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AutorenbildMichael H. Schöne

Vor 100 Jahren: Einführung der ersten Reichsmark-Banknoten

Nach dem für das Deutsche Reich verlorenen Ersten Weltkrieg und der sich anschließenden gigantischen Reparationsforderungen und der Inflation musste für das Land eine neue, stabile und weltweit konvertierbare Währung geschaffen werden: die Reichsmark.

Vor 100 Jahren!


Das Bankgesetz vom 30. August 1924 [1] wurde von Reichspräsident Ebert, von Reichswirtschaftsminister Hamm und vom Reichsminister der Finanzen Dr. Luther unterzeichnet. Damit erlangte die Reichsbank nach Paragraph 2 des Bankgesetzes das Recht zur Ausgabe von Reichsbanknoten auf die Dauer von 50 Jahren. Die neue Währung lautete auf Reichsmark, geteilt in 100 Reichspfennig. Die Übergangswährung der Rentenbank war weiterhin umlauffähig: 1 Rentenmark = 100 Rentenpfennig. Abgekürzt wurde die neue Währung mit RM in einer Art Schreibschrift und hatte einen Wechselkurs von 1,0 Bio. Mark =

1 Reichsmark. Gleichzeitig erhielten vier Privatnotenbanken ebenfalls das Recht zur Ausgabe von Reichsmark-Banknoten: die Badische Bank, die Bayerische Notenbank, die Sächsische Bank zu Dresden und die Württembergische Notenbank.


Durch den Tod Rudolf Havensteins am 20. November 1923 war die Stelle des Reichsbankpräsidenten vakant. Zuvor wurde am 12. November 1923 Dr. Hjalmar Schacht zum Reichswährungskommissar ernannt und am 18. Dezember 1923 hatte ihn der Reichsrat zum Reichsbankpräsidenten vorgeschlagen. Vier Tage später billigte das Reichskabinett diesen Vorschlag und Reichspräsident Friedrich Ebert ernannte Dr. Schacht am selben Tag zum Präsidenten des Reichsbankdirektoriums. Die Berufung Schachts war jedoch umstritten.[2] Folgende Mitglieder im Reichsbankdirektorium waren die RB-Direktoren Dr. (Horace Greeley) Hjalmar Schacht, (Carl Ludwig Bernhard) Kauffmann, (Carl Otto) v. Grimm, Schneider, (Dr. Arnold) Budczies, (Bruno) Bernhard, (Otto) Seiffert, (Wilhelm) Vocke, (Karl) Friedrich, (Richard) Fuchs und P(aul) Schneider, deren Unterschriften faksimiliert auf die RB-Noten gedruckt wurden.

Am 8. November 1924 erfolgte die Bekanntmachung über die Ausgabe der Reichsmark-Banknoten zu 10, 20, 50 und 100 RM und deren Beschreibung. Die Beschreibung des Tausenders erfolgte ein Vierteljahr später.


Abb. 1: Bekanntmachung im „Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger“

Nr. 265 vom 8. November 1924 – insgesamt wurden 25.472.000 Banknoten im Gesamtwert von 4,946 Mrd. Reichsmark als Erstauflage bei der Reichsdruckerei gedruckt.


Abb. 2: Beschreibung der neuen 10-RM-Banknoten; im Text wird auf

das Bildnis eines Holbein-Gemäldes hingewiesen – deshalb bezeichnet

man die Ausgaben von 1924 als „Holbein-Serie“.


Abb. 3: 10 Reichsmark 11. Oktober 1924, Vs., mit Ausschnitt des Gemäldes „Kaufmann

Derich Born“ von Hans Holbein d. J. (Bayerische Staatsgemäldesammlungen München).


Abb. 4: 10 Reichsmark, Rs., insgesamt wurden 340,0 Mio. Banknoten gedruckt.


