Unmittelbar nach der Besetzung Deutschlands durch die Truppen der vier alliierten Siegermächte am Ende des Zweiten Weltkriegs gaben sie mitgeführtes Besatzungsgeld aus. Im Westen wurden von der US Army, der British Army of the Rhine und der franz. 1ere Armée die in Boston/Mass. gedruckten Scheine ausgegeben; in der Mitte Deutschlands gab die Rote Armee die anfangs in Krasnokamsk/Ural und später in Moskau hergestellten Scheine in Umlauf, während die deutschen Gebiete östlich von Oder und Neiße unter polnische bzw. sowjetische Verwaltung gestellt und die deutsche Bevölkerung vertrieben wurde.
Insgesamt erhöhte sich dadurch der schon große Bargeldumlauf an Rentenbankscheinen und Reichsbanknoten in Höhe von geschätzten 73 Mrd. Renten- bzw. Reichsmark um mehr als 12 Mrd. „Alliiertenmark“.
Gedruckt wurden die Scheine zu 20, 50, 100 und 1000 Mark im Dollarschein-Format, die zu ½, 1 und 5 Mark waren in der Breite halb so groß und die 10-Mark-Scheine waren etwa dreiviertel so lang. Es ist kein Wunder, dass kriminelle Fälscher sich an der Nachahmung von Besatzungsgeld versuchten; die Scheine waren leicht zu fälschen, da sie im Offsetdruck hergestellt wurden und sehr anfällig für Fälschungen waren.
Abb. 1: 20 Mark 1944, Vs., USA-Druck mit Druckerzeichen F = Forbes Lithograph Manufacturing Co. Boston, echte Standardnote.
Abb. 2: 100 Mark 1944, Vs., UdSSR-Druck ohne Druckerzeichen = Goznak-Druckerei Krasnokamsk, echte Standardnote.
Seit 1946 wurden in allen Besatzungszonen und in der Viersektorenstadt Berlin Druckfälschungen angehalten, die mehr oder weniger gut gelungen waren. Es tauchten vor allem falsche 100-, seltener falsche 50-Mark-Scheine auf.
Abb. 3: 100 Mark 1944, Vs., falsch/ohne Druckerzeichen mit Stempel „Falsch“ auf Vs. und Rs.
Abb. 4: 100 Mark 1944, Vs., falsch/ohne Druckerzeichen; diese Fälschung zeigt eine unpassende Kontrollnummer, die in den Zahlenkreisen der Originale nicht vorkommen kann: die 8-stelligen Kontrollnummern wurden nur im Bereich von –35000001 bis –99999999 gedruckt – die schlecht gedruckte KN –34535371 lag wenig unter der Start-Kontrollnummer und die fehlende linke obere Ecke ist evtl. ein Hinweis auf eine Papierprobe des Scheins.
Fälschungen wurden nicht nur von „Fachleuten“ produziert, auch „Laien-Fälscher“ versuchten sich an Falschgeld: nicht an Druckfälschungen, sondern an Verfälschungen. Das waren vor allem Manipulationen von echten 20-Mark-Scheinen, die durch grafische Veränderungen auf 100 Mark verändert und dadurch „erhöht“ wurden. Seltener sind 20-Mark-Scheine, die man in verfälschte 1000-er „aufgewert“ hat.
Aussagekräftig hierzu ist eine amtliche Informationen zu gefälschten und verfälschten Militärmarkscheinen, eine Mitteilung aus Karlsruhe an alle Sparkassen in Nordbaden vom Januar 1948:
Abb. 5: Rundschreiben des südbadischen Sparkassen- und Giroverbandes in Engen
vom 15. Januar 1948 über die Mitteilung des Berliner Stadtkontors an die LZB Baden
in Freiburg – Reg. II/13 – R.A Nr. 1.
Abb. 6: verfälschter 20-Mark-Schein 1944, Vs., auf 1000 Mark „erhöht“, Original: Goznak-Druckerei Krasnokamsk.
