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AutorenbildUwe Bronnert

Was wäre Weihnachten ohne Weihnachtsbaum?

Aktualisiert: 14. Nov. 2023

Lauscha und die Welt der Glaskugeln

Für die meisten Deutschen symbolisiert die geschmückte Tanne den Mittelpunkt des Weihnachtsfestes. Traditionell wird in den meisten Familien jedes Jahr vor Heiligabend ein Nadelbaum aufgestellt und festlich mit Kerzen, Kugeln, Engeln, Lametta, einem Stern als Spitze und manchmal auch mit Lebkuchen, Nüssen und Süßigkeiten dekoriert.

Am Weihnachtsabend versammelt sich die Familie dann um den Christbaum. Die Kerzen brennen und tauchen das sonst dunkle Wohnzimmer in ein warmes Licht; Kinderaugen strahlen erwartungsvoll, bis endlich die Bescherung erfolgt und die unter dem Baum gelegten Geschenke ausgepackt werden dürfen.


Wo liegt der Ursprung dieses Brauches, eine Tanne aufzustellen? Schon in heidnischer Zeit holte man sich um die Wintersonnenwende sogenannte Wintermaien, grüne Zweige, ins Haus. Diese waren in der dunklen Jahreszeit ein Zeichen des Lebens und versprachen Schutz vor den bösen Geistern. Zusätzlich dienten sie als Symbol der Fruchtbarkeit und Gesundheit. Im ausgehenden Mittelalter vermischte sich diese heidnische Sitte mit dem Christlichem. 1419 soll die Zunft der Bäcker in Freiburg im Breisgau einen Weihnachtsbaum mit Lebkuchen, Äpfeln und Nüssen geschmückt haben. Martin Luther und andere Reformatoren erklärten den Christbaum zum Weihnachtssymbol. Zunächst wurden sie noch ohne Kerzen in den Stuben aufgehängt und erst ab 1730 durch Kerzen erleuchtet. Diese Lichterbäume standen zunächst nur in Häusern evangelischer Familien. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, in der Zeit der Freiheitskriege gegen Napoleon, begann der Tannenbaum als Sinnbild des Deutschtums seinen Siegeszug in den Stuben – unabhängig von der Glaubensrichtung.

Mit Säkularisierung der deutschen Gesellschaft wurde der Weihnachtsbaum zum Ersatz religiöser Inhalte.


Von Deutschland aus trat der Weihnachtsbaum seinen weltweiten Siegeszug an. 1832 stellte ein deutschstämmiger Harvard-Professor einen Weihnachtsbaum in seinem Wohnhaus auf und brachte damit den Brauch nach Nordamerika. 1891 stand erstmals ein „Christmas Tree“ vor dem Weißen Haus in Washington und im Jahr 1982 ließ Papst Johannes Paul II. den ersten Weihnachtsbaum auf dem Petersplatz in Rom aufstellen.


Dekorierte man die Weihnachtsbäume zunächst mit Lebkuchen, Äpfeln und Nüssen, so vollzog sich im Laufe des 18. Und 19. Jahrhunderts ein Wechsel. Statt der Lebensmittel wurden Nachbildungen und andere Alltagsgegenstände wie Tiere, Spielzeug, Instrumente und Engel angebracht. Für diese Anhänger entwickelte sich eine eigene Fertigungsindustrie.


In der Gemeinde Lauscha im Thüringer Wald wurden 1848 die ersten Christbaumkugeln aus Glas hergestellt, sechs Dutzend in verschiedenen Größen. Es sollten noch einige Jahre ins Land gehen, bis Kaufhausgründer Frank Winfield Woolworth die Glaskugeln entdeckte und in die USA importierte. Das Produkt war so beliebt, dass sich ein bedeutender Wirtschaftszweig entwickelte. Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die beliebten Weihnachtskugeln ausschließlich in Lauscha gefertigt. Die Glaskugeln werden auch heute noch in traditioneller Handarbeit in verschiedenen Größen, Farben und Mustern hergestellt.


Abb. 1.1: Lauscha, Gemeinde, April 1921, 50 Pfennig, mit roter Kennziffer, Vorderseite.


