Unerklärlich: 50 Pfennig von Baden 1947 mit 5-stelliger Kontrollnummer
- Michael H. Schöne
- 16. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Bis 1994 wurden die Kleingeldscheine des Landes Baden zu 5, 10 und 50 Pfennig[1] nur mit jeweils 6-stelligen Kontrollnummern katalogisiert. Obwohl die Bundesbank im Sachbuch[2] von 1965 schon einen 10-Pfennig-Schein mit 5-stelliger Kontrollnummer abbildete, wurden die Varianten mit 4,- 5,- und 6-stelligen Kontrollnummern der Serie A erst 30 Jahre später in Katalogen aufgeführt. Die Serien B, C und D haben jeweils nur 6-stellige Kontrollnummern.



Kürzlich wurde bei einem 50-Pfennig-Schein statt der üblichen 6-stelligen Kontrollnummer eine bisher unbekannte Variante mit nur 5 Ziffern bekannt und für 270 Euro verkauft.[3]
Und hier fehlt außerdem das Nummernzeichen! Erklärung: schwierig!
Bei den 10-Pfennig-Scheinen hatte der Drucker die Nummerierwerke zuerst 4-stellig eingestellt, indem man – wie man weiß – die ersten zwei Nummernräder herunterdrückte,
so dass sie im Druck nicht erschienen. Die 5-stellige Kontrollnummer entstand, nachdem die 9999 erreicht wurde und nur noch ein Ziffernrad versenkt war – und folglich mit 10000 weiter nummeriert wurde.
Übrigens: bei den Serie B, C und D wurde diese Verfahrensweise nicht angewandt; da existieren nur 6-stellige Kontrollnummern. So auch bei den Scheinen zu 5 Pfennig (Serien A, B und C) sowie zu 50 Pfennig (Serie A). Bekannt sind Exemplare von 50-Pfg.-Scheinen, bei denen die Kontrollnummern mit einer, zwei oder drei Nullen beginnen: bspw. 063628, 007050 oder 000400.



Wie ist der Geldschein mit 5-stelliger Kontrollnummer letztendlich zu beurteilen?
Der vorliegende Schein ist echt und zeigt wie allen anderen Ausgaben das einheitliche Wasserzeichen „Pro Valore“. Auch die Papiermaße und der Druck der Vorder- und Rückseite sind im Vergleich mit den Originalen identisch – ebenso die Typen und die Größe der einzelnen Ziffern. Was nicht stimmt und worauf es auch keine befriedigende Erklärung gibt, ist das Fehlen des Nummernzeichens. Der Serienbuchstabe A kann nicht als Plunger[4] gedient haben; er zeigt wie bei anderen Scheinen auch keine hundertprozentige Farbgebung. Die Abmessungen zwischen Serienbuchstabe und letzter Ziffer stimmen mit anderen Scheinen nicht überein. Trotz genauer Betrachtung – auch mit einem sog. Fadenzähler[5] – sind die für den Buchdruck typische haptische Wahrnehmung der Ziffern auf der Rückseite fast nicht auszumachen.

Fazit: der Schein mit 5-stelliger Kontrollnummer ist wohl kein Fehldruck und auch kein regulärer Schein. Ungewöhnlich ist der abweichende Stand der Kontrollnummer im Vergleich zu Originalen. Eine chemische bzw. manuelle Bearbeitung kann nicht ganz ausgeschlossen werden, denn drucktechnisch ist das Phänomen kaum erklärbar. Auffällig sind auch gewisse Unregelmäßigkeiten der roten Linien auf der gelben Unterdruckfläche im Bereich der Ziffern.
Ein interessanter Beleg zur Währungsgeschichte unter alliierter Besatzung ist der Schein allemal.
Michael H. Schöne
Anmerkungen:
Grabowski FBZ-1, -2 und -3 (Ros. 208, 209 und 210).
„Das Papiergeld im Deutschen Reich 1871–1948“ Frankfurt a. M. 1965 (KN A 27015).
Los 4203 der 167. Teutoburger Münzauktion, 8. März 2025.
Plunger, Zitat Wikipedia: „Über einen Druckpunkt, den Plunger, ein über der Schriftzeichenhöhe hinausragendes Zeichen, wird im Buchdruck die Ziffernfolge um jeweils eine Nummer weitergeschaltet. Es gibt vorwärts und rückwärts laufende Nummerierwerke.“
Fadenzähler, Zitat Wikipedia: „Im Druck- und Verlagswesen in der Druckvorstufe häufig zum Beurteilen von Druckvorlagen, an der Druckmaschine zur Raster- und Passerkontrolle.“
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