Abb. 5: 10- und 20-RM-Banknoten kommen mit der Perforation „Wertlos“ und „Reichsbank“ vor – von allen Musterscheinen der 1924-er Banknoten existieren perforierte Exemplare mit kyrillischen Buchstaben „БНБ“ = Българска народна банка/ Bulgarische Nationalbank.


Abb. 6: die Beschreibung der neuen 20-RM-Banknoten enthält Angaben

über die Abmessung des Scheins und die Druckfarbe der Nummerierung.


Abb. 7: 20 Reichsmark 11. Oktober 1924, Vs., abgebildet ist ein Ausschnitt

des Holbein-Gemäldes seiner Ehefrau Elsbeth Schmidt-Holbein (Kunstmuseum Basel).


Abb. 8: 20 Reichsmark, Rs., insgesamt wurden über 250,0 Mio. Banknoten gedruckt.


Abb. 9: die Beschreibung der neuen Banknoten zu 10 bis 100 RM nennt

ein Wasserzeichen nicht; es ist ein fortlaufend übereinderliegendes Siegel mit der

oberen Umschrift „REICHSBANK“ und dem stilisierten Reichsadler in der Mitte und ist

auf allen 1924-er Reichsbanknoten in der Durchsicht erkennbar (nur in der Beschreibung

des 1000-RM-Scheins wird auf ein Wasserzeichen hingewiesen).


Abb. 10: wie aus der Beschreibung ersichtlich, wurden die neuen Banknoten

mit sog. Irisdruck hergestellt – gedruckt wurden die Banknoten im Buchdruck.


Abb. 11: 50 Reichsmark 11. Oktober 1924, Vs., abgebildet ist ein Ausschnitt des Holbein-Gemäldes „Junger unbekannter Mann“ (Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien).


Abb. 12: 50 Reichsmark, Rs., insgesamt wurden 46,0 Mio. Banknoten gedruckt.


Die ersten Reichsbanknoten zu 10, 20 und 50 RM wurden nach dem 16. November 1924 in Umlauf gegeben. Es folgten die Ausgabe zu 100 RM am 4. Dezember 1924 und zu 1000 RM erst am 13. Februar 1925. Sie hatten alle das einheitliche Datum des 11. Oktober 1924. Die vier Privatnotenbanken ließen 50 und 100-RM-Scheine drucken.


Abb. 13: 50 Reichsmark, Vs., der Badischen Bank wurde zugestanden,

dass sie zur Ausgabe von Banknoten in Höhe von 27,0 Mio. RM berechtigt war;

100-RM-Banknoten wurden nicht hergestellt.


Abb. 14: 50 Reichsmark, Vs., die Bayerische Notenbank durfte Banknoten in Höhe von

70,0 Mio. RM ausgeben; 100-RM-Banknoten mit Datum 11. Oktober 1924 wurden ebenfalls gedruckt, wie auch eine Folgenote zu 50 RM mit Datum 1. September 1925.


Abb. 15: 50 Reichsmark, Vs., zusammen mit der 100-RM-Banknote gab die Sächsische Bank zu Dresden beide Scheine mit dem von der Reichsbank vorgegebenen Datum 11. Oktober 1924 aus, auch hier war die erlaubte Druckmenge von 70,0 Mio. RM festgelegt.


Abb. 16: 50 Reichsmark, Vs., nach den Ausgaben zu 50 und 100 RM von 1924

gab die Württembergische Notenbank eine weitere 50-RM-Banknote mit dem Datum

1. August 1925 in Umlauf; die fertiggestellten Banknoten zu 50 RM mit Datum 1. Oktober 1930 kamen jedoch nicht mehr in Umlauf – 700 Pakete mit insgesamt 19,0 Mio. RM wurden im April 1945 vernichtet; lediglich 20 Exemplare wurden mit senkrechter Lochung bzw. mit Aufdruck „MUSTER“ versehen.


Abb. 17: in der Beschreibung der neuen 100-RM-Banknoten werden auch

die ins Banknotenpapier eingelassenen farbigen Fasern auf dem linken Schaurand der Vorderseite genannt – die Fasern unterscheiden sich farblich bei den jeweiligen Wertstufen.


