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AutorenbildMichael H. Schöne

Taler, Taler … du musst wandern

Aktualisiert: 8. Feb.

Das alte Kinder-Singspiel „Taler, Taler, du musst wandern“ kannte früher fast jedes Kindergartenkind und deren Eltern auch. Der Taler wanderte tatsächlich weltweit von Mitteleuropa aus und wird bis heute unterschiedlich geschrieben und gesprochen. Der Taler (bis zur Rechtschreibreform von 1901: Thaler) ist die sprachliche Verkürzung für den Joachimsthaler Guldengroschen. Seit 1519/20 wurden im böhmischen Erzgebirge im heutigen Jáchymov (bis 1945 Joachimsthal) diese Silbermünzen geprägt.


1512 wurde bei Konradsgrün ein Stollen in den Schottenberg getrieben ... später fand man dort Silbervorkommen. Das Gelände gehörte zur Herrschaft Schlackenwerth – im Pfandbesitz des Grafen Stephan Schlick. 1517 benannte man den Ort in St. Joachimsthal um; ein Jahr später wurde eine Bergordnung für die 1520 verliehenen Stadtrechte durch König Ludwig von Böhmen erlassen. Die Schlick’schen Taler und die sächsischen Klappmützentaler nahmen nach dem sog. Berggeschrey in Böhmen und Sachsen ihren Siegeszug durch Europa.


Abb. 1: 1 Guldengroschen 1525 mit dem Hl. Joachim, Vs.: AR DOMI SLI ST - Et FRA COM D BA = Arma Dominorum Slickorum Stefani et Fratrum Comitum de Bassano (bei COM wurde das M im O eingefügt); Rs.: LVDOVICVS PRIM D GRACIA REX BO (Ludovicus Primus Dei Gratia Rex Bohemie), Böhmischer Löwe im Zierkreis nach links aufsteigend, mit Münzmeisterzeichen Stern.


Die Bezeichnung Thaler wurden auch vom Ausland übernommen und gelangte mit der Erweiterung Reichsthaler in andere Länder: Daalder, Daler und letztendlich Dollar und dessen Entsprechungen in verschiedenen Sprachen.

Erste Geldscheine mit den Bezeichnungen Reichsthaler/Thaler, Daler/Riksdaler, Daalder/Rijksdaalder/Ryxdaalder oder Dollar/Rix Dollar sind wurden dem 17. Jahrhundert gedruckt. Der Name Thaler gelangte über das Niederländische ins Englische und damit auch nach Übersee. Auf die sehr umfangreichen besonderen Begriffe wie bspw. Vereins-, Spezies-, Kronen-, Konventions-, Kurant- oder Ausbeutetaler soll hier nicht im Einzelnen eingegangen werden; hier handelt es sich vorwiegend um Münzbezeichnungen.


Reichsthaler

Die ersten Thaler-Scheine wurden in Sachsen gedruckt. Im Kurfürstentum und ab 1806 im Königreich Sachsen gab es die Wertstufen 1, 2, 5, 10, 50 und 100 Reichsthaler mit den Daten 1772, 1804 und 1815 und 1818. Thaler-Scheine folgten 1840, 1855 und 1867.


Abb. 2: 1 Reichsthaler 6. Mai 1772, Dresden, Churfürstl. Sächs. Cassen-Billet.


Thaler

Nach und nach wurden in allen nord- und mitteldeutschen Ländern unterschiedliche Noten auf Thaler lautend in Umlauf gegeben (im deutschen Süden, in Frankfurt, Nassau und Hessen wurden jedoch Gulden-Scheine verwendet). Es folgten Thaler-Scheine 1785 in Sachsen-Altenburg und 1787 in Schleswig-Holstein. Die letzten Thaler-Scheine gab die Hannoversche Bank aus: 10 Thaler mit dem Datum 1. Juli 1871.


Abb. 3: 10 Thaler 1. Juli 1871, Hannover, Banknote der Hannoverschen Bank.


Mit der Einführung der Mark-Währung im November 1871 im neugegründeten Deutschen Reich endeten auch die Thaler-Ausgaben im Land. 1 Thaler galt ab 1871 drei Mark – ältere Menschen in Deutschland verwendeten noch in den 1970er Jahren den Begriff Taler für die Geldmenge von 3 Mark – 1908 wurden die Talermünzen ungültig und durch silberne 3-Mark-Münzen ersetzt.


