Die offiziellen Geldausgaben der republikanischen Nordprovinzen – Kleingeld Asturien und León, Teil 1
Die Emission der Banco de España – Gijón vom 5. November 1936
und September 1937
In Asturien entschied sich nur Oberst Aranda, Kommandeur des Militärs der Region mit Sitz in Oviedo, an dem Putsch teilzunehmen. Garnison und Guardia Civil verteidigten die Stadt gegen die republikanischen Belagerer. Am 17. Oktober 1936 wurde dann Oviedo von der galizischen Brigade befreit und in die nationale Zone integriert. Der Rest der Provinz Asturien stand treu zur Republik. Im Sama de Langreo konstituierte sich das sogenannte „Asturias Provincial Committee“, dem der sozialistische Abgeordnete Belarmino Tomás vorstand. Ende August zog das Kriegskomitee nach Gijón. Am 29. September wurde Tomás von der Zentralregierung zum Zivilgouverneur ernannt.
Vom ersten Moment an beabsichtigten die republikanischen Milizen, León und die nördlichen Teile der Provinz durch eine Südfront zu schützen, wobei die Linie von Villablino nach Norden durch La Robla über Riaño hinausführte, wodurch die Städte nördlich von León unter der Kontrolle der republikanischen Regierung blieben.
Die Geldversorgung der Region war stark behindert, da sie weitgehend eingeschlossen war. Galizien und der Süden der Provinz León wurden durch nationale Truppen dominiert und das Meer vom Kreuzer Almirante Cervera kontrolliert. Zudem hatten sich die Banknotenreserven in Oviedo befunden, das nun in den Händen der Franquisten war.
Um das Problem des Zahlungsmittel-Mangels zu lösen, erließ der Provinzialrat von Asturien und León am 24. Oktober 1936 ein Dekret, das von Generalgouverneur Belarmino Tomás und dem Generaldirektor der Finanzen, Rafael Fernández, unterzeichnet wurde. Dadurch wurden die privaten Banken aufgelöst, deren Vermögen beschlagnahmt und der neu errichteten „Caja Central de Depositos“ übergeben. Sie sollte das Finanzwesen der Provinz kontrollieren und steuern. Der Verwaltungsrat der Kasse bestand aus zehn Vertretern. Fünf gehörten der Gewerkschaft der Bankangestellten, zwei den Industrieverbänden und je einer der Handelsgewerkschaft bzw. der Landarbeitergewerkschaft an. Den Vorsitz übernahm der „Finanzminister“ Fernández. Die Kasse wurde ermächtigt, Geldscheine auf den Inhaber zu 5, 10, 25, 50 und 100 Peseten zulasten der Banco de España auszugeben, ähnlich den Bedingungen, wie sie durch Dekret der Regierung von Euzkadi vom 16. April 1937 festgelegt wurden.
Der Beschluss des Verwaltungsrats wurde in der Zeitung „El Noroeste“ vom 25. Oktober veröffentlicht. Tags zuvor gab Fernandez in einer Radioansprache die Emission der geplanten Scheine bekannt, die er „Bonos” (Anleihen) nannte. Als Deckung dienten die Guthaben der Privatbanken in Höhe von 18.002.201 Peseten, die in Gijón bei der Banco de España beschlagnahmt worden waren. Am 8. November 1936 meldete die Zeitung „El Noroeste“, das die Geldscheine am 10. des Monats in Umlauf gesetzt würden. Die Scheine waren groß mit „EL BANCO DE ESPAÑA“ überschrieben, darunter kleiner „GIJÓN“. Vom Emissionsdatum
5. November 1936 wurde „5 NOV“ mit einem Gummistempel in violetter Tinte angebracht.
Als Emittent nennen die Noten die „Caja de Depósitos“. Darunter finden wir eine handschriftliche Unterschrift. Es kommen insgesamt 28 Unterschriften vor: zehn von ehemaligen Angestellten der Banco Español de Crédito, sechs von der Banco Minero Industrial, fünf von der Banco de Gijon, drei von der Banco de Bilbao, von einem Regierungsbeamten des Delegado de Hacienda del Gobierno in Gijón, ferner die des Consejero de Hacienda del Consejo de Asturias (Finanzminister), Rafael Fernández, sowie zwei von nicht näher bekannten Personen.