Abb. 18: 100 Reichsmark 11. Oktober 1924, Vs.,

abgebildet ist ein Ausschnitt des Holbein-Gemäldes und zeigt das

„Bildnis einer englischen Dame“ (Gemäldegalerie, Kunsthistorisches Museum Wien).


Abb. 19: 100 Reichsmark, Rs., insgesamt wurden über 30,0 Mio. Banknoten gedruckt.


Abb. 20: in der Beschreibung der neuen 1000-RM-Banknoten wird auf die

„gemusterte Blindprägung“ im Schaurand hingewiesen; darin befindet sich –

wie bei den anderen Banknoten auch – der „Ausfertigungs-Kontroll-Stempel“.



Abb. 21: 1000 Reichsmark 11. Oktober 1924, Vs.,

abgebildet ist ein Ausschnitt des Holbein-Gemäldes, dass den Kaufmann Hermann Hillebrandt Wedigh zeigt (Gemäldegalerie, Staatliche Museen zu Berlin).


Abb. 22: 1000 Reichsmark, Rs., insgesamt wurden 1,8 Mio. Banknoten gedruckt.


Ein Vierteljahr nach Ausgabe der ersten Reichsmark-Banknoten wurden alle Reichsbanknoten, die vor dem 11. Oktober 1924 ausgegeben wurden, zur Einziehung aufgerufen. Ab 6. Juni 1925 wurden solche Banknoten ungültig; interessant ist der Passus „Noten in Abschnitten unter 10 Milliarden Mark sollen nur in Gebinden und in einem durch

10 Milliarden teilbaren Betrage eingereicht werden.“ Die Einlösemöglichkeit der 1923-er Banknoten im Kurs von 1 Billion Papiermark = 1 Reichsmark ist Ursache der heute auf dem Sammlermarkt selten vorkommenden Billionenscheine.


Abb. 23: Aufruf des Reichsbank-Direktoriums zur Einziehung der Papiermark,

der Text wurde im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 54

vom 5. März 1925 abgedruckt.


Die neuen Banknoten riefen bald kriminelle Fälscher auf den Plan. So setzte das Reichsbank-Direktorium Belohnungen in Höhe bis zu 6.000 Reichsmark für die Ergreifung von Fälschern aus. Auf dem Plakat vom 5. Oktober 1925 konnte man u. a. lesen „...Die ersten in Leipzig aufgetauchten Stücke trugen sämtlich die Nummer T 1970178, die übrigen Stücke die Nummern B1307801, C 0178971, F 1640197 und F 1640130. …“. Reichsbank-Fälschungen sind in privaten und staatlichen Sammlungen vorhanden.[3]


Bei der Reichsbank wurden schon danach neue Entwürfe von Reichsbanknoten eingereicht.[4] Die folgende sog. Wirtschaftsserie entstand aber erst nach 1928. Ab 22. Dezember 1930 gelangten neue 20-RM-Banknoten (22. Januar 1929) in Umlauf – es folgten neue 10-RM-Banknoten (22. Januar 1929) am 17. Februar 1931, neue 50-RM-Banknoten (30. März 1933) am 26. März 1934, neue 100-RM-Banknoten (24. Juni 1935) am 30. Mai 1936 und die lange in den Tresoren gelagerten neuen 1000-RM-Banknoten (22. Februar 1936) am 25. September 1944.

Die Gestalter der 1. Reichsmark-Serie von 1924 sind namentlich unbekannt, die Entwürfe entstanden im Atelier der Reichsdruckerei. Für die 2. Serie 1929 bis 1936 wurden die Arbeiten von Prof. Langer und Prof. Scheurich realisiert.