Abb. 1.2: Lauscha, Gemeinde, April 1921, 50 Pfennig, mit roter Kennziffer, Rückseite.


Zeichenlehrer Karl Eckstein entwarf für die Gemeinde Lauscha einen 50-Pfennig-Schein. Auf der Vorderseite befindet sich die 1905 niedergelegte alte Glashütte, die Wiege der Lauschaer Industrie mit Angabe der Jahreszahl 1597 – 1905; rechts und links von Christbäumen flankiert, darunter der Sinnspruch „In aller Welt Lauschaer Christbaumschmuck gefällt“. „Die Rückseite zeigt einen Glasbläser, der in seiner vereinfachten, beinahe stilisierten Wiedergabe darauf gerichtet ist, den Hergang bei der Arbeit möglichst klar vor Augen zu führen. Die umrahmende Girlande ist in Tannenzweigen mit Glaskugeln ausgeführt, wie auch der Grund von diesem Motiv beherrscht wird.“ (Auszug aus einer Zeitungsmeldung). Neben der Girlande die Abkürzung des Künstlers „K“ und „E“. Darunter steht zweimal der Wert des Scheins „50 Pfennig“ und die Kontrollnummer, entweder in roter oder schwarzer Farbe. Über der Wertangabe „Gemeinde Lauscha S-M / April 1921“. Der Schein wurde in vier Farbendruck auf Papier mit Wasserzeichen „Kreuz im Quadrat“ hergestellte. Der Ortszusatz "S-M" steht für das Gebiet des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Meiningen.


Abb. 2.1: Lauscha, Gemeinde, April 1921, 50 Pfennig, mit schwarzer Kennziffer, Vorderseite.


Abb. 2.1: Lauscha, Gemeinde, April 1921, 50 Pfennig, mit schwarzer Kennziffer, Vorderseite.


Dieser Ausgabe, die den Serienscheinen zugerechnet wird, ging eine Verkehrsschein-Ausgabe zu 50 Pfennig voraus, die ebenfalls das wichtigste Erzeugnis der Gemeinde zeigt. Der Schein datiert vom Februar 1920. Auf der Vorderseite findet sich rechts und links der Wertzahl ein Tannenzweig mit Christbaumschmuck. Auch von diesem Schein gibt es zwei deutlich unterscheidbare Varianten. Die erste wurde auf Papier mit dem Wasserzeichen „helle Kreuze“ gedruckt, ist im Unterdruck hellgraugrün oder dunkelgrün und hat eine schwarze Kontrollnummer; die zweite ist im Unterdruck hellgrün und weist das Wasserzeichen „Tropfen“ auf. Sie kommt sowohl mit schwarzer wie auch roter Kontrollnummer vor.


Abb. 3.1: Lauscha, Gemeinde, Februar 1920, 50 Pfennig, mit schwarzer Kennziffer, Vorderseite.


Abb. 3.2: Lauscha, Gemeinde, Februar 1920, 50 Pfennig, mit schwarzer Kennziffer, Rückseite.


Abb. 4.1: Lauscha, Gemeinde, Februar 1920, 50 Pfennig, mit roter Kennziffer, Vorderseite.


Abb. 4.2: Lauscha, Gemeinde, Februar 1920, 50 Pfennig, mit roter Kennziffer, Rückseite.


Vollständigkeitshalber sei auch auf die Ausgabe mit der Jahreszahl 1919 hingewiesen. Auch von dieser Ausgabe gibt es zwei Varianten. Einmal auf Papier mit dem Wasserzeichen „Stern-Sechseckmuster“ gedruckt; eine zweite Variante mit dem Wasserzeichen „Sechseckflechtwerk“. Auf der Rückseite der Scheine werden verschiedenen Produkte der heimischen Glasindustrie vorgestellt.


Abb. 5.1: Lauscha, Gemeinde, 1919, 50 Pfennig, Vorderseite.


Abb. 5.1: Lauscha, Gemeinde, 1919, 50 Pfennig, Vorderseite.


Uwe Bronnert

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