Da die Scheine ein Einheitsmaß von ca. 123 x 80 mm haben, nur die beiden höchsten Werte sind mit ca. 130 x 90 mm unwesentlich größer, wurden unterschiedlich, farbige, diagonale (von links unten nach rechts oben) Streifen aufgedruckt, um so Analphabeten die Unterscheidung der Wertzeichen zu ermöglichen: beim Wert zu 5 Pesetas ein brauner,
10 Pesetas ein grüner, 25 Pesetas ein blauer, 50 Pesetas ein gelber und bei 100 Pesetas ein roter Streifen.
Die Scheine wurden mit einem Talon auf der linken Seite gedruckt. Dessen Vorderseite wurde vor Ausgabe mit einem Stempel der Banco de España, Gijón, in violetter bzw. blauer Farbe versehen und danach manuell geschnitten, sodass immer nur ein Teil des Stempelabdrucks auf dem Schein vorhanden ist.
Die zweizeilige Bestätigung der Nationalbank findet sich wie bei der ersten Ausgabe von Bilbao auf der sonst unbedruckten Rückseite: „Tiene fondos, / BANCO DE ESPAÑA, GIJÓN“. Die ersten Scheine unterschrieb, wie der Stempelaufdruck „El Cajero del Banco de España GIJÓN“ gelegt, der Kassierer der Filiale, D. Manuel Camaero Ruiz, noch handschriftlich selber; darunter folgt der Abdruck des Stempels der Filiale. Später wurde vor die Unterschrift
„P-EL CAJERO“ gesetzt und auf den Stempelabdruck verzichtet. Da die manuelle Signatur eine Menge Arbeit bedeutete, wurde als endgültige Form ein Faksimile-Stempel mit „Manual Camarero“ und zuletzt „M Camarero“ benutzt. Diese Stempel kommen in den Farben Violett, Blau oder Rot vor. Daneben wurden Scheine auch von weiteren Bankangestellten handschriftlich auf den Rückseiten unterzeichnet.
Abb. 1: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 5 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 2.1: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 10 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 2.2: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 10 Pesetas,
Rückseite mit „M Camarero“.
Abb. 3: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 25 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 4.1: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 50 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 4.2: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 50 Pesetas,
Rückseite mit „Manual Camarero“.
Abb. 5.1: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 100 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 5.2: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 100 Pesetas,
Rückseite mit „El Cajero del Banco de España GIJÓN, Manual Camarero“ und Bankstempel.
Abb. 6: Caja Central de Depositos, 5. November 1936, 100 Pesetas,
Rückseite mit abweichender Unterschrift.
Am 23. Dezember 1936 gründete die Regierung der Republik den Provinzrat von Asturien und León, der sofort beschloss, die bisherigen Ausgaben durch neue zu ersetzen.
Der Gesamtumlauf sollte auf 60 Millionen erhöht und von der Zweigstelle Gijón der Banco de España garantiert werden. Die beschlagnahmten Gelder sollten an die Privatbanken zurückzugehen, damit diese ihre Arbeit wieder aufnehmen konnten. Der Rat stellte fest, dass der Einlagefond nicht in der Lage sei, das Geldwesen der Provinz zu sichern.
Im Januar 1937 erfuhren dann die Leser der Zeitung „Advance“, das Anfang Februar neue Münzen und Geldscheine in Umlauf gebracht würden. Die Zeitung hob die Qualität des Papiers und des Designs hervor. Germán Horacio Robles habe bei den Entwürfen auf asturische Motive aus Bergbau, Fischerei, Landschaft und Stadt zurückgegriffen.