Abb. 24: Reichsbankpräsident Dr. Schacht (links) hält eine 1000-RM-Banknoten von 1936 in den Händen; Prof. Paul Scheurich (rechts) gestaltete die Rückseite (Foto: Albrecht Ritschl, in: „Von der Reichsbank zur Bundesbank“, Frankfurt am Main, 2024, S. 28).











Die letzten von der Reichsbank ausgegebenen Scheine waren die 5-RM-Banknoten

(1. August 1942), ab 17. Juni 1943 im Umlauf, und die 20-RM-Banknoten (16. Juni 1939) gab man erst nach dem 19. Februar 1945 aus. Die Banknoten der unvollständigen 3. Serie gestalteten Prof. Seger, Dr. Zick und Walter Riemer.


Am 13. Oktober 1933 wurden die Reichsbanknoten zu 10 RM 1924 zum Umtausch aufgerufen und waren ab 1. März 1934 keine gültigen Zahlungsmittel mehr. Die 20-RM-Banknoten von 1924 wurden ab 1. Juli 1935 ungültig; beide Werte wurden durch die Ausgaben mit Datum

22. Januar 1929 ersetzt. Die 1924-er Banknoten zu 50, 100 und 1000 RM galten bis zu den Währungsreformen im Juni 1948; in den vom Deutschen Reich während des Zweiten Weltkriegs besetzten Gebieten, in Österreich und im abgetrennten Saarland kam die Reichsmark schon früher außer Kurs. Die Scheine der vier Privatnotenbanken verloren ihre Gültigkeit am 2. April 1936, konnten aber noch bis 2. Juli 1936 umgetauscht werden.[5]

Die letzten ausgegebenen, auf Reichsmark lautende Geldscheine waren die Notgelder von 1945 und von 1947.






Abb. 25: 1 Reichsmark 1947,

Vs., Gebührenmarke des Amtes Warstein,

mit Aufdruck „gültig bis 31.12.1947“; bekannt sind 1947-er Ersatzgelder zu 1 Reichsmark

auch aus Eitorf, Görlitz, Holzhausen, Jülich, Kirchheimbolanden, Marl, Vreden und Zwickau sowie zu 5 Reichsmark aus Vreden (Gutschein der Fa. C. Hecking,

20. August 1947)






Michael H. Schöne


Abbildungen

Sämtliche Reichsmark-Musterscheine aus der Muster-Sammlung des Geheimen Finanzrats Otto Karl Seiffert, der Mitglied des Reichsbankpräsidiums war und dessen Faksimile-Unterschrift sich auch auf den Reichsbanknoten findet.


Quellen

[1] „Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger“ Nr. 208 vom 3. September 1924 (veröffentlicht im RGBl. II, S. 235–246)

[2] Akten der Reichskanzler, Band 1, Dokument Nr. 31 „Das Reichsbank-Direktorium an Staatssekretär Bracht“ 17. Dezember 1923

[3] https://www.moneypedia.de – 2014: „Behandlung falscher Reichsbanknoten“; https://www.geldscheine-online.com – „Fälscher & Falschgeld: Die Papiergeldfälschung“,

Teil 22, Karlheinz Walz, 4. August 2021; https://www.geldscheine-online.com

„Lexikon: Internationale Kriminalpolizeiliche Kommission“, Albert Pick, 9. April 1924

[4] https://www.geldscheine-online.com – „Aus privaten Sammlungen: Probedruck zu 20 RM vom 2. Januar 1926“, Hans-Ludwig Grabowski, 13. Mai 2020, sowie „Die deutschen Banknoten ab 1871“, Hans-Ludwig Grabowski, 2023 (DEU-175, -179 ... -182)

[5] Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, Nr. 298 vom 21. Dezember 1935 (Verordnung über den Aufruf, die Einziehung und die Vernichtung von Noten der Privatnotenbanken), Nr. 303 vom 30. Dezember 1935 (Württembergische Notenbank und Badische Bank) und Nr. 304 vom 31. Dezember 1935 (Bayerische Notenbank und Sächsische Bank zu Dresden)

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