], am 17. August 1945 die Republik Indonesien aus.
Innerhalb weniger Monate übernahmen die Nationalisten die Herrschaft über den größten Teil Javas. Auf dieser Insel lebten 55 Millionen der 70 Millionen Einwohner des gesamten Inselreichs. Ferner kontrollierte man Madura und die westlich gelegene Insel Sumatra, während die Niederländer am liebsten den Kolonialstatus beibehalten hätten. Indonesien sollte weiter vom Mutterland kontrolliert und wirtschaftlich genutzt werden. Daher strebte man einen Zusammenschluss von Einzelstaaten in einer Union mit dem Mutterland an. Allerdings kontrollierten die Niederländer nur Neu-Guinea, Borneo und die östliche Inselwelt mit Celebes und Ambon. Mithilfe von Kollaborateuren sollte eine föderative Republik der Vereinigten Staaten von Indonesien errichten werden.
Nach zähen Verhandlungen schlossen die Republik Indonesien und die Niederlande im November 1946 den Vertrag von Linggadjati. In ihm verständigten sich beide Seiten auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Indonesien, die in einer Union mit den Niederlanden verbunden bleiben sollten. Nur kurze Zeit später beschuldigten die Niederländer die Republik Indonesien den Vertrag gebrochen zu haben und griff militärisch ein. Obwohl die Aktion – „politionele actie“ – militärisch durchaus erfolgreich war, war sie politisch gesehen ein Fiasko, denn die internationale Reaktion schadete dem Ansehen der Niederlande und die Republik Indonesien ließ sich nicht militärisch zur Einhaltung des Vertrags zwingen. Auch die zweite „politionele actie“ im Dezember 1948 änderte daran nichts. Schließlich entließen die Niederländer Indonesien am 27. Dezember 1949 in die Unabhängigkeit.
Die Niederländer hatten im Osten Indonesiens die Gründung von Teilstaaten gefördert.
Im Dezember 1946 wurde „Negara Indonesia Timur“ (Teilstaat Ost-Indonesien) gegründet,
der den gesamten Osten des Archipels, außer Neu-Guinea umfasste. Obwohl die molukkische Organisation „Persatoen Timoer Besar“ (Vereinigung des großen Ostens) die Errichtung eines eigenen Staates anstrebte, erklärte der Südmolukken-Rat im März 1947 den Beitritt. Dennoch strebten ihre Anführer Lukas Polhaupessy und Vigeleyn Nikijuluw einen eigenen Staat der Südmolukken an. Im April 1947 wandten sie sich mit dem Wunsch an die niederländische Königin, dass Selbstbestimmungsrecht, das im Vertrag von Linggadjati festgelegte war, umsetzen zu dürfen.
Abb. 1: Gebiet der Republik Maluku Selatan
Nur kurz nachdem die Niederlande Indonesien in die Unabhängigkeit entlassen hatte, begann die Republik Indonesien damit, den Anschluss der Teilstaaten zu betreiben. Am 21. April 1950 trat der Teilstaat Ost-Indonesien unter militärischen Druck der Republik bei.2) Daraufhin rief man nur vier Tage später auf Ambon die „Republik Maluku Selatan“ (Republik der Südmolukken) aus. Die christlichen Bewohner der Insel fürchteten eine javanische Herrschaft und eine daraus drohende Überfremdung durch den Islam. Auch hoffte man auf die Unterstützung der Niederlande, stand die Bevölkerung doch stets loyal zum Königshaus.
Der Sezessions-Versuch wurde von der indonesischen Armee mit Waffengewalt unterdrückt. Ende September 1950 griff die indonesischen Armee Ambon an und Anfang Dezember floh die Regierung der Südmolukken auf die Nachbarinsel Ceram. Bis 1955 wurde das gesamte Gebiet der Republik Maluku Selatan erobert. Der Versuch, internationale Hilfe und Aufmerksamkeit zu erlangen, scheiterte. Weder die Vereinten Nationen noch die Niederlande kamen den Südmolukken zu Hilfe oder setzten sich für deren Belange ein. Die Niederlande führte schließlich eine Massenevakuierung ihrer ehemaligen Kolonialsoldaten und deren Familien durch.
Abb. 2: Ovalstempel: Republik Maluka Selatan.
Die Republik Maluka Selatan druckte selbst kein eigenes Geld, sondern versah Noten der Javasche Bank – sowohl Vorkriegsnoten wie auch Noten vom 15. Juli 1947 –, sowie Muntbiljete der „Netherlands Indies Civil Administration“ (NICA)3) mit einem meist roten, ovalen Stempelabdruck bzw. mit einem großen schwarzen Stempelabdruck „REPUBLIK MALUKU SELATAN R.M.S“ zwischen zwei dicken Balken. Ob diese Abstempelungen einem echten Bedürfnis entsprang oder Propagandazwecken diente, ist heute kaum noch zu belegen. Bei Erwerb dieser Scheine ist aber Vorsicht geboten, da die Echtheit der Stempelaufdrucke kaum zu beweisen ist.
Abb. 3.1: De Javasche Bank, 1946 (ausgegeben am 15. Juli 1947), 10 Gulden, Ovalstempel: Republik Maluka Selatan, Vorderseite.
Abb. 3.2: De Javasche Bank, 1946 (ausgegeben am 15. Juli 1947), 10 Gulden,
Ovalstempel: Republik Maluka Selatan, Rückseite.
Bleibt noch anzumerken, dass im philatelistischen Handel zahlreiche „Briefmarken“ der Republik Maluku Selatan angeboten werden. Die meisten von ihnen stammen aus der Zeit nach der Ausrufung der Republik. Der New Yorker Briefmarkenhändler Henry Stolow ließ bei der Österreichischen Staatsdruckerei über 150 verschiedene Marken drucken, die natürlich die Postverwaltung der Südmolukken nie sah.
Uwe Bronnert
Literatur:
Sugiana Handjaja et al., Katalog Uang Kertas Indonesia 1782-2005, Jakarta 2005
UnO, Oeang Noesantara, Perpustakaan Nasional Republik Indonesia: Data Katalog Dalam Terbilan, 2015
Anmerkungen:
Das KNIL wurde 1830 nach dem Javakrieg (1825–1830) gegründet. Die meisten Soldaten waren Einheimische, die bei der Niederschlagung von Aufständen gegen ihre eigenen Landsleute kämpften. Als Ende des 19. Jahrhunderts die Niederländer zu einer offensiven Expansionspolitik auf dem Archipel übergingen, suchte die Armeeführung nach vertrauenswürdigen einheimischen Soldaten. Daher begann man um das Jahr 1870 damit, molukkische Christen anzuwerben, die Stolz auf ihre christliche Bindung zu den Niederlanden und zum Haus Oranien waren. Mit finanziellen Anreizen und Bildungsangeboten verstand es die Armeeführung, vor allem Männer von der Insel Ambon anzuwerben.
Am 17. August 1950 wurde Indonesien als Einheitsstaat proklamiert.
Im Gebiet, das nach dem Zweiten Weltkrieg von den zurückkehrenden niederländischen Behörden wieder in Besitz genommen wurde, gab die „Netherlands Indies Civil Administration“ (NICA) in den USA gedruckte Muntbiljete zu 50 Cent, 1, 2 ½, 5, 10, 25, 50, 100 und 500 Gulden aus.
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