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AutorenbildUwe Bronnert

Unter grün-weiß-roter Fahne 1: Separatistenausgaben in der Rheinprovinz

Aktualisiert: 13. Nov. 2023

Im Zuge der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress gelangten 1815 das Rheinland und Westfalen an das im Kampf gegen die französische Expansion unter Napoleon letztendlich doch noch siegreiche Preußen. Von Anfang an bestanden gravierende Unterschiede in Kultur und Mentalität zwischen der katholischen Bevölkerung des Rheinlands und der preußisch-protestantischen Elite. Bismarcks Kulturkampf (1871 – 1878) verschärfte diese Gegensätze weiter. Noch 1918 empfand ein großer Teil der mehrheitlich katholischen Bevölkerung im Rheinland die mehr als einhundert Jahre andauernde Zugehörigkeit zu Preußen als „protestantische Fremdherrschaft“.


Die November-Revolution 1918 mit ihren Unruhen sowie die alliierte Besetzung des Rheinlands stellte eine ernste Gefahr für die Einheit des Reichs dar. Der französische Präsident Raymond Poincaré (* 20. August 1860 in Bar-le-Duc; † 15. Oktober 1934 in Paris) forderte den Rhein als französische Ostgrenze. Im Rheinland selbst machten sich Tendenzen breit, die eine Abtrennung von Preußen und die Schaffung einer Rheinisch-Westfälischen Republik forderten. Hinter dieser Idee steckte auch das Anliegen, das Übergewicht Preußens im Reich abzubauen. Einer der prominentesten Verfechter dieser Idee war zeitweise der Kölner Oberbürgermeister und spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer (* 5. Januar 1876 in Köln; † 19. April 1967 in Rhöndorf). Im Dezember 1918 trat er für die Schaffung eines Weststaates innerhalb des Reichsverbands ein. Als sich andere rheinische Bürgermeister hiergegen aussprachen, verabschiedete er sich im Laufe des Frühjahrs 1919, wie auch andere Zentrumspolitiker, von dem Plan.


Auch im ehemals nassauischen Gebiet war eine ähnliche Entwicklung zu verzeichnen.[1]

Im Protokoll der Stadtverordnetenversammlung von Montabaur vom 31. Januar 1919 ist zu lesen:

„Die Stadtverordnetenversammlung steht auf dem Standpunkt, dass die Einheit des Deutschen Reiches geachtet werden muss. Sollte dies sich aber nicht erreichen lassen und das Deutsche Reich in einzelne Staaten zerfallen, so wünscht die Versammlung Anschluss an die Rheinisch-Westfälische Republik.“[2]

Am 1. Juni 1919 rief der ehemalige Staatsanwalt Dr. Hans Adam Dorten (* 10. Februar 1880 in Endenich; † April 1963 in Nizza, Frankreich) mit Unterstützung des französischen Generals Charles Mangin (* 6. Juli 1866 in Sarrebourg, Frankreich; † 12. Mai 1925 in Paris) in Wiesbaden die „selbstständige Rheinische Republik“ innerhalb des Deutschen Reiches aus, sie schloss auch Rheinhessen, Nassau, Birkenfeld und die bayrische Rheinpfalz ein. Der dilettantische Putschversuch scheiterte nicht zuletzt an der ablehnenden Haltung der Bevölkerung und der Verwaltung. Massendemonstrationen und Streiks in den rheinischen Städten zwangen Dorten und seine Anhänger, das Regierungsgebäude in Wiesbaden unter französischen Geleitschutz wieder zu verlassen. Aufgrund breiter Proteste in Speyer war auch der von General Augustin Grégoire Arthur Gérand (* 2. November 1857 in Dunkerque, Frankreich; † 2. November 1926 in Chateau-Gontier, Frankreich) geförderten „Freien Pfalz“ kein Erfolg beschieden.


Als die deutschen Reparationszahlungen ausblieben, besetzten im Januar 1923 französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet. Die Reichsregierung rief ihre Beamten zum passiven Widerstand auf. Arbeiter und Angestellte der Bergwerke und Hütten solidarisierten sich, sodass alle Räder stillstanden. Die daraufhin einsetzende galoppierende Inflation machte den Menschen ebenso zu schaffen wie Arbeitslosigkeit, Hunger und soziales Elend.


