Die Stadt Seda (Siady) verfügte über eine besondere strategische Lage an der Kreuzung von sieben Straßen. So benutzten die Russen zu Beginn des Ersten Weltkriegs mehrfach die Stadt als Ausgangspunkt für ihre Angriffe auf das deutsche Ostpreußen. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb das deutsche Militär die Stadt ab April 1915 zum Hauptquartier in der Region „Ober Ost“ machte.
Notgeld des Kreisamtmanns
Während der deutschen Besatzung wurden durch den Kreisamtmann des Kreises Seda Paul im November 1915 einseitig bedruckte deutschsprachige Notgeldscheine ausgegeben. Die Scheine tragen einen Stempel des Kreisamtmanns mit deutschem Reichsadler. Von ihrer Gestaltung her erinnern sie an Kleingeldscheine der ostpreußischen Stadt Memel (heute Klaipeda in Litauen), die aber erst 1917 in Umlauf kamen. Möglicherweise wurden die Scheine für Seda aber 1915 in Memel gedruckt.
Das Papier für deren Herstellung kam von der Firma der Brüder Hoesch in Kreuzau.
Obwohl der Platz für die Handunterschrift des Kreisamtmanns vorgesehen war, sind bis heute keine signierten Stücke bekannt. Die Scheine kamen demnach ohne Unterschrift in den Umlauf.
In Privatsammlungen sind nur etwa 15 Scheine bekannt.
Katalogisiert findet man diese Ausgaben sowie alle weiteren Ausgaben unter deutscher Besatzung in dem Katalog:
Glück muss man haben
Unser Leser Gerhard Stelzl fand nun einen solch seltenen Schein. Er schrieb:
Kurz vor Weihnachten wurde auf ebay ein kleines Album für 30 Euro angeboten.
Es waren nur wenige Abbildungen gemacht worden, aber unter den abgebildeten Scheinen waren ein paar Memel-Scheine und einige alte russische Scheine aus dem Ersten Weltkrieg. Da habe ich dann nicht lange gezögert und einfach mal zugeschlagen, immer in der Hoffnung evtl. ist doch noch was anderes drinnen.
Als dann die Ware zuhause angekommen war, war ich zuerst einige Zeit beschäftigt, die Scheine aus den sehr alten Klarsichtfolien (ich vermute 1950er Jahre) zu entfernen.
Der Schein aus Siady viel mir zuerst gar nicht so auf, jedoch war meine Neugier geweckt.
Dann dachte ich mir, versuche mal dein Glück im Katalog zu den ausländischen Scheinen unter deutscher Besatzung und siehe da…Volltreffer!
Eine sehr seltene Note! Im Katalog mit LP bewertet ...
Ich kann nur allen Sammlern raten, die Angebote immer sorgfältig zu durchforsten, und ab und an wird man dann positiv überrascht.
Unser Glückwunsch zu diesem tollen Fund! Im Katalog konnten wir wegen der Seltenheit nur Kopien abbilden. Das will schon was heißen ...
Hans-Ludwig Grabowski, Gerhard Stelzl (Zitat)
Abb. Gerhard Stelzl
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