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AutorenbildHans-Georg Glasemann

Wertbeständige Bremer Schatzanweisungen 1924

Als in der Hyperinflation des Jahres 1923 die deutsche Mark-Währung zusammenbrach, mussten viele Kommunen nach kreativen Lösungen suchen, um ihre Infrastrukturmaßnahmen zu finanzieren und wertbeständiges Notgeld zu schaffen. Eine aus der Not geborene Finanzinnovation waren in dieser Zeit die „wertbeständigen Anleihen“, die auf der Basis von Goldmark, Dollar, Roggen, Weizen, Kohle etc. bis Ende 1923 verstärkt in Umlauf kamen und in kleinen Stückelungen auch als wertbeständiges Notgeld genutzt wurden. Die Hansestadt Bremen begab 1923 eine Dollaranleihe, die sie in Form von Anteilscheinen in kleineren Nennwerten verbriefte. 1924 wurden die stark abgenutzten Anteilscheine in Bremer Dollar-Schatzanweisungen umgetauscht.


Im Oktober 1923 beschloss der Senat des Staates Bremen die Ausgabe einer in Anteilscheine gestückelten Dollaranleihe im Gesamtwert von einer Million Dollar nordamerikanischer Währung (= 4,2 Millionen Goldmark). Die Anteilsscheine waren Inhaberpapiere und dienten insbesondere dazu, tägliche Einkäufe zu tätigen, ohne sie mit Unmengen von täglich wertloser werdenden Papiermark bezahlen zu müssen. Als Sicherheit für die Dollaranleihe bzw. deren Anteilscheine haftete der Bremer Staat mit seinen gesamten Einkünften und seinem gesamten Vermögen. Es wurden in sieben Serien wertbeständige, als Notgeld verwendbare Anteilsscheine an der Dollaranleihe mit den Nennwerten 1/100, 1/50, 1/10, 1/5, ½, 1, 5 und 10 Dollar ausgegeben.


Bremischer Staat, Dollaranleihe Reihe 1 von 1923 über 1 Dollar nordamerikanischer Währung (= 4,20 Mark Gold), ausgegeben von der Finanzdeputation Bremen am 22. Oktober 1923, Vorder- und Rückseite.


Die Inhaber der am 22. Oktober 1923 ausgegebenen Anteilscheine waren berechtigt nach rund fünf Monaten am 31. März 1924 bei der Staatshauptkasse nach ihrer Wahl

  • entweder eine vom 1. April 1924 an mit 5 Prozent verzinsliche und am 15. Oktober 1926 rückzahlbare Schatzanweisung des Bremischen Staates in gleichem Dollarbetrag

  • oder den Gegenwert des Nennbetrags in Reichswährung nach dem Mittelkurs der letzten dem 31. März 1924 vorhergehenden amtliche Notierung für Kabel New York zu fordern.


Als Anfang 1924 wegen starker Abnutzung im Umlauf mit der Einlösung der Anteilscheine begonnen werden musste, gab die Finanzdeputation mit Ausgabedatum 10. März 1924 als Ersatz eine neue Serie zu 1, 5, 10 und 20 Dollar bzw. 4,20, 21, 42 und 84 Goldmark (zinslos) „Bremer Schatzanweisungen, Serie 1“ aus. Die Aktienzertifikate und die für Januar 1927 zur Rückzahlung vorgesehenen Schatzanweisungen waren bis zum 23. Januar 1925 im Umlauf. Auf Veranlassung des Reichsfinanzministers, der dieses nicht genehmigte Notgeld duldete, wurden sie jedoch ab dem 30. Mai 1924 nicht mehr neu ausgegeben; stattdessen ließ der Minister eine bessere Versorgung Bremens mit Rentenmarkscheinen veranlassen. Das Emissionsvolumen der Schatzanweisungen betrug 2.400.000 Dollar. Die Schatzanweisungen sind äußerst seltene Wertpapiere.


Zinslose Bremer Dollar-Schatzanweisung Reihe 1, ausgegeben über 1 Dollar nordamerikanischer Währung (= 4,20 Mark Gold) von der Finanzdeputation des Bremischen Staats, datiert Bremen den 10. März 1924, rückzahlbar im Januar 1927, Vorder- und Rückseite.


Zinslose Bremer Dollar-Schatzanweisung Reihe 1, ausgegeben über 5 Dollar nordamerikanischer Währung (= 21 Mark Gold) von der Finanzdeputation des Bremischen Staats, datiert Bremen den 10. März 1924, rückzahlbar im Januar 1927, Vorder- und Rückseite.


Zinslose Bremer Dollar-Schatzanweisung Reihe 1, ausgegeben über 10 Dollar nordamerikanischer Währung (= 42 Mark Gold) von der Finanzdeputation des Bremischen Staats, datiert Bremen den 10. März 1924, rückzahlbar im Januar 1927, Vorderseite.


Zinslose Bremer Dollar-Schatzanweisung Reihe 1, ausgegeben über 20 Dollar nordamerikanischer Währung (= 84 Mark Gold) von der Finanzdeputation des Bremischen Staats, datiert Bremen den 10. März 1924, rückzahlbar im Januar 1927, Vorder- und Rückseite.



Hans-Georg Glasemann


Bildquelle: Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski.

Literaturhinweis: Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962.


Literaturempfehlung:


Manfred Müller:

Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924


Titel: Gietl Verlag

ISBN: 978-3-86646-519-0

Auflage: 1. Auflage 2011

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen

Cover-Typ: Broschur

Seitenanzahl: 608

Preis: 39,90 Euro




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