Nach dem der Briten und Franzosen bildeten die deutschen Kolonien 1914 das nach der Fläche drittgrößte Kolonialreich der Welt. Mit dem Frieden von Versailles musste Deutschland all seine Kolonien abtreten. Sie wurden als Mandatsgebiete des Völkerbunds unter Verwaltung verschiedener Siegermächte gestellt.
Deutsch-Ostafrika
995.000 qkm mit 7,75 Millionen Einwohnern (1914), Hauptstadt: Daressalam
Deutsch-Ostafrika war ab 1884 von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft erworben worden. Am 20. Januar 1920 wurde die Kolonie unter Verwaltung des Völkerbunds gestellt. Mit Tanganjika (heute Tansania) sicherte sich Großbritannien den Großteil der vormals größten und reichsten deutschen Kolonie. Belgien erhielt Ruanda und Burundi.
Das sog. Kionga-Dreieck fiel an Portugiesisch-Ostafrika (heute Mosambik).
Deutsch-Südwestafrika
835.100 qkm mit 200.000 Einwohnern (1901), Hauptstadt: Windhuk
Deutsch-Südwestafrika wurde 1884 deutsche Kolonie. 1915 wurde die kleine deutsche Schutztruppen von einer südafrikanischen Armee geschlagen. Die Verwaltung wurden vom südafrikanischen Militär übernommen, die bis Mitte 1919 die Hälfte der deutschen Bevölkerung nach Deutschland auswies. Mit dem Versailler Vertrag erhielt Südafrika die ehemalige deutsche Kolonie als Mandatsgebiet South West Africa (heute Namibia).
Kamerun
790.000 qkm mit 4,6 Millionen Einwohnern (1911), Hauptstadt: Jaunde
Kamerun war von 1884 bis 1919 deutsche Kolonie. Mit dem Versailler Vertrag wurde das Land als Völkerbundsmandat unter den Briten und Franzosen aufgeteilt.
Togo
87.200 qkm mit 1 Million Einwohner, Hauptstadt: Lomé
Togo wurde nach der Übergabe an den Völkerbund unter Großbritannien und Frankreich aufgeteilt.
Deutsch-Neuguinea
240.000 qkm mit 500.000 Einwohnern (1912), Hauptstadt: Simpsonhafen
1884 wurden die Südseegebiete kolonisiert und 1899 ging die Kolonie Deutsch-Neuguinea auf das Reich über. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Kaiser-Wilhelms-Land, der Bismarck-Archipel, die Salomonen-Inseln und Nauru von australischen Truppen besetzt.
Die Marianen, die Karolinen, Palau und die Marshallinseln wurden fast kampflos japanischen Einheiten übergeben. 1920 erhielt Australien das Mandat über den Großteil Deutsch-Neuguineas (heute zusammen mit Britisch-Neuguinea Papua-Neuguinea) und Japan über die japanisch besetzten Inseln, die nach dem Zweiten Weltkrieg von der USA übernommen wurden. Samoa fiel als Mandatsgebiet an Neuseeland.
Kiautschau (Kiautschou)
500 qkm mit 200.000 Einwohnern (1912), Hauptstadt: Tsingtau
Das deutsche Pachtgebiet Kiautschou wurde 1914 von japanische Truppen besetzt.
Bis 1922 blieb das Gebiet unter japanischer Verwaltung, bevor es 1922 auf Drängen der USA an China zurückgegeben wurde.
Als ab Frühjahr 1921 immer mehr Serienscheine entstanden, die oft direkt an Händler und Sammler abgegeben wurden, wurde auch der Verlust deutscher Gebiete sowie der deutschen Kolonien nach dem Vertrag von Versailles thematisiert. Bereits 1904 war der Deutsche Kolonialverein gegründet worden und 1907 der Deutschnationale Kolonialverein. Beide Vereine strebten die Rückgewinnung der verlorenen Kolonien an. 1933 wurde der Reichskolonialbund gebildet, in dem bis 1936 beide Vereine aufgingen. Nach der Schmach von Versailles waren patriotische Botschaften gefragt und es wurden sogar Kolonialgedenktage organisiert.