Abb. 1: Proklamation der unabhängigen Rheinischen Republik[3]


Nun sah Dorten seine Stunde für einen erneuten Anlauf gekommen. Er geriet jedoch unter Zugzwang, als völlig unerwartet am 21. Oktober 1923 bewaffnete Separatisten mit Rückendeckung der belgischen Besatzer unter der Leitung des Industriellen Leo Deckers das Rathaus von Aachen stürmten. Die Proklamation der "Rheinischen Republik" löste in Aachen Tumulte aus und es kam zu Straßenkämpfen. Wie Metastasen breiteten sich die separatistischen Aufstände im besetzten Rheinland aus. Auch in Duisburg, Jülich, Mönchengladbach, Bonn, Wiesbaden, Mainz und anderen Städten ergriffen die Sonderbündler die Initiative.


Abb.2: Das besetzte Rheinland mit Ausgabeorten von Separatistengeld (Rot gekennzeichnet).



Dorten, der führende Vertreter der Bewegung, besetzte mit Gleichgesinnten am 23. Oktober das Koblenzer Schloss. Eine Regierung wurde gebildet und Joseph Friedrich Matthes (* 10. Februar 1886 in Würzburg; † 9. Oktober 1943 im Konzentrationslager Dachau) zum „Ministerpräsident“ bestimmt. Der französische Hochkommissar und Präsident der Rheinlandkommission, Paul Tirard (* 2. Juni 1879 in Nogent-le-Rotrou; † 23. Dezember 1945), erkannte die Herrschaft der Separatisten am 26. Oktober als legitime Regierung an, obwohl sich ihre Macht im Wesentlichen auf die französischen Bajonette stützte.


Abb. 3: Die Mitglieder der Regierung der Rheinischen Republik in Koblenz.[4]


Namen der vorderen ganz sichtbaren Personen von links nach rechts:

Kohl (Zahlmeister) - Beigeordneter Hausen – Prüm - Oehmen, Koblenz - Koch-Peiffer, Kreis Schleiden - Dr. Kremers. München-Gladbach - Matthes - Rechtsanwalt Dr. Wolterhoff, Düsseldorf - Hektor, Chef der Heeresleitung – Leidner - unbekannt.

Namen der hinteren Köpfe von links nach rechts: Simon, Frauenstadt - Architekt Marx, Trier – unbekannt - Dr. Klein. ?, Schlosskommandant ?., Leiter der Koblenzer Polizei - Lehrer Pütz, Boppard.

Die "Machtergreifung" in den rheinischen Städten lief fast überall nach dem gleichen Drehbuch ab. Beispielhaft mag dies am Ablauf in Duisburg gezeigt werden. In der Regel verstärkten auswertige Separatistentrupps, die mit der Bahn oder per Lkw anreisten, die örtlichen Sympathisanten. Mitglieder des „Rheinischen Unabhängigkeitsbunds“ besetzten das Rathaus, hissten die grün-weiß-rote Fahne und riefen am 22. Oktober die „Rheinische Republik“ aus. Belgische Besatzung und Separatisten entwaffneten die reguläre Polizei.

Die Stadtverwaltung wurde abgesetzt und ein Herr Engel machte sich zum Oberbürgermeister Duisburgs. Die Bevölkerung erfuhr wenig später durch Plakate von der soeben erfolgten „Befreiung vom preußischen Joch“.


Die Reichsregierung stellte ihre Zahlungen an die von Separatisten besetzten Kommunen ein und verbot der Bevölkerung, Steuern an diese zu zahlen. Somit standen ihnen die üblichen Geldquellen der Verwaltung nicht zur Verfügung. Wie auch anderswo – wandte man sich an die Sparkasse und verlangte die Auszahlung von Bargeld. Da diese jegliche Zahlung verweigerte, erschienen in der Nacht zum 27. Oktober uniformierte Separatisten in der Druckerei der Volksstimme, in der das städtisches Notgeld gedruckt wurde, um mit dem Hinweis auf die notwendigen Zahlungen an die Erwerbslosen Geld zu requirieren. Zunächst gelang es den Arbeitern die Druckerei zu verteidigen. Doch später drang ein Trupp über die Dächer ein. Allerdings fielen den Eindringlingen keine fertigen Scheine in die Hände. Lediglich halbfertige Bogen des 10-Milliarden-Mark-Scheins wurden erbeutet. Im Rathaus wurden sie dann durch Aufdruck aufgewertet, geschnitten und ausgegeben:


  • 25 Milliarden Mark, 25.9.1923, alter Wert ist dick schwarz durchbalkt, Überdruck „25 Milliarden“;

  • 50 Milliarden Mark, o. D., roter Überdruck „50 Milliarden“;

  • 50 Milliarden Mark, roter Überdruck „50 Milliarden“ sowie unten „26.10.1923“ und „Engel“;

  • 100 Milliarden Mark, o. D., schwarzer überdruck;

  • 10 Milliarden Mark, ohne jeden weiteren Überdruck.