Der Verband der Graphischen Künste von Gijón (El Control de Litografia del Sindicato Único del Ramo de las Artes Gráficas de Gijón) betonte die Fälschungssicherheit.
Am 14. Januar 1937 verbot die Zentralregierung in Valencia die Ausgabe von Notgeld und ordnete deren Einzug an,1) sodass die geplante Neuausgabe von Geldscheinen in Asturien auf Eis gelegt wurde. Dennoch bildete am 6. Februar „Advance“ Fotos der Rückseite eines noch nicht nummerierten 100-Pesetas-Scheins ab, der angeblich am 8. oder 9. Februar ausgegeben werden sollte. Die weiteren Werte zu 5, 10, 25 und 50 Peseten mit „Allegorien des Reichtums der Region“ würden 15 Tage später folgen. Die Zeitung wies auch darauf hin, dass diese "Banknoten" benötigt würden, um die schon stark abgenutzten Scheine vom
5. November 1936 austauschen zu können. In der Meldung wird betont, dass diese Scheine durch Metall gedeckt seien und dass ihre Ausgabe ausschließlich den Papiergeldmangel beseitigen solle.
Von diesen Scheine wurden wohl nur Muster zu 50 und 100 Pesetas in verschiedenen Farben gedruckt. Einzig der einseitige Druck der Rückseite des Wertes zu 25 Pesetas mit der Abbildung von Bergarbeitern hat die Zeit in größerer Zahl in Sammlungen überdauert.
Abb. 7: Banco de España - Gijón, ohne Datum (1. Januar 1937), 25 Pesetas,
Probeabdruck, Rückseite.
Am 9. Februar informierte der Provinzialrat, dass die angekündigten Banknoten nicht ausgegeben würden, da genügend offizielle Noten der Banco de España vorhanden seien,
ja dass die von der Caja Central de Depositos ausgegebenen Scheine schrittweise zurückgezogen würden. Gleichzeitig gab die Zweigstelle Gijón der Notenbank bekannt, dass sie keine neuen Scheine der Caja Central de Deposito genehmigen würde, da ihre Ausgabe bereits den Wert von 44.630.000 Pesetas erreicht hätte.
Nach einem Dekret des Provinzialrats vom 13. Februar 1937 durften die privaten Banken am 15. ihre Arbeit wieder aufnehmen, und die beschlagnahmten 18.002.297,07 Pesetas wurden wieder frei gegeben. Nach § 4 der Bestimmungen wurde den Privatbanken die Aufgabe übertragen, innerhalb der nächsten 30 Tage alle präsentierten „Hilfsnoten“ einer Sorte im Betrag von 200 Pesetas auf der Vorderseite zu stempeln und das restliche Geld in reguläre Banknoten umzuwechseln.
Mit dem aufgebrachten 7,5 x 2,5 mm großen dreizeiligen Kastenstempel in violetter, blauer, schwarzer oder roter Farbe wurde die Umlauffähigkeit verlängert: „CONSEJERIA DE HACIENDA / VENCIMIENTO PRORROGADO / MARZO de 1937 und eine Nummer“.
Die höchste bekannte Stempelnummer ist 55.
Abb. 8: Verlängerungsstempel.
Da Gijón von Madrid abgeschnitten war, gelangten nur geringe Mengen regulärer Banknoten in die Stadt, sodass auch ungestempelte Hilfsbanknoten über den 31. März hinaus weiterhin umliefen und die Frist für die Abstempelung verlängert wurde. Das Ministerium bekräftigte jedoch, dass nur noch bis zum 8. April gestempelt und danach ungestempelte Scheine nicht mehr angenommen würden. Am 29. April sagte der Sekretär des Finanzministers, Juna Cima, gegenüber der Presse, dass Personen abgelegener Gebiete, die von der Stempelaktion nichts erfahren hätten, weiterhin ihre Geldscheine vorlegen könnten. Das Finanzministerium ermächtige die Filiale in Gijón selbst zu entscheiden, wann die Hilfsnoten zurückgezogen werden sollten.
