Unter Los-Nr. 1645 der 174. Auktion bei Dr. Reinhard Fischer versteckte sich eine kleine Sensation. Bis dahin unbekannte Entwürfe für eine Ausgabe der Bank Deutscher Länder wurden unter dieser Los-Nummer versteigert. Das Angebot bestand aus fünf einseitigen Entwürfe der Nominale 2, 5, 10, 20 und 50 Deutsche Mark.
Entwurf zu 2 DM, Format 125 mm x 55 mm, Druckfarbe Rot, ohne KN, Vs. links Hermeskopf, auf der rechten Seite ein Freifeld für ein Wasserzeichen, welches auf dem Vorlagekarton auch so beschriftet ist.
Entwurf zu 5 DM, Format 130 mm x 55 mm, Druckfarbe Braun, Serie und KN "0•1234567",
ähnlich dem Numerator der Reichsdruckerei, wie bei 5 Rentenmark von 1926 (DEU-209, Ros./Gra. 164) oder 5 RM von 1942 (DEU-220, Ros./Gra. 179). Vs. Links zwei Frauen, die Industrie (mit Hammer) und die Landwirtschaft (mit Ährenbündel und Sichel) darstellend.
Entwurf zu 10 DM, Format 140 mm x 70 mm, Druckfarbe Blau, Serie A und 7-stellige KN "0108669". Numerator wie bei Reichsbanknoten, Vs. Links teils unbekleidetete junge Frau, stilistisch ähnlich der Darstellung der Europa auf dem Stier (5 DM von 1948, BRD-1, Ros./Gra. 252). Fasereinlagen angedeutet, Vs. rechts Freifeld für ein Wasserzeichen. Die Guillochen unter den Wertzahlen haben bereits große Änhnlichkeit mit den
Guillochen der Bundesbank-Ausgabe BBk I.
Das Format ist fast identisch mit dem Zehner der Bank Deutscher Länder von 1948, der 140 mm x 67 mm groß ist.
Die Entwürfe stammen von Alfred Goldammer, der sie auch signiert hat und sie befanden sich in Kartonvorlagen. Sie sind teils gedruckt, partiell zusammengestellt wie eine Collage und teils handgezeichnet. Als Ausgabeort ist Berlin angegeben, wobei ein Ausgabejahr fehlt. Auf den Kartons wurde zwar handschriftlich "1946" vermerkt, das
passt aber nicht zur Angabe der Bank Deutscher Länder, die erst 1948 gegründet wurde.
Entwurf zu 20 DM mit weiblicher Allegorie auf Kartonvorlage.
Entwurf zu 50 DM mit Hermes auf Kartonvorlage.
Wahrscheinlich sind die Entwürfe 1949 für die Folgeausgabe des Kopfgeldes von 1948 entstanden, das ohne Bank- und Jahresangabe emittiert wurde. Auffallend ist auch die identische Farbgebung der Nominale mit der 1948 ausgegebenen "Kopfgeld-Serie".
Alfred Goldammer ist vor allem für Briefmarken bekannt und hat solche sowohl für die Reichspost als auch später für die Deutsche Bundespost entworfen. Hier als Beispiel
die Sondermarke von 1956 "100 Jahre Verein Deutscher Ingenieure (VDI)".
Zudem hat Alfred Goldammer auch Entwürfe für die Bundesbank-Serie BBk I vorgelegt, welche aber nicht zum Druck kamen. Siehe „Die D-Mark-Banknoten der Währungsreform in Westdeutschland und Westberlin1948“ von Michael H. Schöne, Seite 69, Entwurf zu 10-DM-Banknoten von Alfred Goldammer, Bundesdruckerei.
Jens Dobokay/Gerhard Stelzl
Ich vergaß zu erwähnen, dass die Länder schon 1945 und 1946 (wieder) gegründet wurden, eine Bank deutscher Länder (namnetlich) als Zentralbank sinnvoller war als eine Zentralbank Deutschlands.
Eine Frage stellt sich, inwieweit diese Entwürfe eventuell die Farb- und Formgebung der ABNC-Noten, die ja erst 1947 beauftragt wurden und in den Druck gingen, beeinflusst haben.
Sehr geehrte Herren Dobokay und Stelzl,
Ihre Einordnung der Entwürfe in das Jahr 1949 aufgrund der Notenbankbezeichnung "Bank Deutscher Länder" kann in Frage gestellt werden, da mit der Währungsreform von 1948 und der Schaffung der beiden parallelen deutschen Währungen und des Sonderstatus Berlins Berlin als Ausgabeort für die Westdeutsche Währung keine Option darstellte. Die Kennzeichnung der westdeutschen DM-Scheine mittels eines Bs für den Umlauf in Berlin ist ein Hinweis in diese Richtung. Das es sich um Proben der Sowjetadministration zur Einführung einer gesamtdeutschen Währung handelt, ist ebenso unwahrscheinlich. Die Entscheidung eines Westdeutschen Alleinganges bei der Währungsreform wurde nach dem Scheitern der Verhandlungen einer gesamtdeutschen Option Mitte 1947 von den Amerikanern getroffen, wobei die Gestaltung der Noten möglichst neutral gehalten wurde,…