Abb. 4: Stadt Duisburg, 50 Milliarden Mark mit Datum (26. Okt. 1923) und Engel, Vorderseite, Rückseite unbedruckt.


Abb. 5: Stadt Duisburg, 50 Milliarden Mark, ohne Datum, Vorderseite, Rückseite unbedruckt.


Die rechtmäßige Stadtverwaltung warnte in Flugblättern und Zeitungsanzeigen vor der Annahme dieser Gutscheine und Kaufleute weigerten sich das Geld anzunehmen. Daraufhin verordnete die vorläufige Regierung der Rheinischen Republik am 29. Oktober, dass

„das von der rheinischen Stadtverwaltung Duisburg ausgegebene neue Notgeld .. als rechtsgültiges Zahlungsmittel im Stadtbezirk Duisburg überall in Zahlung zu nehmen [ist].“ Bei Weigerung wurden hohe Strafen angedroht. „Die Verordnung bewirkte, dass viele Geschäftsleute ihre Waren verschenkten, um auf die hochwertigen nutzlosen Scheine nicht noch gültiges Wechselgeld herausgeben zu müssen.“[5]


Bereits am 29. November verloren die Franzosen und Belgier ihr Interesse an der „Herrschaft“ der Duisburger Separatisten, zu stark war der Widerstand der Bevölkerung.


Ähnlich waren die Verhältnisse in Berncastel. Auch hier verweigerte die Kreissparkasse die Zahlung. Daraufhin stürmte man die Kasse und bemächtigten sich eines Teils der 50-Milliarden-Gutscheine. „Wenige Tage später, als das Geld, das pro Schein nur etwa 5 Pfennig wert war, ausgegeben war, beschlagnahmten die Separatisten die Druckplatte in der Druckerei Oberhoffer und zwangen den Drucker, neue 50-Milliardenscheine anzufertigen, die sogenannten ‚Separatistenschein‘.“. Sie unterscheiden sich von den echten durch blasseren Druck, durch Kontrollnummern über 10.000 und durch das Fehlen des Kreissiegels. … Nach dem selbsternannten ‚Landrat‘ namens Waldkönig wurden diese Scheine auch WK-Rubel genannt.“[6] Ab 3. Dezember 1923 war Berncastel wieder separatistenfrei.


Abb. 6.1: Berncastel, Kreis, 31. Oktober 1923, 50 Milliarden Mark, KN über 10.000, Vorderseite.


Abb. 6.2: Berncastel, Kreis, 31. Oktober 1923, 50 Milliarden Mark, KN über 10.000, Rückseite.


In Crefeld beschlagnahmten die Aufständischen 509.200 Stadtgeldscheine zu je 10 Milliarden in der Druckerei Worms & Lüthgen.[7] Hierbei dürfte es sich um den folgenden Schein gehandelt haben:


Abb. 7: Separatistenführer Böse hält in Krefeld vom Balkon des eben besetzten Rathauses eine Ansprache an seine Truppe.[8]

Abb. 8.1: Crefeld, Stadt, 15. Oktober 1923, 10 Milliarden Mark, Vorderseite.


Abb. 8.2: Crefeld, Stadt, 15. Oktober 1923, 10 Milliarden Mark, Rückseite.


Seit dem 22. Oktober 1923 hatten die Separatisten das Sagen in Düren. Erst in der Nacht zum 23. Februar 1924 verschwanden die letzten aus der Stadt. Bereits am 17. Januar hatte der Beigeordnete Schmitz die grün-weiß-rote Fahne vom Balkon des Rathauses eingeholt.

