Die offiziellen Geldausgaben der republikanischen Nordprovinzen: Santander
Die Emissionen der Banco de España – Santander
Die Provinz Kantabrien mit der Hauptstadt Santander blieb nach dem Putsch ebenso wie der nördliche Teil der Provinzen Palencia und Burgos unter republikanischer Kontrolle, während Kastilien die Rebellen unterstützte. Da Francos Truppen zunächst die eingeschlossene Garnison in Oviedo befreiten, geriet Santander einschließlich der südlichen Zone der kantabrischen Bergkette nicht sofort unter militärischen Druck der aufständischen Verbände.
In Santander bildete sich ein Volksfront-Komitee, das mit Mitgliedern der CNT erweitert,1) die politische Kontrolle vom Juli bis zur Errichtung des Interprovinzialrates von Santander, Palencia und Burgos ausübte. Der Rat bestand vom 8. Februar 1937 bis zu seiner Auflösung im August nach der Besetzung der Region durch die Franco-Truppen unter Dávila.
Er umfasste Kantabrien sowie die freien Gebiete von Palencia und Burgos.
Da sich auch in Kantabrien ein Mangel an Münzen und Banknoten bemerkbar machte, bat die Filiale der Banco de España in Santander am 30. September 1936 die Zentrale in Madrid um Erlaubnis, Notgeld ausgegeben zu dürfen. Die Genehmigung wurde am 17. Oktober erteilt. Am 31. des Monats verfügte die Generaldirektion der Finanzen an, Ersatzgeld im Gesamtwert von 20.340.000 Peseten auszugeben. Wie in Bilbao, sollten Banken und Sparkassen die Emission übernehmen. Die ausgegebenen Beträge wurden einem speziellen Konto der Banco de España belastet und mit 4 % verzinst. Daneben schuldete die Notenbankzentrale auch ein Drittel der Emissionskosten, während mit zwei Drittel der Kosten die Zweigstelle in Santander belastet wurde.
Mit Datum vom 1. November 1936 wurden Banknoten zu 5, 10, 25, 50 und 100 Peseten ausgegeben. Sie sollten eigentlich nach einem Monat durch die Zweigstelle der Banco de España wieder eingelöst werden. Aufgrund des Kriegsverlaufs verlängerte am 1. Dezember 1937 die Generalleitung von Santander, Palencia und Burgos aber die Umlauffrist.
Abb. 1.1: Banco de España – Santander (Banco de Bilbao), 1. November 1936,
5 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 1.2: Banco de España – Santander, 1. November 1936, 5 Pesetas, Rückseite.
Abb. 2.1: Banco de España – Santander (Banco Mercantil), 1. November 1936, 10 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 2.2: Banco de España – Santander, 1. November 1936, 10 Pesetas, Rückseite.
Abb. 3: Banco de España – Santander (Banco de Española de Crédito,), 1. November 1936, 50 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 4.1: Banco de España – Santander (Banco Hispanola Americano), 1. November 1936,
50 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 4.2: Banco de España – Santander, 1. November 1936, 50 Pesetas, Rückseite.
Abb. 5.1: Banco de España – Santander (Banco de Santander), 1. November 1936,
100 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 5.2: Banco de España – Santander, 1. November 1936, 100 Pesetas, Rückseite.
Auch diese Geldscheine wurden mit doppeltem Talon gedruckt. Der linke war durch Perforation abzutrennen, während der rechte mit der Schere geschnitten wurde.
Die Vorderseiten aller Nominale sind gleich gestaltet. Groß überschrieben mit „EL BANCO DE ESPAÑA“, darunter kleiner „SANTANDER“, in den vier Ecken jeweils die Wertzahl. In der linken unteren Ecke schräg die zweizeilige Bestätigung der Notenbank „TIENE FONDOS / BANCO DE ESPAÑA“ und gedruckte Unterschrift. Während die Schrift schwarz ist, wählte man für Wertzahl und Unterdruck ein graugrünes Endlosband in Microschrift mit „BANCO DE ESPAÑA“. Die sechsstellige rote Kennziffer befindet sich mittig am unteren Scheinrand.
Das Format der Scheine nimmt mit steigendem Wert zu. Auf den Rückseiten werden die Wappen Spaniens und der Provinzen in unterschiedlicher Anordnung in dunkelbraunem Farbton dargestellt. Der Wahlspruch „IGUALDAD FRATERNIDAD Y JUSTICIA“ (Gleichheit, Verbrüderung und Gerechtigkeit) steht jeweils am unteren Rand.
