Nur fünf Emissionen von wertbeständigem Notgeld über den Sachwert Fett (Fettgutscheine) sind 1923 im Deutschen Reich bekannt geworden.
Der über ,,1 Pfund gutes Schweineschmalz oder andere Lebensmittel im gleichen Wert“ ausgestellte Schein der Lederfabrik Friedrich Stadermann G.m.b.H., Oberursel am Taunus, erschien zusammen mit Mehl- und Brotgutscheinen (Mehlkarten: 2 Pfund, Brotkarten 3 Pfund) dieser Firma. Das Schweineschmalz und die gleichwertigen anderen Lebensmittel könnten nur bei der Vertragsfirma L. Müller in Oberursel, Vorstadt 5, bezogen werden.
Zwei gleichzeitige Ausgaben liegen aus Schlesien vor. Die Deutsche Wollenwaren-Manufaktur A.-G. in Grünberg/ Schlesien emittierte am 24. Oktober 1923 Gutscheine über ½ und 1 Pfund Margarine, die Gruschwitz Textilwerke Aktiengesellschaft in Neusalz (Oder) am 25. Oktober 1923 Scheine über gleiche Mengen und Werte (30 bzw. 60 Goldpfennig).
Deutsche Wollenwaren-Manufaktur A.-G., Gutschein über ½ Pfund Margarine im Werte
von 30 Goldpfennig. Ausgegeben Grünberg in Schlesien am 24. Oktober 1923.
Deutsche Wollenwaren-Manufaktur A.-G., Gutschein über 1 Pfund Margarine im Werte
von 60 Goldpfennig. Ausgegeben Grünberg in Schlesien am 24. Oktober 1923.
Gruschwitz Textilwerke Aktiengesellschaft, Gutschein über 60 Goldpfennig oder 1 Pfund Margarine. Ausgegeben in Neusalz (Oder) am 25. Oktober 1923.
Der Interessenverband der Importeure ausländischer Fleisch- und Fettwaren, Köln-Schlachthof, brachte mit Datum 1. November 1923 wertbeständige Gutscheine über 1, 5 und 10 Pfund Schmalz (amerikanische Ia Qualität), über 1 Pfund Rinderfett, gleiche Qualität, und 1 Pfund Margarine (Ia Qualität, 1 Pfund-Packung) in den Verkehr. Nach ihrem Text war Sachdeckung in voller Höhe der ausgegebenen Menge vorhanden. So heißt es z.B.:
„Der Wert dieses Gutscheines ist gleich dem Großhandelspreis für 1 Pfund amerikanisches Schmalz, Ia Qualität. Gegen diesen Gutschein erhält der Inhaber in den Detailgeschäften
1 Pfund Schmalz, wenn er bis zu 20% des in dem betreffenden Geschäfte geltenden Kleinverkaufspreises zuzahlt. Die Geschäfte erhalten gegen jeden Gutschein bei Vorzeigung von mindestens 50 Stück, Schmalz ohne Zuzahlung ausgeliefert durch die Geschäftsstelle“. Die Herausgeber hatten also die Verdienstspanne der Kleinverteiler berücksichtigt und sie auf „bis zu 20 %“ bemessen.
Interessenverband der Importeure ausländischer Fleisch- und Fettwaren, Wertbeständige Gutscheine über Schmalz und Rinderfett, ausgestellt in Köln am 1. November 1923.
Schließlich existieren noch Scheine des Kaufhauses Adolf Schubert in Wald (Rheinland) vom 14. August 1923 über ,,1 Pfund Fett oder Speck im Wert von 800.000 Mark", von denen aber nicht bekannt ist, ob sie im Verkehr als Notgeld verwendet wurden.
Hans-Georg Glasemann
Bildquelle: Privat/ Literaturhinweis: Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962.
Literaturempfehlung:
Manfred Müller:
Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924
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ISBN: 978-3-86646-519-0
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