Auch in Düren beschlagnahmten die Sonderbündler bei der Sparkasse städtisches Notgeld. Diese und eine weitere bei der Druckerei Hoesch & Orthaus geraubte Summe reichten jedoch gerade einmal aus, um 50 Erwerbslose auszuzahlen. Daher versuchten sie in den Besitz der Druckplatten für das Notgeld zu kommen. Als dies nicht gelang, emittierte man eigenes Notgeld in den Wertstufen 10, 25 und 50 Milliarden Mark. Überschrieben sind sie mit „Notgeld des Kreises Düren“, darunter die Wertangaben, gefolgt von dem vierzeiligen Text „umlauffähig im ganzen Gebiet der Rheinischen / Republik. Im Kreis Düren muß dieses Geld an- / genommen werden. Zuwiderhandlungen werden / bestraft.“ Dann „Düren, den 29. Oktober 1923. / Der Bezirkskommissar / Klevinghaus.“ Zur Bestätigung der Rechtmäßigkeit folgt dreizeilig „Dieses Notgeld ist seitens der vorläufigen Regierung der / Rheinischen Republik genehmigt. / Matthes. Dr. Kremers. Dr. Wolterhoff.“ Im Unterdruck das Stadtwappen von Düren und auf dem linken Schaurand die sechsstellige Kontrollnummer, wobei Scheine mit der „No 000011“ aus einem speziell angefertigten Gedenkbuch stammen.


Abb. 9.1: Düren, Kreis, 29. Oktober 1923, 25 Milliarden Mark, Vorderseite.


Abb. 9.2: Düren, Kreis, 29. Oktober 1923, 25 Milliarden Mark, Rückseite.


Abb. 10: Düren, Kreis, o. D., 100 Milliarden Mark, Vorderseite. Rückseite unbedruckt.


Die weiteren Scheine zu 5, 10, 25, 50 und 100 Milliarden Mark nennen weder den Emittenten noch ein Ausgabedatum, sondern nur den Wert, sowie auf dem Schaurand die sechsstellige Kontrollnummer und in einem Kasten: „Umlauffähig in den Regierungsbezirken / Aachen und Köln / Gültig bis 1. April 1924“. Einzig das Stadtwappen von Düren im Unterdruck gibt Auskunft über die Herkunft.

Auf Befehl der belgischen Regierung mussten die Separatisten nach fast vierzehntägigem blutigem Kampf Aachen verlassen und auch in Jülich, M.-Gladbach, Rheidt, Erkelenz und anderen Orten wurden sie „abgeschoben“, so dass eine nach Tausenden zählende Streitmacht ins Mittelrheingebiet zog. Nach einer relativ harmlosen Gastrolle in Bonn bewegten sich Teile der separatistischen Rheinlandwehr in den Raum Andernach – Koblenz. In der Zeit vom 6. – 8. November 1923 requirierten sie besonders Großvieh in Maria-Laach und auf dem Alker Hof bei Brohl. Am 9. November kreuzte ein Mordkommando im Ort auf, plünderte wie zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs und erschoss zwei Dorfbewohner. In Linz drangen Sonderbündler am 10. November ein und setzten Bürgermeister Pieper ab. Später wurde das Rathaus in bemerkenswerter Weise demoliert. Auf dem Seiferhof (Gemeinde Vettelschoß) beschlagnahmten sie am 12. November Mengen von Lebensmitteln sowie Wertsachen. In Honnef verschafften sie sich zur Nachtzeit gewaltmäßig Zutritt zum Rathaus und am 14. November zogen sie die grün-weiß-rote Fahne auf. Zeitgenossen berichten von rücksichtslosen Räubereien im Amt Unkel, von Plünderungen in Haanenburg bei Bruchhausen, über furchtbare Rachetaten in Rheinbreitbach und zahlreiche andere Gräueltaten.


Im Siebengebirge war die Bevölkerung nicht gewillt, dem Treiben des räuberischen und mörderischen Gesindels tatenlos zuzusehen. In fast allen gefährdeten Orten bildeten sich Selbstschutzverbände, die sich aus verborgenen Quellen zunehmend bewaffneten. Angehörige des Postamtes in Honnef belauschten ein Telefongespräch, nach dem am

15. November ein Ort des hinteren Siebengebirges überfallen werden sollte. Am Morgen des 16. November 1923 setzten die Separatisten ihren Marsch fort, um den Weg zur Kreisstadt Siegburg zu öffnen. In Aegidienberg (Stadtteil von Bad Honnef) kam es zur Entscheidungsschlacht. Die Zahl der Toten und Verwundeten dieses Kampfes konnte nicht genau festgestellt werden. Französischen Zeitungen berichteten von 120 Getöteten und Verwundeten. Der Führer der Separatisten, Rang, zählte über sechzig Tote. Damit endete die Separatistenherrschaft am Mittelrhein.[9]

