Das Problem kennt jeder Geldscheinsammler: Wie bestimme ich einen Schein, dessen Beschriftung ich nicht lesen kann, weil sie z. B. ausschließlich in chinesischen, koreanischen, kyrillischen oder arabischen Schriftzeichen erfolgte? Viele Banknoten sind wegen der Lesbarkeit zwar auch zweisprachig (z. B. Chinesisch und Englisch) beschriftet, aber eben nicht alle, und genau dann wird es kompliziert.
Wir möchten eine Möglichkeit vorstellen, die einfach zu nutzen ist und in vielen Fällen bei der Bestimmung hilft.
1. Bild anfertigen
Scannen Sie den Schein ein, oder machen Sie ein Foto von der zu bestimmenden Seite.
Ich habe hier einen chinesischen Lebensmittelkupon eingescannt, da deren Bestimmung wegen der ausschließlich chinesischen Beschriftung vielen Sammler erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Oft bleibt nur das mühsame Vergleichen von Schriftzeichen bei Ausgabestellen und bei den betreffenden Waren, die mit den Kupons bezogen werden können.
2. Google-Bildsuche
Öffnen Sie Google und wechseln mit Anklicken des Kamera-Symbols direkt zur Bildsuche (Search by Image).
Es erscheint in Fenster, in das sie nun entweder das Bild direkt ziehen können, oder über die Suche ein Bild auf Ihrem Computer auswählen.
Die Suchmaschine von Google zeigt nun links Ihren Schein an und rechts ähnliche Bilder, die im Internet gefunden worden.
3. Texte übersetzen
Wenn man auf den Button "Translate" klickt, wird der Text auf dem Bild bzw. Schein direkt durch den Google-Übersetzer übersetzt. In aller Regel ist Englisch voreingestellt.
Um zu Deutsch zu wechseln, klicken Sie auf "Translate to" und wählen aus der Auswahlliste "German" aus.
Jetzt wird Ihnen die Übersetzung ins Deutsche angezeigt, und zwar auf dem Schein selbst, wie auch rechts in einem Feld für den übersetzten Text.
Zu unserem chinesischen Kupon erfahren wir nun, dass es sich um eine Lebensmittelmarke der Provinz Shanxi handelt. "Ershijin" braucht schon etwas mehr Kenntnisse des Sammlers. Man muss dazu wissen, das Shijin eine marktübliche Gewichtseinheit in China ist und einem Pfund = 500 Gramm entspricht. Auch ausgehend von der Beschriftung mit der Wertzahl "2" lässt sich nun leicht ableiten, dass es sich um einen Kupon für den Bezug von 2 Shijin, also 1000 Gramm, handelt. Das Jahr 1981 muss in diesem Fall nicht weiter übersetzt werden.
Gibt es keine Beschriftung für eine andere Ware, z. B. Benzin, dann handelt es sich um einen Kupon für den Bezug von Reis, in der Übersetzung oft auch als Getreide oder "Grobe Körner" bezeichnet.
Wem die Google-Übersetzung nun nicht reicht, der kann auch die professionelle Übersetzung von Deepl nutzen. Eine deutsche Software, die als das präziseste Übersetzungstool der Welt gilt. Hier sind allerdings noch nicht alle Sprachen verfügbar, die Software wird aber ständig erweitert.
Hierzu klickt man auf den Text-Button, um alle auf dem Bild gefundenen Texte hervorzuheben. Nun kann man einzelne Textabschnitte auswählen und in die Zwischenablage kopieren.
Ich habe in unserem Beispiel die Textzeile ganz oben markiert, rechts erscheinen Google-Suchergebnisse dazu nicht weiter verwunderlich in Chinesisch.
Deepl-Übersetzung
Den Text habe ich aus der Zwischenablage in die linke Spalte des Deepl-Übersetzers kopiert (www.deepl.com). In aller Regel erkennt Deepl selbst die Sprache, Sie können Ausgangs- und Zielsprache aber auch aus Listen auswählen. Rechts wird hier die Übersetzung ins Deutsche angezeigt. Zusätzlich bietet Deepl auch alternative Übersetzungen an, was oftmals sehr hilfreich sein kann.
Fazit
Was mit einem chinesischen Lebensmittelkupon möglich ist, gilt natürlich auch für jeden beliebigen Geldschein, dessen Bestimmung wegen einer für den Sammler nicht lesbaren Schrift fast unmöglich erscheint.
Ich habe als weiteres Beispiel eine israelische Banknote aus dem Jahr 1958 ausgewählt.
Der hebräische Text der Vorderseite wurde erkannt, was die Kennzeichnung durch die hellen Balken anzeigt.
In der Übersetzung erhalten wir nun alle Texte in Deutsch, inkl. der Titel zu den Unterschriften.
Diese Google-Funktionen eröffnen vielfältige Möglichkeiten für Sammler, nicht nur zur Bestimmung von Geldscheinen und Lebensmittelkupons, sondern auch für viele andere Sammelobjekte, wie z. B. Wertpapiere, Spendenbelege, Lose oder Briefmarken und Dokumente aller Art.
Interessant ist natürlich, dass man damit auch Texte lesen kann, die über die reine Bestimmung eines Scheins hinaus wichtige Zusatzinformationen bieten, wie z. B. zur Gültigkeit, Einlösbarkeit oder zur Strafandrohung bei Fälschungen.
Die Redaktion von Geldscheine-Online wünscht viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren und weiterhin Freude am Hobby!
Hans-Ludwig Grabowski
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