Auch in Luxemburg gab man Banknoten zu 5, 10 und 20 Thaler aus: als zweite Bank im Großherzogtum wurde die Großherzoglich Luxemburgische National-Bank 1873 gegründet und besaß das Privileg zur Banknotenausgabe, zunächst in Francs und Thaler, später in Mark. Doch bereits 1881 musste diese Bank ihre Geschäftstätigkeit wieder beenden. Angeblich verbrannten einige Bankkunden Berichten zufolge ihre Banknoten auf dem Paradeplatz in der Stadt Luxemburg.


Abb. 4: 10 Thaler 1. Juli 1873, Großherzoglich Luxemburgische Nationalbank – sie wurde am 26. September 1881 wieder geschlossen.


Deutschsprachige Thaler-Banknoten sind ebenfalls aus den USA bekannt, wo in verschiedenen Orten in Pennsylvanien Privatbanken gegründet wurden, die Banknoten zu 5 und 10 Thaler ausgaben. Die Gestaltung der Scheine war den damals kursierenden US-amerikanischen Dollar-Banknoten sehr ähnlich. Die Noten der Northampton Bank im Lehigh County hatten zum einen den Bezug zur Schweiz (abgebildet wurden auf dem 5-Thaler-Schein von 1836 der Zürcher Philosoph und Schriftsteller Johann Caspar Lavater und eine Darstellung des Rütli-Schwurs) und zum anderen zu Deutschland. Der 10-Thaler-Schein von 1836 zeigt Bildnisse von Wilhelm Herschel, Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Klopstock und Joseph Haydn. Auf dem 1839er Zehner liest man „Allentaun, Lecha Caunty, Pennn“ (sic!). Das ist das heutige Allentown – im Pennsylvania-Deutsch nannte man es Allenschteddel.

Auch die nicht ausgegebenen 5-Thaler-Noten der Lumbermens Bank zu Warren/PA von 1838 zeigen die Komponisten Joseph Haydn und Christoph Willibald Gluck, die Zehner Wolfgang Amadeus Mozart und Johann Lavater.


Abb. 5: 10 Thaler 22. Februar 1836, Northampton Bank – sie wurde 1814 gegründete, meldete aber 1843 Bankrott an.


Äthiopien/Abessinien: in Afrika wurden ebenfalls Thaler ausgegeben. Die Bank von Abessinien, seit 1931 Bank von Äthiopien, gab Banknoten in den Werten 5, 10, 50, 100 und 500 Thaler aus. Interessanterweise änderten sich die amharischen Zeichen für den Namen der Bank nicht; sie blieben als „Itiopia Bank“. der Aufdruck der Druckerei lautete „Bradbury Wilkinson & Co. Ld. Graveurs, London“.


Auf Amharisch, der Sprache der meisten Äthiopier, wurde der Thaler als „Talari“ oder „Birr“ bezeichnet (in frühen englischen Quellen manchmal „Ber“ geschrieben). „Birr“ bedeutet „Silber“. Im Verkehr mit dem Ausland wurde der Birr jedoch zeitweilig Thaler oder (bis 1976) Dollar genannt.


Abb. 6: 5 Thalers 29. April 1933, Bank of Ethiopia, 1906 gegründet, im Januar 1944 in Nationalbank Äthiopiens umbenannt.


Fünffranken-Thaler

Die meisten Banken und Geldhäuser in der deutschsprachigen Schweiz gaben im 19. Jahrhundert meist auf Franken lautende Geldscheine/Banknoten aus. Die ersten Scheine in der Schweiz waren jedoch Taler: schon 1826 gab die Deposito-Cassa der Stadt Bern die sog. Fünffranken-Thaler aus. Originalscheine aus Restbeständen wurden 1975 an Teilnehmer der 150-Jahr-Feier der heutigen BC Bank abgegeben.


1834 folgte die Kantonalbank von Bern mit der Ausgabe von Fünffranken-Thalern zu 10 und 20 Thl., 1838 zu 100 Thl. und 1847 zu 1 Thl. Die Bank in Basel gab ab 1845 20- und 50-Fünffranken-Thaler in Umlauf. Die 100-Fünffranken-Thaler-Banknoten der Bank in Basel (= 500 französische Franken in Silber) von 1847 sowie die 20er von 1848 trugen zusätzlich die Stempel „oder Gold“ und „ausgegeben 1873“.

