Am 30. April 1975 endete mit der Eroberung des Präsidentenpalastes in Saigon durch nordvietnamesische Truppen der Vietnamkrieg. Die letzten in Saigon verbliebenen Soldaten der USA verließen das Land am selben Tag. Der Konflikt zwischen Nord- und Südvietnam hatte mehrere Millionen Todesopfer gefordert und hinterließ ein katastrophal zerstörtes Land. Der Vietnamkrieg war ein Stellvertreterkrieg der politischen Systeme, bei dem Nordvietnam durch China, die UdSSR und andere sozialistische Staaten unterstützt wurde, Südvietnam vor allem durch die USA. Politisch wurde Vietnam im Juli 1976 wiedervereinigt. Zu einer einheitlichen Währung kam es erst im Mai 1978. Bis dahin galten in den ehemalig getrennten Landesteilen unterschiedliche Währungen. Die entsprechenden Banknoten für beide Landesteile waren in China gedruckt worden.
Die politische Solidarität mit Nordvietnam prägte die Außenpolitik der DDR seit den 1960er-Jahren. Unter der Losung „Solidarität mit Vietnam“ wurden in der DDR zahlreiche Spenden- und Solidaritätsaktionen ausgerufen. Auch in Westdeutschland wurde der Krieg in Vietnam und die Rolle der USA darin seit Ende der 1960er Jahre zunehmend kritisch gesehen, wenngleich die Politik der Bundesrepublik politisch den USA verpflichtet blieb und daher Nordvietnam nicht unterstützte.
Auf seiner Sitzung vom 8. Juli 1975 beschäftigte sich das Politbüro der DDR (das höchste politische Führungsgremium der SED) erstmals mit der Frage der Herstellung von Münzen und Banknoten für Vietnam. Kapazitäten dazu fehlten in Vietnam selbst. Die Münzen sollten durch die Staatliche Münze der DDR in Berlin, die Banknoten durch den VEB Deutsche Wertpapierdruckerei in Leipzig (DWD) hergestellt werden, und die Produktion bis Ende 1977 abgeschlossen sein. Aufgrund des Beschlusses des Politbüros erfolgten Analysen bezüglich möglicher Fertigstellungsmengen und -daten sowie hinsichtlich der Auswirkung dieses Großauftrags auf den laufenden Druck der Banknoten zu 5, 20 und 100 Mark der DDR, Ausgabe 1975, der im Ergebnis zugunsten des Druckauftrags für Vietnam zurückstehen musste.
In der Sitzung des Politbüros vom 24. Februar 1976 wurde schließlich ein Vertrag zwischen dem Finanzministerium der DDR (dem die DWD unterstand) und der Sozialistischen Republik Vietnam abgesegnet, der neben weiteren Wertstufen den Druck von 250 Millionen Scheinen zu 1 Dong vorsah. Die Gestaltungs- und Abbildungsvorlagen dazu lieferte Vietnam,
die Herstellung der Druckvorlagen und Druckplatten erfolgte durch die DWD unter Verstärkung von technischem Personal, das aus Vietnam entsandt wurde. Der Druck der Scheine zu 1 Dong begann am 31. Juli 1976, der Versand erfolgte im Herbst 1976 per Schiff über den Ostseehafen Rostock.
Bis 1985 fertigte die DWD in Leipzig weitere Banknoten für Vietnam an. Nach Abschluss der jeweiligen Druckaufträge wurden die Druckplatten an Vietnam übergeben. Dort, und in der UdSSR, wurden teilweise Nachauflagen angefertigt. Diese sind an den Varianten der Kontrollziffern zu erkennen.
In den Zahlungsverkehr gegeben wurden die in der DDR gedruckten Banknoten mit der Währungsreform ab dem 3. Mai 1978, bei der die bisher in Nord- und Südvietnam umlaufenden Banknoten eingezogen worden. Das Umtauschverhältnis betrug 1:1 für den nordvietnamesischen Dong und 1:0,8 für den 1976 eingeführten südvietnamesischen Dong. Die Umtauschquoten waren begrenzt und unterschieden sich danach, ob eine Familie in der Stadt oder auf dem Land wohnte. Je städtischer Familie durften zwei Familienmitglieder maximal 100 Dong pro Person umtauschen, jedes weitere Familienmitglied höchstens 50 Dong, insgesamt bis zu 500 Dong pro Familie. Für Familien auf dem Land betrugen die Werte 50 Dong für das erste und zweite Familienmitglied, für jedes weitere 30 Dong bis zu einem Gesamtbetrag von 300 Dong. Dieses Umtauschverhältnis kam angesichts der Tatsache, dass Zahlungen im Land in bar geleistet wurden, praktisch einer Enteignung des Bargeldbesitzes gleich.
Die Einführung einer staatlichen sozialistischen Wirtschaftsordnung in Vietnam unter Verstaatlichung von Wirtschaft und Landbesitz scheiterte. Die Versorgungslage verschlechterte sich katastrophal, die Inflation erreichte dreistellige Werte. Zugleich nahm der politische Druck auf Andersdenkende ständig zu. Die miserablen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen führten ab 1978 zu einer verstärkten Fluchtbewegung insbesondere aus dem ehemaligen Südvietnam. Viele Menschen wagten sich in offenen Booten auf das Meer in der Hoffnung auf Rettung. Nach dem völligen Zusammenbruch der Wirtschaft setzte die Regierung ab 1986 auf eine behutsame Wiederzulassung marktwirtschaftlicher Elemente.
Der vorliegende Schein war bei seiner Außerkurssetzung im September 1985 bedingt durch die hohe Inflation praktisch wertlos.
Weiterführende Literatur: Yang Lingyun, Vietnamese Banknotes Printed by GDR, IBNS-Journal 63-2 (2024), S. 13
Objekttyp:
Banknote
Sammlung:
Sammlung Dr. Sven Gerhard
Authentizität:
Original
Land/Region/Ort:
Vietnam (Sozialistische Repubublik seit 1976)
Emittent:
Staatsbank von Vietnam (Ngân hàng Nhà nước Việt Nam)
Nominal:
1 Dong
Datierung:
1976
Vorderseite:
Wertangabe, Staatswappen
Rückseite:
Stahlwerk Thai Nguyen im Norden Vietnams
Unterschriften:
ohne
Material:
Papier mit Wasserzeichen
Format:
115 mm x 57 mm
Druck:
VEB Deutsche Wertpapierdruckerei, Leipzig
Auflage:
250 Millionen Stück
Nummerierung:
ZL 0191100 (Reservenote)
Umlauf:
3. Mai 1978 bis 14. September 1985
Zitate:
SCWPM 80a (Standard Catalog of World Paper Money, Vol. II–General Issues)
B8 (Linzmayer: The Banknote Book – Vietnam)
Dr. Sven Gerhard
Wenn auch Sie ein besonderes Stück aus Ihrer Sammlung vorstellen möchten, dann schicken Sie einfach eine E-Mail an: info@geldscheine-online.com.
Comments