Häufiger wurden jedoch auf 100 Mark verfälschte 20-Mark-Scheine angehalten. Das wird bspw. auch in einem undatierten Schreiben von U.S. Colonel H. D. Cragon, Leiter der Currency Branch, Finance Division, bestätigt: ... a small number of raised Allied Military Marks has been detected and investigations are being conducted. ... Eine Verfälschung aus dieser Zeit wurde auch an die Finanzabteilung der US-Militärregierung Bayern gemeldet:
Abb. 7: Mitteilung vom 7. Januar 1948 von U.S. Col. W. G. Brey, FED-Chef (Frankfurt a. M.).
Wie die Banken und Kassen in der US-amerikanischen Besatzungszone mit angehaltenen gefälschten und verfälschten Scheinen umgehen sollte, beschreibt die Bekanntgabe der Währungsabteilung der US-Militärregierung, APO 757 Frankfurt a. M.: „Gefälschte und verfälschte Allied Military Mark-Banknoten sind gegen Quittung zu akzeptieren und alle bekannten Details zur Quelle zu vermerken. Die Quellen der Hinweise sollen umgehend von den deutschen Polizeibehörden auf mögliche strafrechtliche Aspekte untersucht werden.“
In den anderen drei Besatzungszonen und Besatzungssektoren wurde höchstwahrscheinlich ebenso verfahren.
Abb. 8: Bescheinigung vom 14. Juni 1948 über einen 100-M-Schein. Bei dem als Makulaturnote bezeichneten Schein handelt es sich jedoch um eine Verfälschung aus einem 20-M-Schein.
In Sammlungen gibt es einige Beispiele von verfälschten 20-Mark-Scheinen; auch Zwischenstufen der einzelnen Arbeitsgänge sind nachweisbar. Interessant ist, dass manche Fälscher sich nicht die Mühe machten, die Orginalaufdrucke "ZWANZIG MARK" in "HUNDERT MARK" abzuändern!
Die Qualität der Verfälschungen war sehr unterschiedlich, meistens jedoch so unzureichend, dass sie bald entdeckt wurden. Schon im Herbst 1947 nahmen die Verfälschungen große Ausmaße an; deshalb wiesen die Reichsbankstellen alle Banken und Kassen an, ab Oktober 1947 statt 20-Militärmark-Scheinen nur noch 20-Reichsmark-Banknoten auszugegeben.
Wie die folgenden Beispiele zeigen, wurden sowohl die US-amerikanischen Originaldrucke als auch die sowjetischen Ausgaben verfälscht. In Naunhof südöstlich von Leipzig wurde 1947 eine ganze Fälscherwerkstatt ausgehoben; andere Orte sind bisher nicht bekannt geworden.
Abb. 9: 20-M-Schein 1944, US-amerikanischer Druck, Vorstufe einer Verfälschung.
Abb. 10: 20-M-Schein 1944, sowjetischer Druck, unfertige Verfälschung zu 100 Mark.
Abb. 11: 20-M-Schein 1944, sowjetischer Druck, schlechte bzw. unfertige Verfälschung
zu 100 Mark.
Abb. 12: 20-M-Scheinn 1944, sowjetischer Druck, schlechte Verfälschung zu 100 Mark, mit Stempel „Falsch“ gekennzeichnet.
Abb. 13: 20-M-Scheinn 1944, sowjetischer Druck, mangelhafte Verfälschung zu 100 Mark, zweifach "ZWANZIG MARK" nicht abgeändert.
Verfälschte 20-Mark-Scheine beider Ausgaben wurden bisher mit folgenden Kontrollnummern gemeldet:
Sowjetische Ausgaben: –50007975, –50091446, –68367031, –68705533, –72425690, –90722955, –92434211, 103115463, 104290378 und 107036485;
US-amerikanische Ausgaben: 027327103, 031784666, 038576675 und 050007975.
Michael H. Schöne
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