Die Fünffranken-Thaler wurden durch das Banknotengesetz vom 8. März 1881 außer Kurs gesetzt.


Abb. 7: 100 franz. Fünf-Franken-Thaler 1832, Vs., Gut-Schein, Deposito-Cassa der Stadt Bern (Ausschnitt).


Brabanter-Thaler

Die Bank in Zürich gab schon ein Jahr nach ihrer Gründung 1836 als Aktiengesellschaft sog. Brabanter-Thaler zu 10 und 100 Thl. in Umlauf. Die aufkommende Industrialisierung der Region machte die Herausgabe von Papiergeld erforderlich. Im Entwurf einer Verfassung wurde schon 1832 eine einheitliche eidgenossenschaftliche Währung gefordert. Erst im Mai 1850 entschied sich die Bundesversammlung für das lateinische Geldsystem und die Einführung des Franken für die gesamte Schweiz.


Die Deposito-Cassa Bank der Stadt Bern verzichtete 1869 auf ihr Recht zur Notenausgabe, die Bank in Zürich 1892; die Bank in Basel erst 1907 und die Kantonalbank von Bern 1910.


Abb. 8: 10 Brabanter-Thaler 27. Mai 1837, Vs., Bank in Zürich, entwertet.

Daalder

Als erste Ausländer prägten die Niederländer Silbermünzen mit der entlehnten Bezeichnung. Geldscheine in Daalder-Währung sind nur als

Ryxdaalder

nachweisbar. Die Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC = Niederländische Ostindien-Kompanie) gab in ihren asiatischen Besitzungen Kreditscheine in den Wertstufen von 1 bis 1000 Ryxdaalder(s) aus. Wegen der Geldknappheit und dem Mangel an Edelmetallen für die Münzprägung führte die VOC schon 1782 erstes Papiergeld ein.

Am 17. März 1798 wurde die Compagnie aufgelöst und formell am 31. Dezember 1799 als bankrott erklärt.


Abb. 9: 1 Ryxdaalder 2. April 1799, Batavia, Kreditschein der VOC (= 48 Stuiver) – VOC-Stempel auf Vs. und Rs., die Handsignierung durch Kleijnst, Brinkman und Brongers sowie das handgeschöpfte Papier waren Sicherheitsmerkmale.


Daler

Die in Europa 1661 erstmals gedruckten Geldscheine waren Daler. Die Privatbank von Johan Palmstruch in Stockholm gab Kreditscheine in den Stückelungen von 5 bis 1000 Daler aus. Die Stockholms Banco tauschte die bekannten schwedischen Münzplatten gegen sog. Credityf-Zedels ein, aber als Palmstruch die ausgegebenen Noten nicht mehr in Bargeld einlösen konnte, wurde die Bank 1668 verstaatlicht. Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt, dann begnadigt und starb 1671 nur ein Jahr nach seiner Entlassung.


Abb. 10: 10 Daler 18. Mai 1666, Stockholms Banco, mit der Unterschrift von Johan Palmstruch.


Für die finnische Inselgruppe Åland sind Daler-Ausgaben aus den 1990er Jahren bekannt. Dabei handelt es sich jedoch nur um sog. Fantasiemünzen in den Wertstufen 10, 50 und 100 Daler in unterschiedlichem Metall.


Abb. 11: 100 Daler 1991, Pseudomünze, Vs., Silber, 25.000 Stück geprägt (links) – 50 Riksdaler 1988, Pseudomünze, Vs., Kupfer-Nickel, zur Erinnerung an Schwedisch-Westindien (rechts).


Aus dem privaten Stockholmer Daler wurden später in Schweden und in Dänemark, für Norwegen sowie für Grönland die


Riksdaler, Rigsdaler, Rigsbankdaler, Species-Daler

Ab 1790 gab das Riksens Ständers Riksgalds Contoir und die Schwedische Reichsbank ab 1869 Riksdaler in Umlauf. Dänemark ließ schon Anfang des 18. Jahrhunderts in Kopenhagen Geldscheine drucken – auch für ihre Besitzungen Grönland und Dänisch-Westindien.

Die Skandinavische Münzunion von 1872 sah die Einführung der Kronen vor. 1 schwedischer Riksdaler rechnete man für 1⁄2 dänischen Rigsdaler oder 1⁄4 norwegischen Speciedaler.