In Andernach gelangten zwei Gutscheine für Lebensmittel in Umlauf, die entweder das Stadtsiegel oder den Stempel der Stadtkasse tragen. Nach Keller druckten die Separatisten in Andernach und Mayen Stadtgeld für über 100.000 Billionen Mark.[10]


Abb. 11.1: Andernach, Stadt, 27. Oktober 1923, 5 Milliarden Mark, Vorderseite.


Abb. 11.2: Andernach, Stadt, 27. Oktober 1923, 5 Milliarden Mark, Rückseite mit Stempel: Barmer Bank …

Abb. 12: Andernach, Stadt, 3. November 1923, 20 Milliarden Mark, Vorderseite. Rückseite unbedruckt.


Überhaupt gab der separatistische Landrat des Kreises Mayen Schlich zahlreiche Notgeldscheine aus: Mit Datum vom 2. November 1923 die Werte zu 1, 5 und 2 Billionen Mark und mit dem Datum 6. November 1923 Scheine zu 20, 50 und 100 Milliarden Mark sowie einer und 10 Billionen Mark.

Abb. 13: Mayen, Kreis, 6. November 1923, 50 Milliarden Mark, Vorderseite. Rückseite unbedruckt.


Abb. 14: Mayen, Kreis, 6. November 1923, 100 Milliarden Mark, Vorderseite.

Rückseite unbedruckt.


Am 24. Januar 1924, abends gegen 22 Uhr, wurde Wilhelm Schlich auf der Niedermendiger Fallerstrasse am Grundstück über der ehemaligen Gaststätte „Zum letzten Heller“ erschossen. Der oder die Täter wurden nie ermittelt.


Im Süden des Regierungsbezirkes Coblenz besetzten am 26. und 27. Oktober 1923 die Separatisten alle öffentlichen Gebäude in Kreuznach. Die Kreiskasse versuchte ihre Geschäfte bargeldlos abzuwickeln, um nicht das von den Separatisten gedruckte Notgeld verwenden zu müssen. Nach Keller wurde der Schein zu einer Billion Mark von den Separatisten ausgegeben. Die Stadt Kreuznach musste später für 160.000 Billionen Mark Separatistengeld einlösen.


Abb. 15: Kreuznach u. Meisenheim, Kreise und Stadt Kreuznach, 15. Oktober 1923,

1 Billion Mark, Vorderseite. Rückseite unbedruckt.


Uwe Bronnert


Anmerkungen [1] Nachdem das Herzogtum Nassau den Deutschen Krieg 1866 an der Seite Österreichs verloren hatte, wurde es von Preußen annektiert und bildete zusammen mit der Stadt Frankfurt den Regierungsbezirk Wiesbaden. [2] Zitiert nach Walter Kalb, Montabaur im Weltkrieg 1914 bis 1918 und in der Besatzungszeit, Montabaur 1930, S. 45.

[3] Prof. Dr. Karl Rembert, Der Separatistenspuk in Krefeld 1923, Erinnerungsblätter, gesammelt im Auftrag des „Arbeitsausschusses der Rathausverteidiger“. 1933, S. 44.

[4] Ebenda, S. 12.

[5] Heinz Hohensee, Duisburger Notgeld, Duisburger Forschungen Band 28, Duisburg 1980, S. 64.

[6] Gerd Bayer, Notgeld von 1918 – 1923 und 1947 im Gebiet des heutigen Kreises Bernkastel-Wittlich, Kleine numismatische Reihe der Trierer Münzfreunde e. V. Band 9, Bausendorf 1994, S. 29.

[7] Prof. Dr. Karl Rembert, S. 43.

[8] Ebenda, S. 30.

[9] Die Separatistenschlacht im Siebengebirge 1923. <http://www.oberpleis.com/vmuseum/historie/zeige_objekt.php?auswahl=3480&suche=&reihe=-3480-671-871-836> (06.06.2016).

[10] Dr. Arnold Keller: Das Notgeld der deutschen Inflation 1923, S. 47 Kat.-Nr. 97 g und h.

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