Geschichte einer Geldschein-Serie, die nicht in den Verkehr gelangte
Im Online-Magazin für Papiergeldsammler "geldscheine-online.com“ gab es kürzlich einen sehr interessanten Beitrag zu den 1980er und 1990er Geldscheinen unseres Nachbarlandes Polen. Dort werden übrigens die Geldscheine genauso intensiv gesammelt wie Münzen.
Was die nie ausgegebenen Scheine angeht, gab es im Dezember 2018 eine große Überraschung. Die Nationalbank Polens (NBP) verbreitete in einem Kommuniqué vom 6.12.2018, dass diese Noten von 1 bis 500 Zloty in einem besonderen Album mit polnischen und englischen Texten zum Verkauf kommen. Die Alben sollten in den regionalen Niederlassungen von NBP und im Online-Shop von Kolekcjoner (www.kolekcjoner.nbp.pl) verkauft werden. Das wurden die Alben auch, und zwar so schnell, dass viele Leute leer ausgingen, und das bei einer Auflage von 20.000 Serien (bei Münzen sind es oft deutlich weniger Exemplare). Das „Notenbuch“ verdoppelte schnell seinen Preis im Internet und wird jetzt um die 50 Euro gehandelt.
Hier wird vor allem der Künstler Waldemar Andrzejewski (1934 – 1993) geehrt.
Er hatte alle Noten entworfen und war ein bekannter Grafikdesigner und Karikaturist, der berühmt wurde durch seine Poster und Illustrationen von Kinderbüchern, so auch von Antonie de Saint-Exupery.
Für die Sammler ist dieses Büchlein eine wahre Freude, denn sie bekommen nun „echte Scheine“; nicht solche, die als Muster „WZÓR“ oder „SPECIMEN“ überdruckt wurden.
In größeren Mengen gibt es Scheine mit dem rückseitigen Überdruck "NIEOBIEGOWY" (nicht umlauffähig), die an Sammler schon damals abgegeben wurden. Scheine ohne Überdrucke waren einst sehr selten und wurden hoch bezahlt. Diese gibt es nun im Büchlein so, wie die Polen sie am liebsten haben: mit siebenstelliger Nummer und mit Seriennummer A.
„Städte-Serie“ (nicht ausgegeben)
Ein wenig strittig ist, wie es zu dem Groß-Druckauftrag bei Giesecke & Devrient kam, der dann bis auf wenige Scheine vernichtet wurde. 1990 war noch lange nicht der Höhepunkt der Inflation überschritten, zu einer Währungsumstellung kam es bekanntlich erst zum 1.1.1995. Um die Jahrtausendwende entsprachen lt. Hersteller diese Geldscheine dem Standard der DM-Noten und der war entsprechend hoch. Niemand ahnte aber, wo der Zloty mal landen wird, wenn die Nullen gestrichen sind. Dass selbst 1, 2 und 5 Zloty mit Geldscheinen abgedeckt wurden, war ebenso spekulativ wie die Grenze von 500 beim höchsten Wert. Es gibt Fachleute, die glauben, politische Gründe spielten eine Rolle bei der Verhinderung der Ausgabe dieser teuer im Westen gedruckten Banknotenemission. Dass man nicht früher die Städte-Serie ohne Aufdrucke an Sammler abgab, hatte natürlich einen Grund: eine missbräuchliche Verwendung der ungültigen Scheine zu vermeiden. Seit 1990 prägte man übrigens in Vorbereitung des Tages „X“ auch Münzen auf Vorrat und Verdacht und gab sie erst 1995 aus.
Wolfgang J. Mehlhausen
Abb. Nationalbank von Polen
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