Abb. 12: 10 Riksdaler Specie 17. Januar 1792, Stockholm, Riksens Ständers Riksgalds Contoir.


Abb. 13: 10 Riksdaler 1857, einseitig gedruckte Banknote der Smålands Enskilda Bank Jönköping.


Abb. 14: 1 Rigsdaler (dansk Courant) 1803, Kopenhagen, einseitig gedruckter Geldschein im Wert von 96 Schilling des dänischen Staatsunternehmens Kongelige Grønlandske Handel.


Abb. 15: 1 Rigsbankdaler 19. August 1813, Christiania (seit 1924 Oslo), einseitiger Druck.


Abb. 16: 1 Speciedaler 1867, Trondheim, Banknote der Norges Bank.


Dollar, Rix Dollar/Rixdollar

Seit der sprachlichen Mutation des Thalers zum Dollar ist die US-Währung nach 150 Jahren zur Leit- und Ankerwährung in der Welt geworden und heute auf allen Kontinenten als Landeswährungen vorhanden. 1775 kamen die ersten Dollarscheine in Nordamerika als Colonial und Continential Currency in Umlauf – in der britischen Kolonie Massachusetts schon seit 1750. Papiergeld wurde in der Variante Rix Dollar (≈ Reichsthaler) in anderen Gebieten verwendet: auf Ceylon und am Kap der Guten Hoffnung kurz vor 1800 und auch danach; erst von den Niederländern und nach Aufgabe ihrer Besitzungen dann von den Briten.


Abb. 17: 1/8 Dollar (= 9 Pence) 1750, der Province of Massachusetts Bay.


Abb. 18: 100 Rix Dollars 1. Januar 1809, Colombo, ausgegeben vom Government of Ceylon im Kurs zu 48 Kupfer-Stuivers.


Im Laufe der Zeit wurde der Dollar in viele Sprachen übernommen und Geldscheine der verschiedensten Art mit den landesspezifischen, lautmalenden Bezeichnungen und entsprechender Deklination ausgegeben. Interessant: die Aussprache des Wortes Taler ist im Sächsischen der amerikanisch-englischen Aussprache der Bezeichnung Dollar auffällig ähnlich: da:lor.


Talar/Dolar

In Polen wurden 1810 unter dem Währungsnamen Talar die Kassenscheine des Herzogtums Warschau (1807–1815) emittiert. 150 Jahre später gab man in Polen wiederum Dollars aus, nun mit der Bezeichnung Dolar (2 Dolary, 5, 10, 20, 50 und 100 Dolarów) – Gutscheine der polnischen Handelsfirma Pewex zwischen 1960 und 1979. Ähnliche Dolar-Ausgaben gibt es als Marinarsky Bon Towarowy der Außenhandelsfirma Baltona.

Das Einkaufen von „Luxusgütern“ gegen frei konvertierbare Währungen in staatlichen Spezialläden war in den ehemaligen Ostblockländern gang und gäbe; dabei wurden die Fremdwährungen in Gutscheine getauscht (Forum-Mark, Darex-/Tuzex-Kronen, Balkanturist-Leva u. ä.).


Abb. 19: 1 Talar 1. Dezember 1810, Warschau, in Dresden gedruckte einseitige Scheine des Herzogtums Warschau, 1811 ausgegeben; 1 Taler (700.000 Stück), 2 Talary (250.000 Stück), 5 Talarów (60.000 Stück).


Abb. 20: 20 Dolarów 1. Oktober 1979, Gutscheine des poln. Export-Unternehmens Przedsiębiorstwo Eksportu Wewnętrznego „Pewex“ der PeKaO-Bank, auch Ausgaben in Cent(s).



So z. B. auch in den 1960er Jahren in Rumänien: das Nationale Fremdenverkehrsamt der Karpaten ließ für die Schifffahrtsgesellschaft NAVROM Schiffsgutscheine in Dollar-Währung drucken. Damit konnten (mussten) Ausländer bei Kreuzfahrten auf der Donau und im östlichen Schwarzen Meer bezahlen. Im Oktober 1954 liquidierte Rumänien die sowjetisch-rumänische Sovromtransport und gründete im Februar 1955 die staatliche Reederei NAVROM.