Deutsch-Hanseatischer Kolonialgedenktag 1921, Berlin
Zum Deutsch-Hanseatischen Kolonialgedenktag 1921 in Hamburg, Bremen und Berlin gab die Geschäftsführung sog. Kolonial-Gutscheine mit Datum vom 4. November 1921 aus, die am 31. März 1922 ungültig wurden. Ausgabeort war Berlin.
Serie A: Bilder aus den ehemaligen Kolonien
Die Serie A umfasst 6 Scheine je 75 Pfennig. Auf der einheitlichen Vorderseite sieht man eine von den Stadtwappen von Hamburg und Bremen flankierte Palme am Meer vor einer aufgehenden Sonne mit den für die deutsche Kolonialgeschichte wichtigen Jahreszahlen 1682, 1884 und 1918. In den 1680er Jahren war es die Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie, die erste deutsche Kolonien in Westafrika und in der Karibik erworben hatte.
Serie B: Kolonialpioniere
Die Serie B umfasst ebenfalls 6 Scheine je 75 Pfennig. Ausgabetag ist auch hier der 4. November 1921 und am 31. März 1922 wurden die Scheine ungültig. Auf den einheitlichen Vorderseiten sieht man Landkarten mit der Lage der deutschen Kolonien zwischen Palmen.
Hier finden Sie Links zu mehr Informationen zu den abgebildeten Personen auf Wikipedia:
Paul von Lettow-Vorbeck (1870–1964)
Carl Woermann (1813–1880)
Dr. Carl Peters (1856–1918)
Adolf Lüderitz (1834–1886)
Hermann von Wissmann (1853–1905)
Otto von Bismarck (1815–1898)
Basar zu Gunsten der deutschen Schule in Okahandja,
Bremerhaven, Geestemünde und Lehe
Die Deutsche Kolonialgesellschaft (Abteilung Unterweserstädte) und der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft organisierten einen Basar zu Gunsten der deutschen Schule in Okahandja (Südwestafrika) und notleidender ehemaliger Kolonialkrieger und ihrer Angehörigen, zu der Gutscheine über 1, 2, 3 und 5 Mark ausgegeben wurden, die vom
18. bis 25. März 1922 gültig waren. Sie zählen zu den heute wirklich seltenen deutschen Serienscheinen, weil sie damals tatsächlich als Geldersatz verwendet wurden und bereits nach wenigen Tagen ihre Gültigkeit verloren, wenn sie nicht bei der Städtischen Sparkasse in Geestemünde eingelöst wurden.
Bad Lauterberg im Harz
Bad Lauterberg gab mit Datum vom 15. Juli 1921 eine Serie von Gutscheinen über 25, 50, 75, 100 und 300 Pfennig aus. Auf dem höchsten Wert zu 300 Pfennig zeigt die Rückseite das von Johannes Götz geschaffene Denkmal für den Afrikaforscher und ehemaligen Gouverneur von Deutsch-Ostafrika Herrmann von Wissmann in Bad Lauterberg. Andere Werte dieser Serie zeigen das Wissmann-Denkmal als Schattenriss in einer Nebendarstellung.
Neustadt in Mecklenburg
Der Amtsausschuss des Amtes Neustadt in Mecklenburg gab im April 1922 zwei verschiedene Serien zum Gedenken an die ehemaligen deutschen Kolonien aus.
Serie I mit Storch
Die erste Serie mit je zwei Mal 50 und Pfennig zeigt, abgesehen von den Nennwerten, eine einheitlich gestaltete Vorderseite und auf den Rückseiten Motive zu Kamerun, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika und Togo.
Serie II mit Fahnen
Die zweite Serie mit je zwei Mal 50 und Pfennig zeigt, abgesehen von den Nennwerten, ebenfalls eine einheitlich gestaltete Vorderseite und auf den Rückseiten Motive zu Samoa, Kiautschou, Deutsch-Neuguinea und den Marianen/Karolinen.
Alle deutsche Serienscheine finden Sie in den Bänden 1+2 der Katalogreiche Deutsches Notgeld "Deutsche Serienscheine 1918–1922".
Hans-Ludwig Grabowski
Abb. Hans-Ludwig Grabowski, Battenberg Gietl Verlag, Bildarchiv
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