In Sammlungen finden sich praktisch nur gestempelte Scheine. Niemand wollte damals riskieren, den Wert des Geldes zu verlieren. Alle Scheine vom 5. November 1936 kommen meist nur in sehr schlechter Erhaltung vor. Da die Exemplare oft beschnitten werden, um eine bessere Erhaltung vorzutäuschen, ist es ratsam beim Erwerb auf die Größe zu achten. Besonders stark gebraucht sind die 5- und 10-Peseten-Nominale, die vorwiegend bei der Soldzahlung der Truppen benutzt wurden. Alle Scheine sind selten, dies trifft besonders auf den Wert zu 5 Peseten zu. Diese Tatsache schlägt sich selbst bei schlecht erhaltenen Noten im Preis nieder.
Erst am 7. Oktober 1937 wurde eine neue Banknote zu 100 Pesetas (Emision Septiembre 1937) ausgegeben, die bereits zu Jahresbeginn angekündigt worden war. Trotz der guten Qualität, lehnte ein Großteil der Bevölkerung diesen Schein ab, da die Franco-Truppen unaufhaltbar vorrückten und die republikanischen Banknoten nicht anerkannten. Da Gijón bereits am
21. Oktober eingenommen wurde, kommt dieser Schein meist in guter Erhaltung vor.
Er hat eine Größe ohne Talon von ungefähr 140 x 83 mm. Das verwendete weiße Papier stammt aus dem Baskenland und wurde auch bei der zweiten Serie in Bilbao verwandt.
Das Papier weist ein Wasserzeichen auf, das in mehreren Reihen Flugzeuge zeigt. Gedruckt wurden diese Scheine von Control de Litografía in Natahoyo de Gijón. Die Gesamtmenge ist nicht bekannt, jedoch wurden Kontrollnummern um die Zahl 282.000 gefunden.
Abb. 9.1: Banco de España - Gijón, September 1937, 100 Pesetas, Vorderseite.
Abb. 9.2: Banco de España - Gijón, September 1937, 100 Pesetas, Rückseite.
Abb. 9.3: Banco de España - Gijón, September 1937, 100 Pesetas, Wasserzeichen.
Die Vorderseite ist mit einem dunkelblauen Rahmen eingefasst. Die linken Seite zeigt unter dem spanischen Wappen mit Volkskrone die Wappen von Asturien und León. Neben dieser Abbildung die Überschrift „EL BANCO DE ESPAÑA“, darunter „GIJÓN“. Der Geldschein wurde gleich von vier Personen unterzeichnet: von links nach rechts Don Rafael Fernández als Finanzminister, für die Banco de España Pedro Fernández González als Kontrolleur, Ladislao de Arriba als Kassierer und schließlich Belarmino Tomás als Generalgouverneur, nach dem diese Scheine auch „Belarminos“ genannt werden.
Die Rückseite, die eine Allegorie der Arbeit darstellt, wurde von Germán Horacio Robles entworfen. Im Vordergrund sieht man einen Landwirt, der das Land mit einer Hacke bearbeitet, im Hintergrund ein pflügendes Ochsenpaar. Im unteren Mittelteil der Wahlspruch „PAZ Y TRABAJO“ (Friede und Arbeit).
In ähnlicher Zeichnung sind auch nicht nummerierte 50-Pesetas-Scheine mit und ohne Talon bekannt. Hierbei dürfte es sich um Muster handeln, die nicht mehr ausgeführt wurden.
Uwe Bronnert
Anmerkungen
Damit versuchte das Finanzministerium dem Notgeld-Chaos durch Flut der Ausgaben, das im gesamten republikanischen Spanien herrschte, Herr zu werden.
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