Diese „Kreuzfahrtscheine“ galten auf dem rumänischen Postschiff „Transilvania“, das von einem französisch-belgischen Tourismusunternehmen gechartert wurde. Vor Einführung der Dolar-Scheine gab es eine Serie in den Werten 1, 2, 5 und 10 Lei. Auch für die Flussschiffe „Oltenița“ und „Carpați“ gab es eine Serie von 10, 25 und 50 Bani sowie 1, 3, 5 und 10 Lei. Gedruckt wurden alle Serien in der Staatsdruckerei der Nationalbank in Bukarest.


Abb. 21: 5 Dolari o. D., Vs., Constanța, Schiffsgeldschein, auf Dolar lautend, ausgegeben von NAVROM (Compania de Navigatie Fluviala Romana SA) in den Werten 1 Dolar, 2 und 5 Dolari sowie Cents-Scheine.


Doleris

Im Gegensatz zu den 1946er Geldscheinen aus den Lagern Deggendorf, Feldafing und Regensburg, die nur auf Cents und Dollar lauteten, zeigen die Lagerscheine des UNRRA-Teams 569 zusätzlich den litauischen Aufdruck Doleris (= Dollar).


Abb. 22: 1 Doleris 1946, Vs., Geldschein im UNRRA-Lager Scheinfeld.


Tolar

Nach Unterzeichnung der Brijuni-Erklärung im Juli 1991 wurde der Republik Slowenien die Unabhängigkeit von Jugoslawien zugestanden; die neue Währung nannte sich Tolar (Mz.: Tolarja/Tolarjev) und wurde am 8. Oktober 1991 eingeführt. Der Tolar war ab Juni 2004 an den Euro gekoppelt und galt bis zum 31. Dezember 2006; am folgenden Tag wurde Slowenien Mitglied der Euro-Zone.


Abb. 23: 100 Tolarjev 15. Januar 1992, Banknote der Banka Slovenije.


Tālā

Die Besiedlung der Samoa-Inseln durch die Europäer erfolgte ungleich; erst landeten Niederländer, später Briten und dann 1879 Deutsche. US-Amerikaner waren schon ein Jahr zuvor auf Ost-Samoa angekommen. Im Juni 1899 einigte man sich im Berliner Abkommen auf den Samoa-Vertrag und eine Zweiteilung der Inselgruppe zwischen Deutschland und den USA. Der Hafen Pago Pago auf Tutuila/Ost-Samoa wurde den USA „zugesprochen“ – Deutschland „erhielt“ den Hafen bei Apia auf Upolu/Westsamoa. Schon am 30. Agust 1914 besetzten Truppen aus Neuseeland die Inselgruppe und erhielt es im Dezember 1920 als Völkerbund-Mandatsgebiet, ab Dezember 1946 als UN-Treuhandgebiet. 1962 wurde West-Samoa unabhängig, die Staatsbezeichnung wurde dann 1976 von Western Samoa in Samoa geändert. Tala-Münzen gibt es auch in Tokelau.


Abb. 24: 1 Tālā o. D. (1980), Vs., Banknote der Währungsbehörde von West-Samoa (ab 25. Februar 1984: Central Bank of Samoa).


Bis 1962 zahlte man auf Samoa mit dem neuseeländischen und dem Samoa-Pfund. Neuseeland führte 1967 das Dezimalsystem ein und das Pfund wurde durch den Dollar ersetzt – der Zeitpunkt, am 10. Juli 1967 den Tālā als gesetzliches Zahlungsmittel in Umlauf zu geben. Dem Tālā sprachlich ähnlich ist der Dollar auf Hawaii:


Dala

Der Mangel und der Wirrwarr durch den Umlauf ausländischer Münzen auf den Hawaii-Inseln Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Ursachen, dass König Kamehameha III. 1846 ein Gesetz zur Bestimmung eines hawaiianischen Währungssystem erließ. Dieses System sah eine Einheit namens Dala vor, die auf dem US-amerikanischen Dollar basierte. Der Dala wurde in 100 Keneta (Cents) unterteilt.


Zuvor gab die 1831 von US-amerikanischen Protestanten gegründete Mission auf der Insel Maui Anfang 1843 erstmals Papiergeld aus. Der Schein zeigt eine zeitgenössische Inselkarte mit Längen- und Breitgraden sowie „HOOKAHI DALA“ (= Ein Dala) und dem Währungskürzel „$1.00“; außerdem die gehisste Flagge des Königreichs von Hawaii. Dabei wurden die Buchstaben B E R N A R D innerhalb der Längengrad-Angaben hinzugefügt. John Bernard pachtete von der hawaiianischen Regierung 150 Hektar Land. Bernard ließ von der Lāhaināluna-Mission 850 Dala-Scheine drucken, von denen nur noch sechs Exemplare existieren. Ein ähnlicher Schein ohne den Großbuchstaben ist von 1843 bekannt.