Der Schein zu 50 Pesetas weicht dahingehend ab, dass neben einem Frauenkopf auch die Stadt-Silhouette und das Gebäude der Filiale der Banco de España in Santander wiedergegeben wird.
Zur Gültigkeit der Noten waren noch der Stempel der ausgebenden Bank und die handschriftliche Unterschrift auf der rechten Scheinseite unter dem Stempel notwendig. Hierbei benutzten die Banken Stempel mit unterschiedlichen Texten:
Banco de Bilbao: „Banco de Bilbao-Santander Por Poder“,
Banco Español de Crédito: „Banco Español de Crédito Sucursal de Santander“,
Banco Hispano-Americano: „Banco Hispano-Americano Por Poder“,
Banco Mercantil: „Banco Mercantil Por Poder“,
Caja de Ahorros y Monte de Piedad: „Por el Monte de Piedad“,
Banco de Santander: Sie tragen einen runden Trockenstempel oder ein ovales Siegel mit „Banco de Santander P.P.“, „Banco de Santander Subdirector“, „Banco de Santander consejero Delegado“ oder „Banco de Santander Director Gerente“.
Daneben wurden die Scheine mit einem weiteren Tinten- bzw. Trocken-Stempel versehen. Allerdings ist dabei nur ein Teil des Abdrucks auf der linken Scheinseite sichtbar. Der Rest dürfte sich auf dem abgetrennten Talon befinden.
Die Note zu 5 Peseten hat die Maße 90 x 54 mm, zu 10 Pesetas 99 x 59 mm, zu 25 Pesetas 117 x 70 mm, zu 50 Pesetas 130 x 77 mm und zu 100 Pesetas 138 x 81 mm.
Die Banken waren nicht gleichmäßig an der Ausgabe beteiligt. Es entfielen auf:2)
Banco Mercantil 7.670.500 Pesetas
Banco de Santander 5.811.000 Pesetas
Banco Hispano-Americano 2.465.000 Pesetas
Caja de Ahorros y Monte de Piedad 1.634.400 Pesetas
Banco de Bilbao 1.558.500 Pesetas
Banco Español de Crédito 1.189.500 Pesetas
Gesamt: 20.340.000 Pesetas
Das Papiergeld wird im Handel meist in schlechter Erhaltung angeboten, da es für den Umlauf wenig geeignet war. Selbst für Noten in mäßiger Erhaltung werden hohe Preise verlangt. Unzirkulierte Exemplare sind Raritäten.
In der Sammlung der Banco de España befindet sich auch ein Probedruck der Vorder- und Rückseite einer Note, die ebenfalls mit 1. November 1936 datiert ist. Auf der Vorderseite wird das Brustbild des zweiten und letzten Präsidenten der Spanischen Republik, Manuel Azaña
y Díaz (1880 – 1940), abgebildet. Im unteren Bereich in der Mitte das spanische Wappen mit der Mauerkrone. Am Rand klein „Demetrio Díaz Recorder“. Hierbei dürfte es sich um den Betreiber der Druckerei „Viuda de Francisco Fons“ in Santander handeln. Auf der Rückseite das Wappen von Santander und die große Überschrift BANCO DE ESPAÑA.3)
Am 14. August 1937 griffen die Franquisten Santander von Süden und Südwesten an. Zwölf Tage später marschierten sie in die Stadt ein. Natürlich wurden die Banknoten von den Eroberern nicht anerkannt.
Die Regierung floh nach Barcelona. Auch ihr erlaubte die Generalitat de Catalunya Zahlungen mit Santander-Noten vorzunehmen. Diese Scheine wurden mit einem violetten, 39 mm großer Stempel mit der Umschrift „DELEGACÓN DE INDUSTRIA Y COMERCIO DE SANTANDER EN BARCELONA“ und dem republikanischen spanischen Wappen versehen.
Abb. 6: Stempel: „DELEGACÓN DE INDUSTRIA Y COMERCIO DE SANTANDER
EN BARCELONA“.
Auch in Kantabrien wurden 1937 zwei Kupfer-Nickel-Münzen ausgegeben. Die Münze zu 50 Céntimos in einer Auflage von 80.000 Stück und 100.000 beim Nominal zu einer Peseta.
Als Emittent wird der Interprovinzialrat „Consejo de Santander, Palencia und Burgos“ genannt. Ansonsten ist darüber wenig bekannt.
Uwe Bronnert
Anmerkungen
Die Confederación Nacional del Trabajo (CNT) ist eine Konföderation anarchosyndikalistischer Gewerkschaften in Spanien.
Banco de España (Hrsg.), Los Billetes del Banco de España 1782-1979, Madrid 1979, S. 298.
Ebenda, S. 299, Abbildung S. 303.
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