1990 stieß Herbert A. Friedman zum ersten Mal auf ein Päckchen mit etwa 100 Banknoten zu 50 Dinar der Serbischen Nationalbank vom 1. Mai 1942. Die Verkäuferin, die Witwe eines verstorbenen Fliegers aus dem Zweiten Weltkrieg, behauptete, dass es sich bei den Banknoten um staatliche Fälschungen handele, die ihrem Mann anlässlich eines Einsatzes über Jugoslawien ausgehändigt worden seien. Für den Fall, dass er dort abgeschossen würde, sollten sie dazu dienen, um Einheimische zu bestechen und um Vorräte bezahlen zu können. Allerdings gab es keinen Beweis für eine solche
US-Operation.
Dann wurde eine weitere Note aus dem Nachlass eines verstorbenen Fliegers angeboten. Wieder wurde die gleiche Geschichte über die Herkunft des Geldscheins erzählt. Ferner hatte nach Friedman der Autor und Historiker John A. Nagy etwa 100 dieser serbischen 50-Dinara-Noten im Nachlass. Er hatte die Originalverpackung mit folgender handschriftlicher Notiz versehen: "Counterfeits printed by U.S. Government
to destabilize Yugo. Currency, given to U.S. pilots in case of a crash landing.“
Obwohl nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, dass diese Banknoten von der OSS [Office of Strategic Services (deutsch: Amt für strategische Dienste) war von 1942 bis 1945 ein Nachrichtendienst des Kriegsministeriums der Vereinigten Staaten] oder einem anderen Geheimdienst hergestellt wurden, sprechen einige Indizien dafür. Allerdings wurden noch keine offiziellen Dokumente gefunden, die besagen, dass Behörden der USA die serbische Währung gefälscht haben.
Die Fälschungen sind von ausgezeichneter Qualität. Die zuerst angebotenen Scheine hatten die roten Kontrollnummern M.0234/101 bis M.0234/200; das zweite Angebot die Nummer M.234/499, was bedeutet, dass sie aus dem gleichen Druck stammen. Zwischenzeitlich kamen weitere Banknoten ans Licht, die sich innerhalb dieses Nummernkreises bewegen.
Die Falsifikate unterscheiden sich von den Originalen nur durch wenige, kaum wahrnehmbare Merkmale. Auf der Vorderseite ist beim Original der horizontale Querstrich im Buchstaben „A“ des Ausgabedatums „1 MAJ 1942“ vollkommen horizontal ausgerichtet, während er bei der Fälschung leicht schräg ist. Ferner ist die Zahl „9“ beim Original leicht gebrochen, bei der Fälschung dagegen vollkommen glatt. Besonders sichtbar ist ein Unterschied auf der Rückseite. Am unteren Ende der Note befindet sich ein kleines Kästchen, in dem der erste kyrillische Buchstabe unten links einen Bruch hat, während der Buchstabe bei der echten Note perfekt ist.
Nach Zeljko Stojanovic wurde die Original-Banknote am 28. Juli 1944 in Umlauf gesetzt. Dies würde bedeuten, dass die Falsifikate wohl erst im Herbst zur Verfügung standen. Am 15. Oktober 1944 wurde bereits Belgrad von der Roten Armee befreit.
Die Fälschungen dürften daher kaum Bedeutung für den Kriegsverlauf gehabt haben.
Text und Abb. Uwe Bronnert
Literatur:
SGM Herbert A. Friedman (Ret.), WWII Allief Propaganda Banknotes, http://www.psywarrior.com./WWIIAlliedBanknotes.html
Zeljko Stojanovic, Papirni Novac Srbije i Jugoslavije – Das Papiergeld Serbiens und Jugoslawiens – Paper Money of Serbia and Yugoslavia, Beograd 1996.
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