Abb. 25: 1 Dala o. D. (1844), Vs., Pfandschein der Lāhaināluna-Missionare, gedruckt in der Hale Pa’i/Lāhainā – sog. „Bernard money“.


Auch geprägte Dala sind aus Hawaii belegt: die Umlaufmünzen zu ¼, ½ und 1 Dala gibt es nur mit dem Prägedatum 1883 – sowie die „Gedenkmünze“ von 1988.


Die königliche Regierung beantragte die Prägung von 1 Million Dala in Silber. Geprägt wurden in San Francisco nur 500.000 Stück und 453.622 Stück davon wurden nach 1900 wieder eingeschmolzen, als Hawaii als Territorium von der USA übernommen wurde und man die Dala-Münzen für ungültig erklärte.


Es existieren auch sog. Gedenkmünzen, von Privat in Auftrag gegeben. Die 1988er Ausgabe hat den Wert von 1 Feinunze Silber. Aus neuerer Zeit ist eine ganze Reihe solcher Gedenkmünzen bekannt – von 1/10 bis 50 Dala.


Abb. 26: 1 Dala 1883, Rs., Silbermünze – 1 Dala 1988, Rs., Pseudomünze, Figur (rechts).

Die Bezeichnung „Thaler“ kommt in weiteren Sprachen vor. So z. B. in der italienischen Entsprechung


Tallero

Auch hier gibt es eine Ausgabe für Ostafrika; im Wert von 5 Lire wurden Tallero-Münzen mit der Angabe „Colonia Eritrea“ unter der Regentschaft von Umberto I. geprägt. Es sind Münzen von 1891 und 1896 bekannt. Der Tallero war zwischen 1890 und 1921 die Währung in Eritrea und an die italienische Lira gebunden.


Abb. 27: 1 Tallero/5 Lire 1896, Rs., auch 1918 wurden unter Vittorio Emanuele III. noch Tallero-Münzen in Anlehnung an die Maria-Theresia-Thaler geprägt (links) – Jefimok: 1 Patagon, Brabanter Albertus-/Kreuztaler 1623 mit russischem Gegenstempel unter der Herrschaft von Zar Aleksej I.; Vs., hier kopfstehend: bekröntes burgundisches Kreuz mit Kleinod vom Goldenen Vlies mit Gegenstempel „Georg der Drachentöter“ und Jahreszahl 1655 (rechts).

Jefimok (Ефимок)

ist die russische Bezeichnung der Taler, die mit einem Gegenstempel auf vor allem deutschen und niederländischen Talern versehen wurden. Das Lehnwort (Mz. „Jefimki“) wurde abgeleitet vom polnischen „Joachimik“; die Münzen wurden anfangs als „Ефимок с признаком“ (= Jefimok mit Zeichen) bezeichnet. Diese Münze waren im 17. Jahrhundert aus Mangel an Silbergeld in einer Menge von etwa 800.000 Stück in Umlauf, jedoch schon wieder 1659 außer Kurs gesetzt und schließlich zum Großteil wieder eingeschmolzen. 1 Jefimok galt damals 64 Kopeken. 750 Probemünzen über 1 Jefimok (= 1,50 Rubel) wurden 1798 unter Paul I. geprägt. Diese Silber-Währungseinheit wurde jedoch nie in Umlauf gebracht.

In Frankreich nannte man den Joachimsthaler „Jocondale“, in Lothringen hingegen „Tallert“ und in Ungarn „Tallér“.


Michael H. Schöne


Quellen:

de Bree, Door L.: „Gedenkboek van De Javasche Bank 1828-1928“, Weltevreden 1928

Jaquemet, Gaston: „Die Entwicklung der Banknoten in der Schweiz“, in: Schweizerische numismatische Rundschau, Heft 33/1947

https://en.numista.com

https://goldadvert.com

https://imagesofoldhawaii.com

https://de.wikipedia.org

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https://www.danskmoent.dk

https://www.mgmindex.de

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https://www.wikiwand.com


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